Seite 2 - H_1998_05

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
66. Jahrgang –– Nummer 5
dreimal den Großglockner (davon zweimal
den Hauptgipfel) und insgesamt von 1857
bis 1860 achtmal. Im Jahre 1860 stellte
Pernhart das fertiggestellte Panorama „in
Klagenfurt in einem hölzernen Circus
öffentlich aus“, dann verkaufte er es an den
Österreichischen Alpenverein, der es 1860
in Wien und 1862 in Graz ausstellte. 1864
lag das Panorama aber schon wieder in
Pernharts Magazin in Klagenfurt. Im Jahre
1871, nach Pernharts Tod, kauften der
Kärntner Geschichtsverein und das Natur-
historische Landesmuseum in Klagenfurt
das Panorama vom Alpenverein um 500
Gulden
5
, wobei sich dieser das Recht auf
Vervielfältigung vorbehielt. Die Käufer
hängten das Bild in einem der Gänge des
Landesmuseums auf, eine für ein Panorama
ungünstige Lösung, aber es stand damals
kein anderer Raum zur Verfügung. Im und
nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das
Panorama durch kriegs- und nachkriegsbe-
dingte Verlagerung schwer beschädigt
und nach einer gründlichen Restaurierung
zweigeteilt an zwei gegenüberliegenden
Wänden des Glocknerzimmers im Kärnt-
ner Landesmuseum wieder zur Schau ge-
stellt. Durch das Gegenüber-Aufhängen der
beiden Panoramateile hat der Beschauer
doch eher das Gefühl, vor einem Panorama
zu stehen.
Dieses zweigeteilte Panorama hatte ur-
sprünglich eine Breite von ca. 16,20 m und
eine Höhe von ca. 2,70 m. An seinen seit-
lichen Rändern ist nur ein einziger Bild-
verlust von Bedeutung festzustellen. Es
fehlt das Eiskögele, das Dreiländereck
zwischen Salzburg im Norden, Tirol im
Westen und Kärnten im Osten. So beträgt
die Breite der beiden Panoramateile zu-
sammen heute nur mehr 16,07 m.
Ebenfalls 1860 stellte Pernhart ein klei-
neres Panorama zur Schau. Es wird in der
Carinthia 1860 wie folgt erwähnt: „Groß
ist gewiß die Zahl jener Naturfreunde, wel-
che sich jener vier Bilder Pernhart‘s in der
Mai-Ausstellung der hiesigen [= Klagen-
furter] Kunstvereins-Filiale im Jahre
1858 mit vielem Vergnügen erinnern;
diese damals gebotene Rundschau vom
Großglockner war in dem kleinen Maß-
Kleinstes Glocknerpanorama, Blatt I
Das erste Blatt dieses Panoramas beginnt links im Vordergrund mit dem obersten Leitertal, dessen Westseite zu Tirol gehört. Man
sieht vorne die Pfortscharte, dahinter die Glatzschneid und nach dieser das Kasteneck (zwischen Berger-Törl und Peischlach-Törl).
Rechts davon erblickt man deutlich die Mäander des Ködnitzbaches und weiter rechts die Freiwand und das Fiegerhorn, die letzten
Ausläufer des Stüdlgrats. Ganz rechts vorne ist das nebelbedeckte Dorfertal nur schwach sichtbar.
Der Mittelgrund dieses Blattes beginnt links mit dem halben Gipfel des Petzecks auf der Kärntner Seite der Schobergruppe. Genau
hinter dem vorhin genannten Kasteneck ragt die Spitze des Roten Knopfs, eines Grenzberges zwischen Kärnten und Tirol, empor. Rechts
davon erblickt man das Glödis-Törl und davor das Glödis-Kees. Der Berg hinter dem Glödis-Törl ist irrtümlich zu nahe herangerückt.
Es ist dies die siebeneinhalb Kilometer vom Glödis entfernte Schleinitz ober Ainet im Iseltal. Rechts vom Glödis-Törl schließen sich
Glödis-Spitze, Ralfkopf, Ganot und der ganz vergletscherte Hochschober an. Links dahinter schaut der Prijakt heraus, rechts die
Rotspitzen. Weiter nach rechts folgt der Ausgang des Kalsertales ins Iseltal (dahinter die Deferegger Berge), und rechts davon der
Rotenkogel, der südlichste Ausläufer der Granatspitzgruppe. An diesen schließt sich das Kals-Matreier-Törl an.
Besonders interessant sind die Berge im Hintergrund. Hinter der Schobergruppe schauen die Lienzer Dolomiten heraus, z. B. knapp
links hinter dem Roten Knopf der Hochstadl, und hinter diesem die Kellerwand und die Hohe Warte zwischen Plöckenpaß im Osten
und Wolayersee im Westen. Links vom vergletscherten Hochschober sieht man den bereits in der Provinz Belluno liegenden Hoch-
weißstein (Monte Peralba) bei Bladen (Sappada). Im Hintergrund des Kalserbaches schauen hinter den Deferegger Bergen schon die
ersten Gipfel der Sextener Dolomiten heraus und weiter rechts über dem Kals-Matreier-Törl die Marmolata.