![Page Background](./../common/page-substrates/page0031.jpg)
FODN - 69/02/2018
31
Von Gerhard Gratz
19
45 musste er mit seinem Va-
ter aus Jugoslawien flüchten.
Nach Osttirol. Und die Familie
Rainer, vulgo Lederer, in Nikolsdorf
– Lengberg haben die beiden im März
1945 aufgenommen. Sein Vater bekam
Arbeit im Sägewerk und Michael wurde
Knecht beim Ledererbauer. Die ersten
zwei Jahre war er Hirte. Dann Fütte-
rer und Melker und später wurden ihm
die Pferde anvertraut. Er durfte in den
Jahren 1950, 51, 52, die Landwirtschaft-
liche Schule in Lienz besuchen und als
Knecht so richtig Bauer praktizieren.
Beim Lederer war ich zu Hause, da war
ich so richtig daheim, hat er immer ge-
sagt. Dort kannte man ihn damals unter
dem Namen „Lederer Michl“.
Der Kaplan Adolf Rainer hat ihn in
der gerade neu geweihten Kapelle zum
Mesner gemacht. Und in den folgenden
Jahren musste sich Michael dann ent-
scheiden. Bauer oder Priester. Und die
Entscheidung viel auf Priester. Er stu-
dierte von 1956 bis 1960 in Stams und
nach bestandener Matura kam er ins
Priesterseminar nach Innsbruck. Dort
wurde er am 29.06.1966 im Dom zu St.
Jakob vom Bischof Paulus Rusch zum
Priester geweiht. Die Primiz durfte er
am 17.07.1966 in Nikolsdorf und dann
in seiner Heimatpfarre Bohinjska Bela
feiern.
Sein priesterliches Wirken begann er
1966 als Kooperator in Matrei am Bren-
ner bei Dekan Handle.
1974 übernahm er dann die Pfarre in
Pfunds. Dorthin holte er 1975 seinen
Vater zu sich in den Pfarrhof und pflegte
ihn liebevoll bis zu seinem Tod 1987 im
92. Lebensjahr. In Pfunds brauchte er
aber auch eine Haushälterin. Und so trat
Christine in seinen Dienst. Ihrem Sohn
Johannes war Pfarrer Michael so etwas
wie ein Ersatzvater.
1990 übernahm er dann die Pfarre
in Kals am Großglockner. 1997 verlieh
ihm Bischof Reinhold Stecher den Titel
Konsiliarius. 2007 durfte er in Pension
gehen, betreute allerdings die Pfarre
Kals noch bis 2011.
Danach zog er mit seiner Haushälterin
Christine nach Oberlienz, wo sich Jo-
hanne mit seiner Familie um die beiden
kümmerte. Die letzten Jahre verbrachte
der Pfarrer im Altenheim in Debant, wo
er dann am 7. April im 88. Lebensjahr
heimgeholt wurde.
Ein denkwürdiger 26. August 1958
Michael Bernot und Josef Falkner
stiegen zur Adlersruhe auf. Oben fragte
der Vestl Lindsberger, ob er sich ihnen
anschließen darf. Und es ging zu dritt
auf den Großglockner. Dass Jahre spä-
ter beide in Kals landen würden, der
Vestl als Lehrer und der Michl als Pfar-
rer, wer hätte das gedacht.
Im Pfarrbrief vom 2. Juli 2016
schrieb unser Pfarrer:
„Ich war mit ganzer Kraft Bauer, mir
waren die Dinge, Stall, Feld und Tiere
anvertraut. Und es hat mir gefallen und
ich habe mich riesig gefreut, über die
Arbeit, über die Natur, über Saat und
über die Ernte, und ich war gesund und
stark, und ich habe gesungen. Und dann
kam der Ruf, so ganz anders, so uner-
wartet. Wie wäre es wenn? Und dann
habe ich die ganzen Jahre durchgestan-
den und jetzt bin ich 40 Jahre Priester.
Nicht einer mit weiß Gott glänzender
Karriere, der großartigen Taten, nein,
ein ganz einfacher Priester.
Ihm, der mich berufen hat, sei Dank.
Ich bin froh, dass ich Priester geworden
bin“.
Auch wir sind froh, dass du Priester
geworden bist und uns Kalser so lange
begleitet hast. Wir werden dich immer
in unseren Herzen haben.
Pfarrer Michael Bernot
10. September 1930
7. April 2018
Geboren wurde Michael am 10. 09. 1930 in Bohinjska Bela in Slowenien. Seine Mutter Ivanka
ist bei der Geburt gestorben. Verwandte und Freunde halfen Vater Hubert, den kleinen Buben
großzuziehen. Ein Bauer sollte er werden, der Michael, in seiner Heimat Oberkrain. Doch das
Schicksal wollte es anders.
PFARRGEMEINDE KALS