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REPORTAGE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2019
31
möchte. Ich hatte nichts mehr
zu verlieren. Der Missbrauch
des Vaters sprudelte nur so aus
mir heraus. Ich verspürte keine
tiefe Scham mehr, sondern mit
jedem Wort machte sich in mir
eine unendliche Erleichterung
breit. Sie hörte mir geduldig zu.
Danach ging sie, ohne ein Wort
zu sagen, drückte mir nur noch-
mals die Hand, streichelte mir
über die Wange.“ Kathi hatte
das Gefühl, dass etwas in ihr
„aufgebrochen“ sei. „Im posi-
tiven Sinne. Etwas Altes,
Grausliches, Schlechtes. Erst-
mals wurde mir mit einem Male
bewusst, was gesprochene
Worte und bestimmte Gedan-
ken auslösen können, nämlich
eine tiefgreifende Veränderung
der Gefühlswelt und in Folge
eine massive Reaktion des Kör-
pers.“
Wunder der Natur?
Der Krebs verschwand. „Die
Ärzte bezeichneten dies als
wollten trotz unserer Ein-
schränkungen Kinder. Aber sie
waren uns nicht beschert. Ich
hatte mehrere Fehlgeburten.
Dann gab ich unseren Kinder-
wunsch auf.“
Neue Schicksalsschläge
Nach sieben Ehejahren verlor
sie ihren Ehemann durch einen
Unfall. Nach einem Jahr lernte
sie einen Mann kennen, der
seine Frau verloren aber min-
derjährige Kinder hatte. „Darin
sah ich meine Chance“, erzählt
Kathi, die den Kindern dann
eine gute Ersatzmutter wurde.
„Denn ich heiratete deren
Vater“, schmunzelt sie.
Doch innerhalb von wenigen
Jahren starben zwei der Kinder.
„Eines an einer schweren Infek-
tionskrankheit, eines durch
einen Autounfall. Es war ver-
heerend. Ich hing ja mittlerweile
sehr an den Kindern.“ Die Kin-
der sah sie zudem sterben. „Ich
habe diese Szenen noch heute
Trotz vieler Schicksalsschläger ließ sich die Pustertalerin bis heute
nicht unterkiegen.
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g keine Chance
Wunder der Natur, ich heute als
natürlichen Prozess.“ Kathi
konnte das Krankenhaus schon
bald wieder verlassen. „Ich ent-
wickelte einen Scharfsinn
dafür, was ich rede und denke.
Aus mir heraus entstand der un-
bändige Wille, meine Gedan-
ken künftig zu lenken und zu
analysieren, auf diese genau zu
achten, um ‚vernichtende‘ Ge-
danken schnell aus meinem
Kopf zu entfernen. Zunehmend
fühlte ich mich trotz körperli-
cher Behinderung so dermaßen
stark und frei wie noch nie. Ich
konnte sogar eine Arbeit in
einem Sekretariat ergattern.“
Ein Mann mit ähnlichen kör-
perlichen Einschränkungen
wurde ihr Ehemann. „Wir beide
vor meinem inneren Auge.“
Doch Kathi verfiel trotz ihrer
schweren Schicksalsschläge nie
in eine Depression. „Ich achtete
trotz großer Traurigkeit weiter-
hin auf meine Gedanken.“
Gedankenpausen
„Ich zwang mich Pausen
vom Denken einzulegen, kon-
zentrierte mich auf eine schöne
Blume, auf den Himmel mit
seinem Wolkenspiel, auf die
Stricknadeln, die in meinen
Händen klapperten, auf den
Gesang der Vögel und schaffte
es so mich darin völlig zu ver-
lieren – für eine Weile, um neue
Kraft zu schöpfen. Obwohl ich
zeitweise sehr wohl das Gefühl
hatte, dass ich kaum mehr Luft
holen kann und untergehe. So
rasant ging es mit den Schick-
salsschlägen dahin.“
Kathi verlor auch ihren zwei-
ten Ehemann. Er litt an Krebs.
Die anderen Kinder waren
dann alt genug, um auf eigenen
Beinen zu stehen. Irgendwann
erfüllte sie sich ihren Traum
und wagte einen Umzug nach
Holland. „Ich kannte das Land
von vielen Erzählungen und
Bildern her. Als ich dort erst-
mals hinreiste, fühlte ich mich
sofort angekommen.“ Seitdem
lebt Kathi in Holland, „wo be-
hinderte Menschen wie ich
einen besonderen Stellenwert
in der Gesellschaft einnehmen.
Das empfinde ich natürlich als
wunderschön.“ Gerne reist sie
auch immer wieder einmal
„zurück“ nach Osttirol, „um zu
schauen, was sich so tut.