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Gemeindezeitung Kartitsch
November 2015
Folge 8
Stellungskrieg und Fron-
tausbau
Nach dauernden Kampfhandlun-
gen und erfolgreich verhinderten
Durchbruchversuchen an der
Karnischen Front entwickelte
sich der bisherige Angriffskrieg
im Herbst 1915 zu einem mono-
tonen
Stellungskrieg
mit eigenen
Problemen. Neben sporadischen
Gefechten
und dauer ndem
Ar-
tilleriebeschuss
mussten sich
die Männer den
Gefahren
und
Tücken des
Hochgebirgskrieges
stellen, in dem sich bereits der
nahe Winter ankündigte.
Gleichzeitig wurde seit Ende Mai
mit Nachdruck an der
Frontbefes-
tigung
und am Ausbau der
Verteidigungslinie
gearbeitet.
Soweit möglich, wurden entlang
der gesamten Front
Laufgräben
(Schützengräben) errichtet, viel-
fach doppelt und parallel verlau-
fend an den südseitigen Hängen
des Gegners.
Unterstände
der
Feldwachen,
Artilleriestandplät-
ze
, Verwaltungsgebäude und
Mannschaftsbaracken
mussten
errichtet und Verbindungssteige
angelegt werden. Gefechtsstände
und
Kavernen
im felsigen Gelän-
de erforderten mühsame
Handar-
beit
mit Pickel und Br echeisen,
da technische Bohrgeräte und
Sprengmaterial kaum verfügbar
waren. Streckenweise konnte das
Gelände vom Gegner eingesehen
werden und mussten die Arbeiten
daher
nachts
erfolgen.
Den militärischen Erfordernissen
entsprechend entstanden die
Frontlager
Hochgränten,
Obs-
tans, Filmoor
und
Obertilliach
(im Dorfertal) nach denen ab
1916 die vier
Kampfabschnitte
benannt wurden. In jedem dieser
Standorte waren neben Dienst-,
Offiziers- und Mannschaftsräu-
men, Küche, fallweise Werk-
stätten, Latrinen auch ein Ar-
restgebäude und Marodenhaus
vorgeschrieben, oft auch eine
Bade- und Entlausungs-Station.
Neben den
täglichen Trägerko-
lonnen
, zu denen neben zivilen
Trägern und Landsturmmännern
ab Frühsommer 1915 auch dau-
ernd
Kriegsgefangene
verpflich-
tet wurden, errichteten eigene
Pionier-Truppen ab Kriegsbe-
ginn
Tragtiersaumpfade
und
Fuhrwege
für
Gebirgsgeschüt-
ze
zu den Höhenstellungen im
Hollbruckertal
(Hollbrucker
Eck), zur Schöntalhöhe, über
das Vorderalpl in Obstans zum
Eisenreich, zum Hintersattel im
Erschbaumertal und zum Her-
retkofel im Leitertal. Laut
Schriftverkehr waren Anfang
September 1915 fertig: Trag-
tiersaumweg zur Schöntalhöhe,
überdeckte Verbindungen zu den
Blockhäusern auf der Filmoor,
eine Holzstiege von der Kini-
gatscharte auf das Kinigat-
Plateau, fünf Vorfeldstellungen
im Tilliacher Frontgebiet sowie
Ausbesserungsarbeiten an den
Obstanser Holzbrücken. Am 26.
Sept. 1915 waren einem Bericht
an das Divisions-Kommando zu-
folge im Kartitscher Frontgebiet
14 Blockhäuser
(
Militärbaracken)
errichtet und
sechs
weitere im
Bau, im Tilliacher Frontgebiet
acht
Gebäude fer tig und
drei
Baracken im Bau.
Truppenbewegungen
Im Oktober 1915 verließ das
Deutsche Alpenkorps
die Dolo-
mitenfront. Dabei wurde ihm als
Zeichen der
Anerkennung
und
Wertschätzung vom Tiroler Lan-
desverteidigungskommando die
Verwendung des
Edelweißes
als
Ehrenzeichen
ver liehen. Zur
Verteidigung des Unterabschnit-
tes 10/c rückten die Landsturm-
bataillone IV/2, 24, 29 und 165
nach. Gleichzeitig wurde auch
das Kampfabschnittskommando
Geschützunterstand Filmoor
Kriegsweg Eisenreich – heute