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FODN - 69/02/2018

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Von Gerhard Gratz

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45 musste er mit seinem Va-

ter aus Jugoslawien flüchten.

Nach Osttirol. Und die Familie

Rainer, vulgo Lederer, in Nikolsdorf

– Lengberg haben die beiden im März

1945 aufgenommen. Sein Vater bekam

Arbeit im Sägewerk und Michael wurde

Knecht beim Ledererbauer. Die ersten

zwei Jahre war er Hirte. Dann Fütte-

rer und Melker und später wurden ihm

die Pferde anvertraut. Er durfte in den

Jahren 1950, 51, 52, die Landwirtschaft-

liche Schule in Lienz besuchen und als

Knecht so richtig Bauer praktizieren.

Beim Lederer war ich zu Hause, da war

ich so richtig daheim, hat er immer ge-

sagt. Dort kannte man ihn damals unter

dem Namen „Lederer Michl“.

Der Kaplan Adolf Rainer hat ihn in

der gerade neu geweihten Kapelle zum

Mesner gemacht. Und in den folgenden

Jahren musste sich Michael dann ent-

scheiden. Bauer oder Priester. Und die

Entscheidung viel auf Priester. Er stu-

dierte von 1956 bis 1960 in Stams und

nach bestandener Matura kam er ins

Priesterseminar nach Innsbruck. Dort

wurde er am 29.06.1966 im Dom zu St.

Jakob vom Bischof Paulus Rusch zum

Priester geweiht. Die Primiz durfte er

am 17.07.1966 in Nikolsdorf und dann

in seiner Heimatpfarre Bohinjska Bela

feiern.

Sein priesterliches Wirken begann er

1966 als Kooperator in Matrei am Bren-

ner bei Dekan Handle.

1974 übernahm er dann die Pfarre in

Pfunds. Dorthin holte er 1975 seinen

Vater zu sich in den Pfarrhof und pflegte

ihn liebevoll bis zu seinem Tod 1987 im

92. Lebensjahr. In Pfunds brauchte er

aber auch eine Haushälterin. Und so trat

Christine in seinen Dienst. Ihrem Sohn

Johannes war Pfarrer Michael so etwas

wie ein Ersatzvater.

1990 übernahm er dann die Pfarre

in Kals am Großglockner. 1997 verlieh

ihm Bischof Reinhold Stecher den Titel

Konsiliarius. 2007 durfte er in Pension

gehen, betreute allerdings die Pfarre

Kals noch bis 2011.

Danach zog er mit seiner Haushälterin

Christine nach Oberlienz, wo sich Jo-

hanne mit seiner Familie um die beiden

kümmerte. Die letzten Jahre verbrachte

der Pfarrer im Altenheim in Debant, wo

er dann am 7. April im 88. Lebensjahr

heimgeholt wurde.

Ein denkwürdiger 26. August 1958

Michael Bernot und Josef Falkner

stiegen zur Adlersruhe auf. Oben fragte

der Vestl Lindsberger, ob er sich ihnen

anschließen darf. Und es ging zu dritt

auf den Großglockner. Dass Jahre spä-

ter beide in Kals landen würden, der

Vestl als Lehrer und der Michl als Pfar-

rer, wer hätte das gedacht.

Im Pfarrbrief vom 2. Juli 2016

schrieb unser Pfarrer:

„Ich war mit ganzer Kraft Bauer, mir

waren die Dinge, Stall, Feld und Tiere

anvertraut. Und es hat mir gefallen und

ich habe mich riesig gefreut, über die

Arbeit, über die Natur, über Saat und

über die Ernte, und ich war gesund und

stark, und ich habe gesungen. Und dann

kam der Ruf, so ganz anders, so uner-

wartet. Wie wäre es wenn? Und dann

habe ich die ganzen Jahre durchgestan-

den und jetzt bin ich 40 Jahre Priester.

Nicht einer mit weiß Gott glänzender

Karriere, der großartigen Taten, nein,

ein ganz einfacher Priester.

Ihm, der mich berufen hat, sei Dank.

Ich bin froh, dass ich Priester geworden

bin“.

Auch wir sind froh, dass du Priester

geworden bist und uns Kalser so lange

begleitet hast. Wir werden dich immer

in unseren Herzen haben.

Pfarrer Michael Bernot

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10. September 1930

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7. April 2018

Geboren wurde Michael am 10. 09. 1930 in Bohinjska Bela in Slowenien. Seine Mutter Ivanka

ist bei der Geburt gestorben. Verwandte und Freunde halfen Vater Hubert, den kleinen Buben

großzuziehen. Ein Bauer sollte er werden, der Michael, in seiner Heimat Oberkrain. Doch das

Schicksal wollte es anders.

PFARRGEMEINDE KALS