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Dez. 2017
Pfarrer Althuber rettet Tristach
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Ach Himmel, es ist nicht verspielt
Pfarrer Johann Nepomuk Stanislaus Althuber rettet Tristach vor der Brandschatzung durch die Franzosen.
Aus Anlass des 250. Geburtsta-
ges von Andreas Hofer tritt der Tiroler
Freiheitskampf wieder einmal in das
Bewusstsein der Tirolerinnen und Tiro-
ler. Da lohnt es sich, einen Blick auf die
außergewöhnliche Situation in Tristach
zu werfen.
Der französische General Rusca hat-
te aus Rache nach einer Niederlage bei
der Lienzer Klause die Brandschatzung
der umliegenden Dörfer angeordnet.
Schwerste Schäden erlitten Oberlienz,
Oberdrum und Leisach. Tristach blieb
verschont. Das war dem umsichtigen
Denken und den Französischkenntnis-
sen des Pfarrers Althuber zu verdanken.
Der Klerus war wohl aus berech-
tigter Sorge um Glauben und Religion
überwiegend auf der Seite des Wider-
standes. Einige führten ihn sogar an.
Der bekannteste und umstrittenste un-
ter ihnen war der Franziskanerpater Jo-
achim Haspinger. Der Pfarrer Damaszen
Sigmund von Virgen und sein Koopera-
tor Martin Unterkircher wurden wegen
Aufwiegelung zum Tode verurteilt und in
Lienz hingerichtet.
Pfarrer Althuber begegnete dem
„Feind“ menschlich mit Bitten und Güte.
Eine nachahmenswerte Art der Kon-
fliktlösung. Über diese Begegnung gibt
es verschiedene Berichte und Erzäh-
lungen. Gesichert scheint die Aussage,
dass Pfarrer Althuber allein mit einem
weißen Tuch und dem Brevier in der
Hand den mit brennenden Lunten anrü-
ckenden Franzosen entgegen schritt. Er
konnte dem Feind glaubhaft versichern,
dass kein Tristacher bei den Kämpfen in
der Klause beteiligt war. Der Oberst ließ
sich besänftigen und folgte mit seinen
Soldaten der Einladung ins Widum auf
eine bescheidene Jause.
Dass die Tristacher mit Fahnen und
der Monstranz den Franzosen entgegen-
gingen, mag der Fantasie entsprungen
sein. Dass sich mehrere Bauern bei der
Kirche zu Füßen der Brandleger werfen
sollten und um Schonung bitten sollten,
mag als Plan B vorgesehen gewesen
sein.
Am 28. Juli 1845 erschien in den
“Kirchlichen Blättern aus Tirol“ ein be-
merkenswerter Nachruf auf Pfarrer Alt-
huber. Er war 1768 in Taisten in Südti-
rol geboren und erlebte eine glückliche
Kindheit. Vor allem das Vorbild seiner
„kernhaft frommen“ Mutter habe seinen
Charakter geformt.
Seine Ausbildung fiel in die Regie-
rungszeit Josef II. Er war für alles Neue
offen, war lern- und wissbegierig und
gegen ketzerische Strömungen ob sei-
ner gesunden Frömmigkeit immun. Er
studierte mit Eifer Theologie und lernte
nebenbei Französisch und Italienisch.
1791 wurde er in Augsburg zum Pries-
ter geweiht und 1793 kam er nach Tris-
tach, um den altersschwachen Pfarrer
Vinzenz Ragger zu unterstützen. 1801
wurde mit dem Neubau der Kirche be-
gonnen, die 1805 eingeweiht werden
konnte. Pfarrer Althuber war ein sehr
umsichtiger Pfarrer.
Als 1806 Bittgänge und Prozessio-
nen bei Strafe verboten wurden, be-
zahlte er stillschweigend die Strafgelder,
weil sich die Tristacher von ihren Bräu-
chen nicht abhalten ließen. Erst als das
Landgericht einschritt, fügten sie sich
den Vorschriften.
Auch das soziale Verhalten von Alt-
huber war augenscheinlich. Konnte je-
mand den Zins nicht zahlen, so kam er
ihm größtmöglich entgegen, verschenk-
te Getreide an Arme und besonders
arme Kranke waren ihm ans Herz ge-
wachsen. Bei seinen Besuchen ließ er
ihnen unauffällig ein Geldstück zurück.
In den wirren Zeiten der Franzosen-
kriege wurde auch der Lienzer Dekan
und Stadtpfarrer Alderich von Jäger
zu fünf Jahren Freiheitsstrafe wegen
Beteiligung an der Volkserhebung ver-
urteilt. Dekan Jäger wurde nach Trient
und später nach Bozen verbannt und
in Klöstern unter Arrest gestellt. Pfarrer
Althuber wurde auf Befehl des Bischofs
mit den Dekanatsgeschäften betraut.
Seiner Umsicht und Mäßigung gelang
es, die erbitterten Gemüter auszusöh-
nen und den Sinn der Franzosen milde
zu stimmen. Jäger kehrte 1812 als De-
kan nach Lienz zurück.
Pfarrer Althuber konnte sich nun
wieder mit allen Kräften der Seelsorge
in Tristach widmen. 1815 wurde er
endgültig zum Dekan von Lienz bestellt
und wirkte dort mit großem Eifer bis zu
seinem Tode im Oktober 1835.
Die Stadtarmen von Lienz setzte er
als seine Universalerben ein.
Herzlichen Dank an Mag. Alois
Lorenz Wendlinger und Peter Winkler
(Pfarrsekretär St. Andrä) für diverse
Unterlagen.
Burgl Kofler
Gedenktafel an Pfarrer-Dekan Althuber in
der Friedhofskapelle von St. Andrä, Lienz