Seite 67 - Gemeindezeitungen

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FODN - 54/02/2013
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Menschen
... es gibt da so einen urtypischen Kalser Spruch: „Isch jo wurscht.“ ...
„Auszeit“ im landschaftlich reizvollen Dorfertal
BOERRIES GmbH & Co. KG
Mühlenberg 17
D-49699 Lindern
Tel. +49/5957/965475
Web: www.pigpower.de
Mail: buero@pigpower.de
wenn ich als Chef und Inhaber der Fir-
ma eine Kultur lebe, dann spiegelt sich
das insgesamt im Unternehmen wieder
und das ist gut so.
Das Thema Auszeit kommt ja überall
vor, ganz egal in welche Zeitschrift man
reinschaut. Ob das Burnout ist, ob das
einfach Auszeit genannt wird, ob das
psychosomatische Erkrankungen sind,
egal wie es sich äußert - das hat alles
immer mit den gesamten Umfeld zu tun,
mit diesem selbstgemachten Stress. Ich
habe 4 Wochen jetzt keine Nachrichten,
keine Zeitung, keine Magazine, nichts
an Informationen gehabt. Ich weiß im
Moment überhaupt nicht was los ist in
der Welt – die Welt dreht sich aber wei-
ter, auch ohne mich. Sicherlich ist das
eine oder andere passiert, aber nicht
umsonst sagt man, das was in der Zei-
tung steht, kommt von gestern, es steht
nicht drin was morgen passiert. Ich lebe
im Jetzt und Hier und nicht im Gestern.
Da ist jetzt nicht egoistisch gemeint, im
Sinne von „ich lebe nur für mich“, aber
ich lebe mein Leben, ich folge meinen
Werten, ich schaue auf meine Seele und
lebe einfach mein Leben.
Es dauert sicher noch Wochen, diese
vielen Eindrücke noch zu verarbeiten.
Ich weiß ja auch nicht wie mein altes
Umfeld auf mich reagiert, wenn ich wie-
der zurückkomme.
Ich bin weggefahren als immer nur
funktionierender Teil eines Systems
und komme jetzt zurück und muss erst
mal schauen, wie reagieren die alle auf
mich – funktioniert er noch oder hat er
einen Höhenflug?
Es ist so im Gespräch mal rausgekom-
men, dieser Begriff „Therapiezentrum
ohne ausgebildetes Personal“, das macht
schon nachhaltig Sinn. Ich beschäftige
mich mit mir selber. Was macht man
denn sonst? Man beschäftigt sich mit
anderen Dingen, mit Arbeit, mit Nach-
barn, mit allen was um einen herum ist,
was das Leben ausmacht, aber mit sich
selber, das macht ja keiner. Und das ist
eben das Interessante und das Nachhal-
tige. Ich kann von Nachhaltigkeit noch
nicht so sprechen, aber ich denke schon,
dass meine Erfahrung, keine E-Mail,
kein Telefon kein Garnichts, keine Zei-
tung, kein Fernsehen – nur mit sich sel-
ber beschäftigen und sich fragen, was
willst du, was machst du, was tust du -
dass das eine Eigentherapie gewesen ist.
Es war nicht so, dass ich ein Problem
gehabt hätte, dass ich unbedingt etwas
tun musste, weil ich z. B. nicht mehr
den Sinn des Lebens erkannt habe oder
nicht mehr weiter wusste - das war es
nicht, nein. Es ist nur einfach so die Fra-
ge gewesen: kannst du das eigentlich,
geht das eigentlich noch oder bist du
schon ein Junkie, ein Funktionsjunkie,
der immer wieder alles so machen muss,
wie es andere erwarten? Man darf dies
nicht, man tut jenes nicht - das sind alles
so Punkte, da sage ich mittlerweile: wa-
rum eigentlich? Wenn du etwas machen
willst, dann sollst du das auch machen.
Wenn einer im Rückwärtsgang von
Norddeutschland nach Tirol fahren will,
dann soll er das machen – solange er die
Straßenverkehrsordnung einhält ist das
doch kein Problem. Aber jeder andere
würde da sagen, der ist doch deppert.
Für mich war es jedenfalls eine her-
vorragende Zeit, wunderschöne 5 Wo-
chen. Ich bin voller Energie, ich bin völ-
lig entschleunigt. Ich habe kein Problem
damit, ein Telefon einzupacken oder
meine Mails abzufragen, aber wenn
das Telefon klingelt, dann klingelt es
halt, ich muss nicht abheben. Ich kann
ja auch zurückrufen.
Ich habe am 4. Tag eine Tour ge-
macht – vom Lucknerhaus zur Luck-
nerhütte, weiter zur Stüdlhütte über
das Teischnitztal zum Taurer und hier
wieder hoch und das in 6 Stunden. Das
war doch eine ziemlich hammerharte
Tour. Für mich als Flachlandtiroler ist
das sehr gut, aber ich hatte die Zeit im
Nacken und da war ich auch noch nicht
entschleunigt. Heute würde ich sagen,
wenn ich um diese Zeit auf der Stüdl-
hütte wäre und ich würde auf die Uhr
gucken, nö - dann bleib ich erst mal hier
und gehe morgen weiter - heute würde
ich das machen.
Ich kann es nur immer wieder sagen:
es ist phantastisch, dass ich das so ge-
macht habe, dass ich das erleben durfte.
Die Erfahrung, die Lebensweisen der
Menschen hier, die Geschichten die da-
hinterstecken, das war es wert.