Seite 8 Dölsacher Dorfzeitung Mai 2017
Zeitzeugen berichten vom Absturz einer
„Messerschmitt 109“ während des Zweiten
Weltkriegs in Debant. Nach dem Fund von
Kleinteilen des Flugzeugs erfolgte eine geo-
magnetische Sondierung. Nun kennt man die
exakte Einschlagstelle.
Nußdorf-Debant – Der Lienzer Roland Domanig be-
fasst sich seit 1998 mit Fliegerschicksalen auf deut-
scher und alliierter Seite in Osttirol. Er recherchierte
etliche Fälle. Als er 2013 eine Notlandung in Debant
erforschte, meldeten sich auch Zeitzeugen, die 1944
ein anderes Ereignis nahe Lienz beobachtet hatten.
Simon Santer und Engelbert Kofler waren die ersten,
die von einem Flugzeugabsturz in Debant während
der Kriegszeit erzählten. In der Folge bestätigten Sil-
vester Lindsberger, Stefanie Egger und Balthasar U
nterguggenberger den Vorfall und schärften mit wei-
teren Informationen den Blick auf das Geschehnis.
Zur Aufschlagstelle gab es vage Angaben. Der Fall-
schirm-Absprung des Piloten war beobachtet worden.
Auch der bekannte, im Jahr 2014 verstorbene Lienzer
Künstler Hermann Pedit wusste von einem Absturz
im Raum Lienz zu erzählen.
„Zu diesem Fall gibt es bisher noch fünf lebende Zeit-
zeugen“, berichtet Domanig. Der frühere HAK-Leh-
rer holte sich die Erlaubnis des Grundbesitzers ein,
mittels Metalldetektor zu suchen. Bei Begehungen
tauchten oberflächlich metallische Kleinteile auf –
darunter jenes Relikt, das nach Recherchen im Inter-
net den entscheidenden Fingerzeig lieferte: die Ab-
deckkappe einer Instrumentenlampe aus dem Cockpit
einer Messerschmitt 109. „Das war ein sensationeller
Fund, der auf den Fliegertyp hinwies“, freut sich
Domanig.
Dem spannenden Thema angenommen hat sich der
Maturant Simon Stadler, der derzeit darüber am Pri-
vaten Oberstufenrealgymnasium Volders seine vor-
wissenschaftliche Arbeit schreibt. Er versucht, die
Absturzursache der Maschine und das Schicksal des
Piloten zu recherchieren und rekonstruieren. Fest
steht, dass in der Lienzer Polizeichronik kein Eintrag
über diesen Absturz vorliegt. „Der historische Hinter-
grund ist wohl, dass ein deutscher Jagdflieger nicht
abstürzt“, betont Simon Stadler.
„Die Propaganda vertuschte
derartige Verlustmeldungen und
wertete diese nur als Überstel-
lungsflug an einzelne leider un-
bekannte Jagdgeschwader.“
Es bleibt die Frage nach Fund-
stücken des Absturzfliegers in
der Tiefe des Bodens – und hier
kam die Archäologie ins Spiel.
Wissenschaftlich ins Visier
nahm die Causa Simons Vater
Harald Stadler vom Institut für
Archäologien der Universität
Innsbruck. Dieser befasst sich
unter anderem mit einem inter-
disziplinären Team seit 2002
mit der Notlandung einer deut-
Flugzeugrätsel aus dem 2. Weltkrieg
zum großen Teil noch ungelöst
Aktualisierter Bericht nach Mag. Claudia Funder, Tiroler Tageszeitung vom 19. Dez. 2016
Me 109 Cockpit mit Lampe rechts.
Absturzplatz mit Markierung. Lienz um 1930.