Previous Page  24 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 24 / 32 Next Page
Page Background

24

TRISTACH KREATIV

Juni 2015

Tristach kreativ - Linder Andreas

Schaut´s euch meine Vögel an:

grüne, gelbe, große, kleine,

aber lauter superfeine ...

Jetzt sind sie wohl noch still,

doch nur so lang ich will;

dann fang ich zu locken an,

pfeift jeder was er kann!

Bei den Melodien aus der Ope-

rette „Der Vogelhändler“ ist es nicht

verkehrt, an den „Linder Anda“, Jahr-

gang 1944, zu denken. Obwohl Vogel-

händler trifft es nicht genau, vielmehr

ist Andreas ein talentierter Vogelzüch-

ter und der Handel findet auf den di-

versen Vogelbörsen statt und bezieht

sich außerdem auf Tauschhandel.

Schon in der Kinderzeit haben in

der heimatlichen Linderstube im Winter

Singvögel musiziert. Als der Vogelfang

noch nicht verboten war, hat Andreas

mit seinen Brüdern so man-

chen Stieglitz, Zeisig, Gim-

pel oder Kreuzschnabel

gefangen. In seiner Zeit

als Briefträger (1964-

1969) in Innsbruck

hielt er sich schon

in seiner Wohnung

diverse

Singvögel.

1967 heiratete Andre-

as seine Traudl, die ei-

nen Kanari in ihrer Aus-

steuer mitbrachte. Nach

der Geburt des ersten Kindes

zog die junge Familie nach Tristach und

wohnte im alten Linderhaus. Dort und

in der verwaisten Bienenhütte begann

Andreas ernsthaft mit der Vogelzucht.

Nach dem Neubau des eigenen Hauses

bekamen die Vögel Quartier im ersten

fertigen Raum im Keller.

Inzwischen haben die Vögel vorneh-

me Wohnungen in großzügigen

Volieren. Die Vogelzucht ist

ein aufwändiges, zeitrau-

bendes Hobby. Drei bis

vier Stunden täglich

müssen einkalkuliert

werden, wenn Junge

zu betreuen sind,

manchmal

den

ganzen Vormittag.

So ein Züchter hat von

der Vogelhochzeit bis

zum flugstarken Jungvogel vieles zu

überwachen, Brutzeiten zu notieren, für

Nestmaterial zu sorgen, Wärmelampen

anzubringen, die Jungen zu beringen

und für eine abwechslungsrei-

che Küche zu sorgen.

Da gilt es Hir-

tentäschel, Nacht-

kerzen,

Löwen-

zahnköpfe, Disteln,

Tannen- und Fich-

tenzapfen zu sam-

meln, Sämereien

und Mehlwürmer zu

kaufen, Eier hart zu

kochen und sorgfältig zu

passieren und mit speziel-

lem Aufzuchtfutter zu mischen.

So großer Aufwand muss auch ho-

noriert werden. Viele Jahre reiste er mit

seinen Tieren zu Ausstellungen

und Märkten, nicht nur

quer durch Österreich,

sondern auch nach

Reggio Emilio (Italien),

in die Schweiz und

nach Deutschland.

Die österreichischen

Staatsmeisterschaf-

ten konnte Andreas

mit seinen Züchtungen

oft gewinnen. Auch in-

ternational konnte er große

Erfolge verbuchen. Ausschlag-

gebend für diese Erfolge waren die Ver-

sorgung der Tiere mit Naturfutter und

die großzügigen Flugmöglichkeiten. Zu

diesen Veranstaltungen wurde Andre-

as von seiner Frau Traudl begleitet. Sie

hatte viel Verständnis für das Hobby ih-

res Mannes. Ein paar Jahre züchtete sie

sogar selber erfolgreich Schwarzzeisige.

Vor allem gelang es ihr mit viel

Einfühlungsvermögen, die Vögel für den

Transport zu Ausstellungen fit zumachen.

Für eine erfolgreiche Zucht muss

neben dem Tauschen auch

gelegentlich ein Tier da-

zugekauft werden. Vo-

gelfreunde aus vielen

Ländern kommen

zum Andreas, um

ein

besonderes

Tier einzuhandeln.

Zum Beispiel kam

eine Züchterin aus

Paris, um einen

einzelnen Schwarz-

zeisig zu erwerben.

Andreas hat ein großes

Wissen über die Vogelzucht, er kennt

seine gefiederten Sänger auch mit den

lateinischen Namen und informiert sich

durch Fachliteratur, zeitweise hatte er

zwei „Vogelzeitungen“ abonniert. Er ist

seit 37 Jahren Mitglied beim ÖKB (Ös-

terreichischer Kanarienzüchter Bund).

Mit diesem Verein unternahm er auch

Reisen nach Deutschland, Holland und

einmal zur Weltschau nach Belgien.

In der Zeit der schweren Krank-

heit von Traudl und nach ihrem frühen

Tod 2013 hat Andreas die Zucht nach

und nach etwas eingeschränkt und

beginnt sie jetzt wieder zu erweitern.

Burgl Kofler