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im Wirts- und Schankgewerbe verhaftet,
was den Vorteil für sich hatte, daß ihr
Kundenkreis relativ groß – Taferne,
Schenke und Gasthaus boten Kommuni-
kationsmöglichkeiten schlechthin – und
ihre Ware neben den öffentlichen Nikolo-
und Jahrmärkten und Kirchtagen auch auf
diesem Wege absetzbar war. Von einer ei-
genen bzw. eigenständigen Lienzer Leb-
zelterzunft sind wir nicht unterrichtet,
ebensowenig davon, ob die Lebzelter,
wenn überhaupt, ein besonderes Verhältnis
zu ihrem Standespatron, dem hl. Ambro-
sius, pflegten und dies in Gemeinsamkeit
taten.
Ihre jeweilige Zugehörigkeit zu einer
heimischen Zunft bzw. Bruderschaft muß
vorausgesetzt werden. Sofern sie ihre wirt-
schaftlichen Anliegen nicht beim Wirts-
gewerbe vertreten sahen, haben wir sie im
Kreise der Müller- und Bäckerzunft anzu-
siedeln. Von zweien ist gesichert, daß sie
der Klagenfurter Lebzelter-Innung an-
gehörten.
Es ist nicht gerade von Belang, in die-
sem Zusammenhang der Geschmackswelt
früherer Generationen nachzuspüren,
doch immerhin von Interesse zu ergrün-
den, mit welch köstlichen Gaumenfreuden
die Lienzer Lebzelter ihre Mitbürger er-
götzten. Diesfalls sind wir durch eine Rei-
he überkommener original-schriftlicher
Alt-Lienzer Lebzelt-Rezepte des 17. bis
19. Jahrhunderts unterrichtet.
Freilich muß einschränkend hinzugefügt
werden, daß die im Anschluß wiedergege-
benen Beispiele nicht das „Authentizitäts-
siegel“ eines Meister-Lebzelters aufweisen
und insoferne nicht ausschließlich für die
Zubereitung der filigranen Gebildge-
bäcke verwendet worden sein müssen –
für die einfacheren Formen mag dies zwei-
fellos zutreffen – sondern aus dem Kreis
und der Küche bester Bürger-, um nicht zu
sagen Herrenhäuser oder eines Stadtpfarr-
herren stammen, die sehr wohl über die
Geheimnisse spezieller Koch- und Back-
künste verfügten.
Nummer 12 –– 65. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Gezäumtes Pferdchen, Wende 18./19. Jahrhundert.
S. Maria Luggau, 1. Hälfte 19. Jahrhundert.
Aus einem Lienzer Kochbuch,
1680/1690, Seite 191:
„Die Hönig Lözelt Guet zu machen.
Nimb 1 Seitl
23
Hönig und
1
4
Pfundt
24
Zugger darein, laß mit einander ein Suth
thuen, hernach nimb sovill Mell als man
nezen kann, Misch das Gewürz darunter
als Zimet Nägl Muscatplie Nuß, Imber
25
ein wenig, pfeffer, auch woll Lemonj
26
,
mach den taig an in der Veste
27
wie ein
germbtaig, Nimb darunter 2 löffl gewas-
serte Germb, 2 löffl voll starken Brantwein
oder ein wenig und den taig wol abge-
schlag(en) und yber nacht an einen war-
men orth stehn lass(en), und in die Mödl
getrukht und kiell gebach(en) kans auch
mit Eier oder butter bestreichen, besser
anstath butter Zugger, so bekhomens ein
schenen glanz.“
Seite 198:
„Die Geduldt Zelten zumachen.
Man nimbt auf 1 Pfundt gefähten Zugger
4 Eier Clar, und 1 oder 2 ganze Eyer
darnach sie grosß sein, selbs ein halbe
Stundt woll abriehren, darnach den Zug-
ger gar woll 3 Virtl Stundt, hernach ge-