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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

21. JÄNNER 2019

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Weltreisende der Kunst

Herta Hofer,

Mauthen:

Die Malerin, Klangmalerin, Grafikerin und Lyrikerin Herta Hofer aus Mauthen ist ein Begriff, sie erfreut sich nationaler und inter-

nationaler Bekanntheit.

Sie ist eine faszinierende, experi-

mentierfreudige und etwas

ruhelos oder getrieben wirkende

Künstlerin mit Bildern und mit

Worten. Eine Weltreisende der

Kunst. Sie war Geigerin, Kunster-

zieherin, sie malt und macht

Ausstellungen und tut dies nach

wie vor mit großer Begeisterung

und bewundernswertem Elan.

Ob Acryl, Aquarell, Öl, Radie-

rung, Mischtechnik, Holzschnit-

te, Druckgrafik – sie beherrscht

alle Techniken. Ihre Bilder sind

mitreißend in Farbe und Form,

zudem von unerschöpflicher

Intuition, Fantasie und Poesie.

Sie schafft immer neue Farb-,

Form- und Klangvariationen,

weiters Porträts, Landschaften,

dabei verwendet sie vielfältigste

Materialien. Sie ist eine weltge-

reiste Bürgerin, immer ging es

ihr darum, auch andere Kulturen

näher kennenzulernen. Studien-

reisen und Workshops führten

sie in alle fünf Erdteile. Mehr als

35 Länder hat sie bereist. Sie ist

stolze Mutter von Tochter Maja

und Sohn Mark Slattery.

Tritt man in ihr jahrhunderte-

altes, heimelig wirkendes Haus

in Mauthen, dann bekommt

man einen Einblick in ihr vielsei-

tiges und angenehm ausgebrei-

tetes Werk und Stapel voller

Bücher und Schriftstücke. Hier

lebte die gebürtige Wienerin (Jg.

1936) bereits als Kind und Volks-

schülerin bei ihrem Großvater,

dem bekannten Arzt und Alpi-

nisten Dr. Heinrich Koban, der

sie für die Natur begeistert hat.

Später erfolgten aus Wien bzw.

nach ihren Reisen immer wieder

Rückzüge hierher und ab ihrem

50. Lebensjahr hat sie sich end-

gültig im Haus ihrer Vorfahren

niedergelassen, das Werkstätte

und Galerie ist.

In Wien studierte sie Musik und

an der Akademie für bildende

Kunst (Prof. Dobrowsky, Prof.

Melcher und Prof. Boeckl) und

dann auch in Brüssel (bei Rene

Dupont und Charles Swyncop),

nahm an der Salzburger Sommer-

akademie bei Oskar Kokoschka

teil und absolvierte 1964 die

Meisterklasse der Höheren Gra-

fischen Bundeslehranstalt. We-

sentliche Impulse empfing sie von

Kokoschka. „Er wird mir immer

vor allem als Mensch und Hell-

sichtiger in Erinnerung bleiben“,

wie sie einmal festhielt. Er hat ihr

„große Originalität“ bescheinigt.

1975 bis 1978 studierte sie an der

Wiener Musikhochschule bei

Prof. Sündermann Musikalische

Grafik, ab 1972 unterrichtete sie

bildnerische Erziehung in Wien,

ab 1986 bis 1993 am BORG Her-

magor. „Bildnerische Erziehung ist

für die Weiterentwicklung, Selbst-

verwirklichung des Menschen un-

geheuer wichtig“, betont sie.

Bekannt ist Hofer auch als Lyrike-

rin und als Illustratorin von Lyrik-

bänden. U. a. hat sie auch Inge-

borg Bachmanns Gedichte ins Ma-

lerische übersetzt. Viele Arbeiten

sind mit Musik oder Lyrik verbun-

den. Die Malerin spielte bis zu ih-

rem 24. Lebensjahr Geige, auch

Kammermusik und hat später von

der Musik inspirierte Klangbilder

gemacht und mit diesen inter-

national viel Anerkennung erfah-

ren. „Das Musikerlebnis wird

durch eine geistige Transforma-

tion in eine Farbkomposition um-

gesetzt, wobei die Melodie in

Linien, der Klang in Farbe und der

Rhythmus in Formen ausgedrückt

wird“, erklärt die Künstlerin. Farb-

assoziationen und grafisch ge-

setzte Zeilenschritte finden sich

in ihren Gedichten. Lyrik ist für

sie „konzentrierteste Aussage

auf knappstem Raum, Lyrik ist

Lebenskonserve“.

Sie hat an vielen internationalen

Kunsterzieher-Kongressen mit ei-

genen Musik-Dia-Vorträgen über

Musikalische Grafik teilgenom-

men, u. a. in Australien, Hamburg,

Rotterdam, Helsinki, Montreal,

Nigeria. Besonders gern erinnert

sie sich an Rio oder Giverny

(Normandie), wo sie ein paar

Schritte vor dem Seerosengarten

von Claude Monet wohnte, wo-

chenlang täglich darin malte und

im Museum Baudy ausstellte.

Sie bewundert Paul Klee, Kan-

dinsky, Picasso, Kokoschka, Rem-

brandt, Bosch, ebenso auch die

Kunst von Naturvölkern. Hofer

kann auf ihre trocken-lakonische

Art unglaublich viel Erlebtes und

auch Abenteuerliches erzählen.

Über Hofer müsste man lange

Listen schreiben, wenn man auf

ihre zahlreichen Stationen, Aus-

stellungen, ihre Preise und Sti-

pendien näher eingehen wollte.

Erwähnt sei hier die Auszeich-

nung mit dem Theodor Körner-

Preis im Jahr 1990. Ihre Werke

befinden sich in Wien (Albertina,

Kulturamt, etc.) und in zahl-

reichen Galerien, Museen oder

im Privatbesitz, u. a. Ascona,

Sydney, Wellington, Washington,

Kopenhagen.

Hofer ist auch eine große Natur-

liebhaberin, besonders mag sie

das Lesachtal und Gailtal. Von

Kindheit an ist sie begeisterte

Schifahrerin. Weitere Hobbys

sind Langlaufen, Schwimmen

und Wandern. Künftig mit dem

Rad zu fahren, nach dem Sturz,

das überlege sie sich noch, sagt

sie. Die impulsive, frohsinnige

Künstlerin wurde einmal sehr

zutreffend als „schöpferischer

Taifun“ bezeichnet. Allerdings

meint sie, dass der Frohsinn lei-

der weniger werde, wenn sie auf

das turbulente Weltgeschehen

blicke. PS: Am 25. Jänner 2019,

um 19 Uhr, findet eine Vernissa-

ge zu Herta Hofers „Experimen-

telle Farbklänge“ in der Galerie

im Markushof, Italiener Straße

38, in Villach, statt.

Karl Brunner