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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
66. Jahrgang –– Nummer 4
Orientalische Mauerwespe (Sceliphron curvatum): Lehmzelle mit herausgenommenen
gelähmten Spinnen (nach
GEPP
1995: 162, Abb. 6).
Orientalische Mauerwespe (Sceliphron
curvatum) aus Lavant bei Lienz/Osttirol.
Foto: Helmut Deutsch, Lavant
Die pflanzensaugenden Zikaden sind im
Bezirk noch lange nicht alle bekannt und
nur ein kleiner Teil wurde mitgeteilt (z. B.
die als einzige „singende“ Bergzikade,
Cicadetta montana, vom Bereich der Li-
enzer Klause und bei der Klammbrücke).
Die Amerikanische Büffelzikade ist eine
interessante Adventivart für die Fauna
Osttirols. Bisher wurde allerdings nur ein
Weibchen am Bahndamm bei Gödnach,
670 m, am 6. September 1994 vom Ver-
fasser gesammelt, ein zweites im raschen
Davonflug gesichtet. Die Kontrolle im
Folgejahr blieb leider erfolglos.
Der wissenschaftliche und der deutsche
Name beziehen sich sehr gut auf die Kopf-
form (siehe Abb.)! Das ganze Tier ist sehr
schön grün gefärbt.
Die Art ist in Kanada, USA und Mexiko
heimisch, wurde mit Obstreisern und Reb-
stöcken nach Europa verschleppt und be-
reits 1912 aus Ungarisch-Jugoslawien ge-
meldet, inzwischen aus vielen anderen
europäischen Ländern bekannt. Das Tier
lebt an verschiedenen Laubhölzern und
krautigen Pflanzen.
Für Österreich liegen z. T. vereinzelte
Funde aus den östlichen und südlichen
Bundesländern (Burgenland, Steiermark,
Kärnten) vor, neuerdings aus Ost- und
Nordtirol sowie Südtirol und Trentino. Das
Tier weitet seinen Lebensraum offenbar
beachtlich aus und wird sich vielleicht
auch einbürgern. (Meist nach SCHEDL
1995: Stapfia 37:139-152, 3 Abb., von ihm
wurde das Exemplar aus Osttirol auch be-
stätigt.)
Für die Anfertigung des Fotos habe ich
Helmut Deutsch, Lavant, sehr zu danken.
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Die Amerikanische Büffelzikade
(Stictocephala bisonia)
Amerikanische Büffelzikade (Stictoce-
phala bisonia). Fundort: Gödnach bei
Dölsach (Osttirol) 1994.
Foto: Helmut Deutsch, Lavant
konnten dann auch die Abbildungen
gleich vorgenommen werden. – In einem
wurde auch noch das Vorkommen eines
Hornissennestes (Vespa crabro) aus dem
Jahre 1996 im Wirtschaftsgebäude
(Strohlager) beim Nachbarn Franz Unter-
lercher, Kienburg 13, vulgo Oberbrunner
bestätigt. Es wurde ein Nestrest mitge-
nommen und vermessen, aber noch wich-
tiger waren die Beobachtungen: Größe,
Rotfärbung, Dämmerungsflug, Benagen
der Gravensteiner Äpfel usw., sodaß die
Zuordnung problemlos war. – Für die in-
teressanten Mitteilungen sehr herzlichen
Dank.
Eigentlich war es eine Frage der Zeit, daß
die Lehmtöpfe wegen ihrer Größe und auf-
fälligen Form zu finden wären. Im Mai 1997
wurde durch Herrn P. Ronacher eine
größere Serie davon gebracht. Sie waren auf
Styroporplatten 1996 gefertigt worden:
Debant, Obere Aguntstraße 35, Herr
Eduard Gutternig. Die typische Anordnung
und das feine Baumaterial sind sehr an-
schaulich zu sehen. In allen noch „ge-
deckelten“ Zellen befinden sich fertig ent-
wickelte Puppen, die vielleicht noch
schlüpfen werden. Auch für diese Mitteilung
allerbesten Dank. Damit ist diese große, völ-
lig ungefährliche Grabwespe einwandfrei
dokumentiert und als Adventivart nachge-
wiesen. Weitere Funde sind durchaus zu er-
warten, alle Mitteilungen wären wichtig!
LITERATUR:
GEPP J. (1995): Die Orientalische Mauerwespe
Sceli-
phron curvatum
(SMITH 1870): Biologie und Ausbrei-
tungsgeschichte in Ostösterreich (Hymenoptera, Spheci-
dae). – In: Stapfia 37: 153-166, Abb. 1-7 (Einwanderer.
Neue Tierarten erobern Österreich).
GUSENLEITNER J. (1996): Hymenopterologische No-
tizen aus Österreich – 4 (Insecta: Hymenoptera aculeata). –
Linzer biol. Beitr. 28/1:5-13.
GUSENLEITNER J. (1996): Kurzbericht über Sphe-
cinae in Istrien (Croatia) Hymenoptera, Sphecidae). – Lin-
zer biol. Beitr. 28/2: 817-819.
VECHT, van der J. (1984): Die Orientalische Mauer-
wespe,
Sceliphron curvatum
(SMITH, 1870) in der Steier-
mark, Österreich (Hymenoptera, Sphecidae). – Entomo-
fauna 6/17: 213-219.