Seite 28 - Gemeindezeitungen

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Virgen
Aktiv
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I
Virger Lebensbilder
Jeder in Virgen freut sich, wenn man den „Schmiedler Josef“ im Radio mit der
Wettervorhersage hört. Auf dieser Doppelseite beschreibt uns der Akademiker
aus Obermauern, der nunmehr 17 Jahre in Innsbruck lebt, unter anderem seine
Aufgabenbereiche als Meteorologe bei der ZAMG (Zentralanstalt für Meteoro-
logie und Geodynamik) und seine Heimatverbundenheit zu Virgen.
VirgenAktiv:
Wie bzw. wann ist bei dir
das Interesse an der Meteorologie auf-
getreten?
Das Interesse an der Meteorologie kam
bei mir irgendwie schleichend. Kindheit
und Jugend bis hin zur Matura waren
bei mir ganz eindeutig durch das Leben
am und mit dem Bauernhof meiner
Eltern geprägt. Fast alles was am Bauern-
hof passiert (bis aufs „Kälbern“) und die
Arbeiten rundherum sind wetterabhän-
gig. Da wird schon oft und ausführlich
über das Wetter und speziell die Wet-
tervorhersagen geredet und danach ge-
plant oder spontan umgeplant. Nach
dem Präsenzdienst musste ich mich
dann über den weiteren Berufsweg oder
eine Ausbildung entscheiden. Das Stu-
dium „Meteorologie und Geophysik“
interessierte mich in der unendlichen
Vielfalt an Studiengängen am meisten.
Mathematik und Physik sind dabei die
Schwerpunkte und auch ein Teil des
Studiums ist (wahlweise) die Glaziologie
(Gletscherkunde). Zu dieser Zeit begann
nämlich die Leidenschaft zum Bergstei-
gen und Schitourengehen mit meinen
Kollegen in Virgen. Also schien mir die
Ausbildung zumMeteorologen eine gute
Möglichkeit, Stärken und Interessen
sowie Hobbies doch einigermaßen unter
einen Hut zu bringen. Der Studienort
Innsbruck war für mich ebenfalls ein
schwergewichtiges Kriterium, denn ich
wollte nicht weit weg von Osttirol stu-
dieren. Also startete ich im Herbst 1997
das Projekt „wie wird man ein Wetter-
frosch“.
VirgenAktiv:
Wie gestaltet sich die
Ausbildung zum „Wetterfrosch“?
Einen Meteorologen, der hauptsächlich
in der Wettervorhersage tätig ist, be-
zeichnet man umgangssprachlich auch
als „Wetterfrosch“. Tatsächlich ist die
Wettervorhersage nur ein geringer Teil
an Möglichkeiten, die sich einem nach
dem Studium der Meteorologie auftun.
Weitere Arbeitsfelder sind Klima- und
Gletscherforschung, Gutachtertätigkei-
ten bei Fragen über Witterung, Schnee-
und Windlasten, Energiemeteorologie in
Solar- und Windpotentialfragen, IT-
Spezialist bei der Verbesserung von Wet-
ter- und Klimamodellen, Umweltmeteo-
rologie mit Schwerpunkt Schadstoff- und
neuerdings auch Lärmausbreitung, ...
Das Studium der Meteorologie und
Geophysik dauert fünf Jahre und ist seit
kurzem auf die internationale Bachelor-
und Masterschiene umgestellt worden.
Man kann es in Innsbruck, Graz und
Wien absolvieren, wobei die Meteorolo-
gie vertiefend nur in Innsbruck und
Wien studiert werden kann. In Graz ist
der Schwerpunkt der Geophysik, also
alles was mit Erdbeben und Vulkanis-
mus zu tun hat. Ein grundsätzliches
Interesse an Mathematik, Physik und
neuerdings auch Informatik macht
einem das Studium zum Meteorologen
um einiges leichter. Die Wettervorher-
sage, also das „Wetterfroschdasein“ bei
der ZAMG Innsbruck, ist sehr erfüllend
für mich.
VirgenAktiv:
Welche Tätigkeiten zäh-
len zu deinem Aufgabenbereich? (Be-
treust du z. B. auch Bergsteiger?)
Bei der ZAMG Innsbruck liegt mein
Aufgabenschwerpunkt eindeutig in der
Wettervorhersage für Tirol und Vorarl-
berg. Hier sind wir auch für die Unwet-
tervorhersage und -beratung für sämt-
liche Behörden der beiden Bundesländer
verantwortlich. Die Alpinmeteorologie
(Wetterberatung für Bergsteiger im
Alpenraum und darüber hinaus) spielt in
Innsbruck bekannterweise ebenfalls eine
große Rolle. Sie wurde vor mehr als 20
Jahren von Dr. Karl Gabl (mein früherer
Vorgesetzter, seit drei Jahren in Pension)
begonnen. Mittlerweile bin ich auch
Teil eines fünfköpfigen Teams hier bei
der ZAMG Innsbruck, das Bergsteiger
im Alpenraum über den Alpenvereins-
wetterdienst berät und auch Bergsteiger
weltweit über das ZAMG Expeditions-
wetterservice unterstützt. Weitere Auf-
gaben sind die Klimadatenprüfung, das
Schreiben von monatlichen Witterungs-
rückblicken für Tirol und Vorarlberg
MAG. JOSEF LANG
Josef Lang vor
dem Arbeitsplatz
an der ZAMG
Innsbruck.