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CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

SEPTEMBER/OKTOBER 2016

21

war ihm die Trentino-Autono-

mie. Und die hatte er erreicht.

Der Chefredakteur des ORF

wollte dazu eine Stellung-

nahme von Karl Gruber. „So

ein Blödsinn!“, brüllte er ins

Telefon und knallte den Hörer

nieder. Drei Jahre später inter-

viewte ich Gruber über seine

erfolgreiche Brasilienreise von

1952. Er war in bester Laune.

Ich erwähnte das Vorhaben

Degasperis. Da lachte Gruber

und meinte: „Zuzutrauen wär‘s

ihm!“ Das war Gruber, stim-

mungsabhängig und stets ge-

reizt bei Fragen zum Pariser

Vertrag.

Nicht auszudenken, was Süd-

tirol erspart geblieben wäre,

hätte Degasperi seinen letzten

Coup gelandet: Kein Sigmund-

skron mit „Los von Trient“,

kein Sprengstoff etc. Und 1990

hätten alle Tiroler eine Selig-

sprechung womöglich noch vor

dem Vatikan abgesegnet.

Kuba für Südtirol

Bei der Südtirol-Debatte vor

der UN-Vollversammlung 1960

platzte plötzlich der Vertreter

Kubas mit der Forderung nach

einer Volksabstimmung – um die

es gar nicht ging – in die Dis-

kussion. Im Gymnasium rätselte

unser Geschichtslehrer darüber

genauso wie die Zeitungen.

Vielleicht wollte Fidel Castro

die USA ärgern, meinte er. Das

wohl kaum, denn England und

Frankreich hatten Südtirol 1915

verschachert, und nicht die

USA. Jedenfalls irritierte Kubas

Vorstoß ebenso wie vorher die

scheinheilige Frage von Außen-

minister Antonio Segni, warum

Österreich immer von Südtirol

spreche und nicht auch vom

Trentino. Das sei bis 1918 eben-

falls österreichisch gewesen.

Wie sollten etwa afrikanische

Delegierte zwischen Südtirol

und Trentino unterscheiden,

Jahrzehnte vor dem Internet?

Politiker soll man überhaupt

nicht seligsprechen. Sie müssen

für ihr Land lügen. Er zählte

auch eigene Lügen in Rom auf.

Eigentlich waren es Übertrei-

bungen, um mehr zu erreichen.

Ich schloss mit einer Zeitungs-

notiz von 1957. Angeblich habe

Degasperi kurz vor seinem

überraschenden Tod im August

1954 einem Priester anvertraut,

er werde sich als Staatspräsi-

dent – seine Wahl galt als sicher

– für eine Rückgabe Südtirols

an Österreich einsetzen. Ich

habe mich über dieses Polit-

Märchen lustig gemacht. Keine

fünf Minuten nach der Sendung

läutete das Telefon. Redempto-

ristenkloster Innsbruck: „Ich

bin der Priester, dem sich De-

gasperi anvertraut hat.“ Nach

einer Schrecksekunde habe ich

Pater Franz Payr (1913-1996)

gefragt, ob er bereit sei, das im

TV zu wiederholen. „Ich habe

zwar versprochen, darüber zu

schweigen, aber es ist so lange

her, dass wir gerne darüber

sprechen können.“ Und am 9.

März 1990 sprach er darüber im

ORF: Degasperi besuchte wäh-

rend seines Urlaubs am Trasi-

menersee täglich die Messe der

Redemptoristen. Als er dem Ti-

roler Priester begegnete, sprach

der 73-Jährige auch über Südti-

rol. Als Staatspräsident werde

er dafür sorgen, dass Italien

Südtirol zurückgibt, so wie

Frankreich das Saarland. Payrs

Eindruck war, dass Degasperi

der Karlspreis in Aachen 1952

sehr viel bedeutete und er als

großer Europäer in die Ge-

schichte eingehen wollte, der

die Erbfeindschaft zwischen

Italien und Österreich beendet.

Seine letzten Worte waren: „Sie

werden sehen, ich mache es!“

Derselbe Degasperi, der 1914

beim Kaiser für ein öster-

reichisches Trient eintrat, zeigte

40 Jahre später seine völlige

Gleichgültigkeit für die „hei-

lige“ Brennergrenze. Wichtig

Ich fragte Viktoria Stadlmayer.

Sie gehörte in New York zu

Kreiskys Beraterteam. Da gab es

eine Art Kaffeekränzchen für die

wenigen weiblichen Mitglieder

der internationalen Delegatio-

nen. Sie saß zufällig neben einer

Dame aus Kuba. Diese meinte,

sie und die übrigen Kubaner

kennen sich bei dem Südtirol-

Streit überhaupt nicht aus. Als

Kettenraucherin hatte Stadl-

mayer immer Streichhölzer

dabei. Mit diesen zeichnete sie

Österreich und Italien und da-

zwischen das kleine Südtirol.

Und die gerechteste Lösung,

sagte sie, wäre eine Volksab-

stimmung. Kurz darauf glänzte

der Vertreter Kubas mit seinen

Südtirol-Kenntnissen vor der

UNO und forderte die Volksab-

stimmung, Kreisky hat die Kaf-

feekränzchen-Hintergründe nie

erfahren. Er wäre über die Ei-

genmächtigkeit einer Beamtin

eher nicht erfreut gewesen.

Denkmal für Degasperi in Trient.

Die Südtiroler Dornenkrone – Symbol für ein leidendes Volk.

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