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ZEITZEUGE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2016
21
Freund. „Hinter der Liebburg
befanden sich Schrebergärten.
Dort sah ich meinen Vater vom
Gefängnis aus deuten, dass er
mir etwas schreiben möchte.
Ich bat Otto, meinem Vater
etwas zum Schreiben ins Ge-
fängnis zu schmuggeln, was er
auch tat. Nach einer gewissen
Zeit holte er den beschriebenen
Zettel dann wieder ab. Auf dem
stand eine Botschaft für Frau
Falkner vom Falknerwirt. Ihr
Mann war ja auch im Gefäng-
nis. Mein Vater wollte ihr Be-
scheid geben, was er ausgesagt
hatte und sie aussagen soll. Ich
versteckte den Zettel in meiner
Lederhose und eilte zu ihr. Dies
ging einige Male so hin und
her. Ottos Papa merkte nichts
davon“, so Pirkner, der auch
keine angenehme Zeit in der
damaligen Hauptschule hatte.
„Denn unter den Lehrern waren
auch einige Nazis.“
Ansichtskarte
„ging durch“
Später überstellte man den
Vater ins Gefängnis nach Kla-
genfurt. „Einmal schrieb ich ihm
eine Ansichtskarte, auf der ein
Tannenbaum abgebildet war,
und darunter stand: ‚Trotzig
stellt sich die Tanne in den Weg.‘
Die Karte wurde nicht zensu-
riert, mein Vater wusste aber
genau, was ich meinte“, schmun-
zelt Pirkner. Als der um zwei
Jahre ältere Bruder Gidi ein-
rücken musste, wollte er sich
noch beim Vater verabschieden.
„Sie ließen ihn nicht ins Gefäng-
nis, und er war ganz verzwei-
felt.“ Eine Frau setzte sich dann
dafür ein, dass er dennoch zum
Vater vorgelassen wurde. „Mein
Bruder erzählte mir dann, dass er
den Vater dann zum ersten Mal
weinen sah. Die beiden wussten
ja nicht, ob sie sich jemals wie-
dersehen würden. Später kam
unser Vater als Schreiber bei der
Wehrmacht nach Jugoslawien,
was wir aber nicht wussten.“
Reichssieger
„Meine Mutter mahnte uns
Kinder stets, unauffällig zu
sein. Ansonsten bekomme der
Vater noch mehr Schwierigkei-
ten.“ So war der junge Jos auch
bei der Hitlerjugend, obwohl er
es nicht wollte. Bei Malwettbe-
werben in der Schule wurde er
sogar Gausieger, später Reichs-
sieger. „Auch sägten wir Kin-
der daheim Hakenkreuze. Wir
erfassten überhaupt nicht, was
sofort heim nach Osttirol.“ Das
war 1946. „Wir waren über-
glücklich, dass wir alle überlebt
hatten.“ Später mietete der
Vater eine Wohnung in einem
Haus in der Alleestraße in
Lienz, nachdem die Engländer
von dort ausgezogen waren.
Martina Holzer
Als die zwei SS-Männer in
ihren Ledermänteln zu uns
heim kamen und den Papa ver-
hafteten, wollten sie auch meine
Büchse mit Silbermünzen mit-
nehmen. Mein Vater deutete
mir, dass ich zu weinen begin-
nen soll, was ich auch tat. Das
hat gewirkt. Den Gewehrkol-
ben, der vom Kasten herunter-
schaute, sah die Gestapo nicht.“
Mit dem Vater wurden wei-
tere sechs Lienzer verhaftet.
„Die Gestapo glaubte, sie
wären eine Untergrundorgani-
sation“, erzählt Pirkner. Gut
erinnert er sich auch daran, wie
oft sie den Vater aus dem Ge-
fängnis, das sich hinter der
Liebburg befand, zum Verhör
ins Gestapo-Gebäude (heute
Stadtbibliothek) führten. Dass
man den Vater misshandelt,
wusste man. „Wir warteten
immer bis er von SS-Leuten
wieder zurück ins Gefängnis
gebracht wurde und winkten
ihm sehr traurig zu. Es war eine
schlimme Zeit.“
Zettelschmuggel
Otto, der Sohn des Gefängnis-
wärters, war Pirkners enger
rankommen. „Ich erkannte un-
seren Papa. Das war eine
Freude!“, erinnert sich Pirkner.
Die Familie war fast wieder
komplett. Als der Vater dann in
der Entnazifizierungskommis-
sion vertreten war, erfuhr er,
dass Gidi bei den Amerikanern
in Klagenfurt ist. „Er holte ihn
vor sich ging. Dennoch beka-
men wir mit, dass die Leute da-
rüber redeten, dass jede Woche
ein Russe in Sillian aufgehängt
werde. Das war schlimm“, so
Pirkner.
Ende 1945 war er wieder ein-
mal im Garten in Kartitsch und
sah plötzlich einen Mann he-
Jos mit Freund Otto Plattner (l.) und Bruder Gidi (Mitte).
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