Seite 3 - H_1998_05

Basic HTML-Version

Nummer 5 –– 66. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
stabe von 15 Zoll Höhe, und, die vier Bil-
der aneinander gereicht, von 160 Zoll Län-
ge.“ Dieses Panorama wurde in Arnulf
Rohsmanns Buch über Markus Pernhart
6
reproduziert, wobei dort die Blattgröße mit
42 x 105 cm angegeben wurde, was prak-
tisch mit den Maßen in der Carinthia 1860
übereinstimmt. Den in der Natur und beim
großen Panorama vom Kals-Matreier-Törl
über die Kendlspitze und den Gradötzkopf
nach Norden verlaufenden Kamm der Gra-
natspitzgruppe hat Pernhart beim kleineren
Panorama zwischen Kals-Matreier-Törl
und Kendlspitze unterbrochen. Warum er
dies tat, bleibt unbekannt.
Das kleinste Glocknerpanorama,
die Chromo-Lithographien
Beim Verkauf des großen Panoramas
durch den Österreichischen Alpenverein im
Jahre 1871, bereits nach Pernharts Tod, an
den Kärntner Geschichtsverein und das
Naturhistorische Landesmuseum in Kla-
genfurt hat sich der Alpenverein, wie schon
eingangs erwähnt, das Recht der Verviel-
fältigung vorbehalten und er machte von
diesem seinem Recht auch Gebrauch. So
entstand das kleinste Panorama, bestehend
aus fünf chromolithographischen Blättern,
das sind Mehrfarben-Steindrucke. Das
war um 1875 der letzte Schrei der Repro-
duktionstechnik. Bei allen Blättern steht
links unter dem Bildrand „Nach d. Natur
gez. v. M. Pernhart“, in der Mitte steht
„Verlag u. Eigentum des oesterreichischen
Alpenvereines Vervielfältigung ausdrück-
lich Vorbehalten“ und rechts „Chromo-
lithographie v. Conrad Grefe“. Grefe hat al-
so das große Panorama des bereits verstor-
benen Markus Pernhart auf fünf Blätter
übertragen und dabei natürlich das eine
oder andere Detail anders gesehen oder ver-
standen als Pernhart.
So ein Fall ist bei Blatt 1 passiert: Über
dem Glödis-Törl schaut beim großen wie
auch beim kleineren Panorama weit hinten
ein Berg heraus. Das ist die Schleinitz ober
Ainet im Iseltal (siebeneinhalb Kilometer
südlich vom Glödis-Törl). Nur auf der Chro-
mo-Lithographie ist der Berg hinter das Glö-
dis-Törl herangerückt, was zu Fehlinterpre-
tationen führen kann. Die Blätter haben ein
Format von 72 x 59,5 cm, wobei die Bild-
größe 62 x 45 cm beträgt. Durch dieses
Bildformat sind auch viel größere Teile des
jeweiligen Bildvordergrundes dargestellt als
beim „kleineren“ Panorama. Von den fünf
Blättern des kleinsten Panoramas betrifft ge-
rade die Hälfte Osttirol, nämlich Blatt 1, 2
und die linke Hälfte von Blatt 3.
Kleinstes Glocknerpanorama, Blatt II
Das zweite Blatt dieses Panoramas zeigt im Vordergrund nur das nebelverhangene Dorfertal.
Den Mittelgrund dieses Blattes bildet die Kette der Granatspitzgruppe, von links über die Kendlspitze, das Gradötzkees, den großen
Muntanitz weiter nach rechts in Richtung Granatspitze. Hinter diesem Kamm der Granatspitzgruppe verläuft links das Iseltal bis Ma-
trei in Osttirol und dann nach rechts das Tauerntal (Felbertauernstraße).
Den Hintergrund bilden links die Lasörlinggruppe (zwischen Defereggen- und Virgental) und dahinter die Deferegger Berge (zwi-
schen Defereggen- und Pustertal). An diese Berge schließt sich nach rechts die vergletscherte Rieserferner-Gruppe an, deren höch-
ster Gipfel, der Hochgall, schon wenige hundert Meter in Südtirol liegt. Das rechts daran anschließende Gebiet um die Dreiherren-
spitze (heute Grenzpunkt von Osttirol, Südtirol und Salzburg) ist durch Wolken verdeckt. Rechts davon folgt der Großvenediger mit
seinen riesigen vorgelagerten Gletschern. Weiter rechts senkt sich der Tauernkamm langsam ab, und dahinter schaut das Wetterstein-
Gebirge und das Karwendel heraus. Es ist ja in Innsbruck bekannt, daß man vom Hafelekar bei klarem Herbstwetter den Großglock-
ner tadellos sehen kann. Man schaut da in die ganze Südwestflanke der Glocknerkette in einem sehr spitzen Winkel hinein. Wenn man
das weiß, sieht man den Glockner sogar noch von der wesentlich tiefer liegenden Frau-Hitt-Warte ober der Seegrube, nicht mehr je-
doch auf der Seegrube selbst.