Seite 23 - Gemeindezeitungen

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Mai 2014
Dölsacher Dorfzeitung
Seite 23
Klima- bzw. Vegetationszonen am Kilimandscharo zu be-
schreiben. Nach der fast kahlen Savanne liegt aufwärts der
fruchtbare Landwirtschaftsgürtel mit Kaffee, Bananen,
Mais und Weizen, daran anschließend der tropische Re-
genwaldgürtel, der bis maximal 3.300 m Höhe reicht. Dar-
über prägen die dann schon karge, teilweise auch sumpf-
artige Landschaft riesige Gewächse wie Senecien oder Lo-
belien, die weit über „mannshoch“ werden. Die Gipfel-
zone (ab ca. 4.400 m) ist schließlich eine unwirtschaft-
liche Wüste mit zentimetertiefem, kleinschroffigem Lava-
gestein sowie süd-, vor allem aber west- und nordseitigen
Gletscherfeldern. Leider schrumpfte die gesamte Ver-
gletscherung des „Kibo“ in den letzten 100 Jahren (1908-
2009) laut Untersuchungen von damals 12 km
2
auf aktu-
ell nur mehr 1,85 km
2
.
Das erste Zeltlager errichteten wir auf ca. 3.000 m Höhe
mitten im Regenwald, das nächste auf ca. 4.000 m in
schon sehr kargem Gelände. Hier öffnete sich die Vege-
tation, der Blick zum „Mount Meru“ im Westen und zur
„Western-Breach-Wall“ wurde frei. Am Nachmittag er-
folgte Akklimatisationstraining an der „Breakfast-Wall“
getreu dem Motto „go high – sleep low“. Am Abend die-
ses Tages entwickelte sich zwischen dem Bergführer und
mir eine ernsthafte Diskussion über den weiteren Verlauf
unserer geplanten Route. Er wollte nämlich aufgrund des,
laut seinen Ausführungen, „Jahrzehntschlechtwetters-
bzw. Jahrzehntschneefalls“ auf eine der Normalrouten
ausweichen, was jedoch absolut nicht mein Ziel bzw. mein
Wunsch war. Nach zwei angeregten Diskussionsrunden ei-
nigten wir uns dann, doch die geplante „Western-Breach-
Wall“-Variante zu gehen. Am nächsten Tag stiegen wir
weiter zum „Lava Tower Camp“ (ca. 4.650 m) auf, er-
klommen den „Lava Tower“ und wählten die felsige Um-
gebung dann auch als Zeltplatz. Mittlerweile gingen wir
schon ganztags in ca. 10 bis 15 cm hohem Neuschnee.
Darunter lag eine feste Altschnee-/Harschschicht, die
durch einige wärmere Stunden tagsüber entstanden ist.
Auch in dieser Nacht wieder Schneefall ab ca. 4.400 m,
darunter alles nebelverhangen und im Dauerregen. Am
Tag vor dem „Summit Day“ gelangten wir zum letzten
Zeltplatz bei der Besteigung von Westen, dem sogenann-
ten „Arrow Glacier Camp“ auf 4.830 m. Die nördlichen
und westlichen Gletscherfelder bzw. das was davon noch
übrig ist, konnte ich im andauernden Schlechtwetter nur
schlecht erkennen. Einzig an diesem letzten Nachmittag
vor der Besteigung kam – wie zur Erlösung – sturmartiger
Westwind auf. Er blies die Wolken auseinander und ver-
schaffte mir einige „hellere“ Stunden, in denen auch eini-
ge schöne Fotos entstanden sind. Doch der Schein trügte,
wie ich schon einige Stunden später erfahren musste. Kurz
nach Mitternacht brachen wir zwei bei noch fast sternen-
klarer Nacht mit starken Stirnlampen auf zum Gipfel, das
Tempo von Anfang an hoch. Über grobe Geröllfelder –
mit größeren, aus dem Schnee ragenden Felsen – hinauf
zum Fuß der „Western-Breach-Wall“. Über eine kurze
Kletterstelle wurde ein Felsrücken erreicht, der den
Durchstieg zum Krater ermöglichte. Eine weitere Klet-
terpassage am Ende des Rückens führte direkt unter den
Gipfelfoto Kilimandscharo