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FODN - 55/03/2013
Von Petra Jans
A
uf dem kleinen elterlichen Bau-
ernhof gewöhnte sich die Loise
schon früh an ein Leben in guter
und zahlreicher Gesellschaft: Sage und
schreibe 14 Kinder wurden hier gebo-
ren; leider überlebten vier davon in der
schweren und entbehrlichen Zeit damals
nicht lange, der älteste Bruder fiel im
Krieg. Neun Kinder jedoch entpuppten
sich als lebensfrohe und arbeitsfreudige
Leutchen: Sie leben heute alle noch, die
Älteste mit 91 Jahren – und mitten unter
ihnen die Loise!
Die Volksschulbank, wie es damals
üblich war, drückte die Loise acht Jah-
re lang in Huben. Zu dieser Zeit gab
es noch keine hochmodernen und gut
ausgestatteten Klassenzimmer, im Ge-
genteil: Alle Schüler, so zwischen 50
und 60, waren in einem Klassenzimmer
beisammen, unterrichtet von nur einer
Lehrerin. Gerne erzählt uns die Loi-
se, dass sie mit dieser Lehrerin immer
schon einen guten Kontakt hatte, da sie
bei ihr manchmal nach der Schule ein
bisschen im Haushalt mithalf. Auch
heute besucht sie sie noch manchmal:
Es ist die Holzer Stefanie aus Oberpei-
schlach, die der Loise viel in ihren ers-
ten Lebensjahren lehrte.
Während der Schulzeit war die Loise,
die sich selber als eher schwächliches
Kind beschrieb, immer auf Sommerfri-
sche, aber dieser Spaß hörte sich nach
der Schule auf. Mit 15 Jahren kam sie
nach Oberdrum zu einem Bauern in die
„Ausbildung“: Hier lern-
te sie, die Tiere im Stall
zu versorgen und wich-
tige Fertigkeiten für den
Haushalt. Gerne hätte sie
eine Lehre als Schneide-
rin gemacht, so wie ihr
Vater, aber da das damals
Geld gekostet hat, er-
laubte das Familienober-
haupt nur den Buben in
die Lehre zu gehen. Die
Mädchen wurden eher
wie Betriebshelferinnen
eingesetzt, wie die Loise
die damaligen Verhält-
nisse mit dem Begriff
von heute beschreibt. Wo
gerade Not amMann (der
Frau) war, wurden die
Loise und ihre Schwes-
tern hingeschickt und
halfen dort.
Also lernte die Loise zwar von ihrem
Vater das Schneidern, aber auch in ande-
ren Bereichen war sie geschickt. So kam
es, dass sie in dieser Zeit auch einmal
im Ködnitzhof in Kals aushelfen muss-
te: Damals lernte sie einen Musikanten,
nämlich den „Luckner Rüep“ kennen,
aber zu dieser Zeit ahnte sie noch nicht,
dass sie somit auch ihrem zukünftigen
Ehemann das erste Mal die Hand schüt-
teln konnte. Bevor es aber so weit kam,
passierte noch einiges in ihrem Leben.
Loise arbeitete einige Zeit in der Kon-
ditorei Schmidt in der Lienzer Rosen-
gasse. Dort schnupperte sie schon aus-
giebig die Luft im Gastgewerbe, sowohl
in der Backstube, als auch hinter der
Theke des hauseigenen Cafés. In dieser
Zeit erkannte sie aber, dass sie am liebs-
ten als Köchin arbeiten möchte und so
kam es, dass sie sich auf eine Annonce
des Ägidihofs in Igls meldete. So führte
sie ihr Weg mit jungen 20 Jahren nach
Nordtirol, wo der Chef des Gasthofes
bald erkannte, dass er seinen Koch nicht
mehr brauchte, wenn er die Loise in der
Küche hatte. Folglich begann für sie
eine stressige Zeit, in der sie das wah-
re Gesicht des Gastgewerbes erstmals
richtig zu spüren bekam. Im Ägidihof
arbeitete auch die Liesl, eine Schwester
vom Luckner Rüep, aber als 1953 das
Lucknerhaus in Kals eröffnete, packte
die Liesl ihre Sachen und verabschie-
dete sich von Nordtirol, um daheim im
neuen Betrieb mitzuhelfen.
Von Anfang an hatte sie aber im Sinn,
nicht allein die Küche im Lucknerhaus
zu schmeißen: Sie wollte ihre neue Ar-
beitskollegin Loise mit nach Hause neh-
men. Eigentlich wollte die Loise damals
gar nicht so recht nach Kals, sie wollte
80 Jahre…
und noch kein bisschen müde!
Heuer vor 80 Jahren erblickte die „Luckner Loise“, geborene Putzhuber am Bodnerhof in Hu-
ben das Licht der Welt. Zu diesem Anlass treffen wir sie daheim am Lucknerhof und bitten sie,
mit uns ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern und uns Kalserinnen und Kalsern von
ihrem ereignisreichen Leben zu erzählen.
MENSCHEN