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20

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

19. FEBER 2018

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Mörderjagd im grünen Revier

Dr. Alexandra Bleyer,

Seeboden:

Der kauzige, grantige Aufsichtsjäger Sepp Flattacher und der Polizist Martin Schober ermitteln im Mölltal in kriminellen Zu-

sammenhängen – genauer gesagt: Autorin Alexandra Bleyer lässt ihre Romanfiguren ermitteln, wobei der Sepp eindeutig

ihre Lieblingsfigur ist. Es geht um Jäger und Gejagte.

Wilde(rer) Spannung bietet ihr

erster Jäger-Krimi „Waid-

mannsdank“ (2016), dem sie

einen zweiten unter dem Titel

„Wenn der Platzhirsch röhrt“

(2017) folgen ließ. Hier muss

sich Flattacher mit seinem ver-

hassten norddeutschen Nach-

barn zusammentun, um des-

sen Wiener Schwiegersohn

abzuwehren. Sepp Flattacher

lässt weder Schwammerl­

sucher mit drei Eierschwam-

merln zu viel im Korb noch

Anhänger von Santa Claus

ungeschoren davonkommen,

geschweige denn Wilderer,

Mafiosi und Mörder. Personen

und Handlung sind von ihr

erfunden

und

erdacht.

Schwarzer Humor, Skurriles

und Schräges kommen bei

Bleyer nicht zu kurz, ihre Ge-

schichten mit viel Lokalkolorit

sind somit amüsant, nie lang-

weilig. Nebenbei bringt sie als

„Stadtmensch" auch viel Wert-

schätzung gegenüber der Natur

und Bodenständigem zum Aus-

druck. Alexandra Bleyer, 1974

geboren, ist inzwischen eine

erfolgreiche Krimi-Autorin. Ihre

Romane haben es auf die öster-

reichischen Bestsellerlisten ge-

schafft. „Mit so großem Erfolg

weit über die Region hinaus

habe ich nicht gerechnet", freut

sie sich über den Zuspruch, den

sie u. a. auch bei Lesungen in

Deutschland bekommen hat.

Zweifellos erfordert das kon-

zentrierte Schreiben sehr viel

Arbeit, Durchhaltevermögen

und Fleiß.

Historische Themen

Die gebürtige Klagenfurterin

lebt mit ihrem Mann Armin (er

ist auch ein gestandener Jäger

und großer Unterstützer sei-

ner schreibenden Frau) und

den beiden Töchtern Astrid

und Anja in Seeboden am

Millstätter See.

Nicht nur Krimis

zu

schreiben

liebt sie. Bleyer

ist promovierte

Historikerin und

hat bereits meh-

rere

populäre

Sachbücher zu

h i s t o r i s c h e n

Themen publi-

ziert, zu Napo­

leon („Auf gegen

N a p o l e o n ! “ ) ,

Metternich („Das

System Metter-

nich"), die Ge-

schichte der Ehe

(„Drum

prüfe,

wer sich ewig

bindet“

oder­

des Elternseins,

u.a.m. Sie stu-

dierte an der

Universität Kla-

genfurt, in ihrer

Dissertation widmete sie sich

der antinapoleonischen öster-

reichischen Kriegspropaganda

des Jahre 1809. Bleyer, vielsei-

tig auch als Kultur- und Wis-

senschaftsjournalistin enga-

giert, veröffentlichte heuer

auch das viele hochaktuelle

Bezüge aufweisende Buch

„Propaganda als Machtinstru-

ment: Fakten, Fakes und Stra-

tegien. Eine Gebrauchsanlei-

tung“. Zu diesem wichtigen

Thema hält sie Vorträge und

Workshops an Schulen und

für Erwachsene ab. Sie be-

schreibt sich als „Historikerin,

Büchernärrin, Kulturjournali-

stin, Buchautorin und Schreib-

beraterin“ und besticht durch

ihre Begeisterung und Leiden-

schaft für Geschichte und Ge-

schichten. Ihr liegen präzise

Darstellung und spannende

Unterhaltung, inkludiert sind

darin auch viele Kärntner Aus-

drücke und Begriffe aus der

Jägersprache, die im Glossar

erklärt werden.

Krimis als Ausgleich

Nach der Veröffentlichung der

ersten Kurzkrimis 2015 in

„Wer mordet schon in

Kärnten? 11 Krimis und 125

Freizeittipps" (zusammen mit

Dorothea Böhme) zeigte sich

schnell: Wer einmal mit dem

(rein literarischen) Morden

anfängt, kann es schwer wie-

der lassen und wird zum

Serientäter. Ihr nächster Krimi

soll im kommenden Jahr

erscheinen – dabei geht es

um eine Todesserie, den

Jagd-Abschussplan und keine

Frage, dass auch Flattacher,

dieses besondere Kaliber,

wieder gehörig mitmitscht,

obwohl er eigentlich nur in

Ruhe jagern möchte. „Krimis

zu schreiben, ist auch ein

Ausgleich zu meinem sons­

tigen wissenschaftlichen Ar-

beiten, denn hier soll ja zur

Recherche und zum Wissen

um tatsächliche Umstände

und Gegebenheiten vor allem

die Fantasie hinzukommen

und aufblühen", sagt sie. Mit

ihrem

leichten

luftigen

Schreibstil spricht sie ein

vielschichtiges breites Publi-

kum an. „Die Figuren ent­

wickeln sich im Lauf des

Schreibprozesses, sie begin-

nen mehr und mehr zu leben

und können auch sehr wider-

spenstig sein“, erklärt sie ihr

großes Interesse, Verwick-

lungen zu inszenieren und

wieder aufzulösen, Fäden

weiterzuspinnen, (schreibend)

auch Blut fließen zu lassen

und für Überraschungen,

Lachen und Schmunzeln zu

sorgen.

Karl Brunner

Dr. Alexandra Bleyer: Ihre Oberkärntner Jägerkrimis finden sehr großes Interes-

se.

Foto: k. brunner