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Nummer 7 — 62. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
des Menschen zwischen Gott und dem
Teufel dar. Er arbeitete außer dieser kom-
plexen Thematik, die er in sieben Bildern
bringt, auch die Freskos über den beiden
Seitenaltären, einen Kreuzweg in Sand-
stein, eine Mosaikdarstellung an der
Außenwand der Fatimakapelle und eine
fünfteilige Flügelaltarkrippe für dieses
Gotteshaus. Daß gleichzeitig zahlreiche
kleinere Aufträge, Holzschnitte und
Skulpturen entstanden, rundet das Ge-
samtbild des Künstlers Josef Troyer ab.
Sein Ruf war ein ausgezeichneter, die
in- und ausländische Presse fand für seine
Werke anerkennende Kritiken, die Fach-
literatur würdigte die Arbeiten. In all sei-
nem Schaffen wird ein Hauptanliegen
deutlich: religiöse Inhalte in zeitgemäßer
Art zu verkünden und heimatbezogene
Themen ohne Sentimentalität vorzustellen.
Letzteres gilt in besonderer Weise für
Holzschnitte (Abb. 2). Troyer verwendet
für seine Skulpturen immer sehr sorgfältig
ausgewähltes Holz, meist aus der näheren
Umgebung Prägratens. Mit der Achtung
vor kleinen Dingen und mit viel Liebe
zum Detail schnitzt er immer wieder und
wie er sagt, mit Vorliebe, Krippenfiguren.
Für sensible großformatige Arbeiten in
Sakralräumen wurde er von den Architek-
ten Clemens Holzmeister und Georg
Lippert herangezogen. Es entstanden das
Kriegerdenkmal in der Vorhalle der Kirche
von Heiligenblut und zahlreiche Werke in
Wien und in der Umgebung, in Wiener
Neustadt, Eisenstadt und im Waldviertel.
In Seefeld übernahm der Künstler eine
weitere bedeutende Aufgabe: wieder galt
es, in einen gotischen Raum, jenem der
Kirche von St. Oswald, eine Krippe ein-
zubringen. Wieder wählte er einen Krippen-
altar als Form, er setzte darüber eine große
Gloriole und traf eine hervorragende farb-
liche Gestaltung. Diese Krippe bleibt das
ganze Jahr hindurch stehen.
Hohe Anforderungen an Troyers Kön-
nen wurden gestellt, als er für die Kirche
von Traunstein in Niederösterreich einen
Kreuzweg in Stein meißelte; in diesen Sta-
tionen aus grobgekörntem Kalksandstein
kommen Licht- und Schattenwirkungen
besonders gut zur Geltung. Für Troyers
Arbeitsweise sind gute Entwürfe in Holz,
Ton oder auf Karton und exakte Aus-
führungen charakteristisch. Sie brachten
weitere Aufträge, denen der Künstler mit
der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und
Achtung vor dem jeweils gewählten
Material nachgekommen ist: ein Taufstein,
mehrere Tabernakelgestaltungen für ver-
schiedene Kirchen in und um Wien, ein
auferstehender Christus, der Kreuzweg für
den Chor der Dominikanerinnen in Lienz.
Für dieses „Klösterle“ schuf Troyer auch
zwei Holzrelieftafeln in der Kirche; sie
zeigen Mariä Heimsuchung und die
Ordensheiligen Dominikus und Hyazinth.
Tiefe Schnitte in das Material und gutge-
troffene farbige Lasur begünstigen die
Fernwirkung. Der Künstler scheute auch
vor besonders „harten“ Arbeiten nicht
zurück, er schlug aus Prägratner Serpentin
einen Mädchenkopf und befaßte sich mit
Porträts in Stein so intensiv, daß ein Be-
kannter meinte: „Granit ist ihm nicht hart
Abb. 4:
Kreuzigungs-
gruppe,
Holzrelief in
der Pfarrkir-
che Wien-
Liesing, eine
der sechs
Tafeln, die
während des
Kirchen-
jahres aus-
gewechselt
werden.
Abb. 5:
Kosmas und
Damian, zwei
hl. Ärzte der
Urkirche, die
der Künstler
mit „Der
Theoretiker,
der im hl.
Buch liest,
und der
Praktiker,
der im Mör-
ser Pulver
zerreibt“, be-
zeichnete.