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Nummer 5/1998
66. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Alfons Haffner
Der Tiefblick auf Osttirol
Die drei Glocknerpanoramen von Markus Pernhart
Bis weit ins 18. Jahr-
hundert waren die Berge
für die Bevölkerung nur
soweit interessant, als
sie irgendwie nutzbar
waren, sei es als Alm, als
Paßübergang für den
Fernhandel oder für den
Bergbau. Man denke
hier nur an den Wein-
transport über die Tauern
(Tauern hießen damals
die Pässe, nicht die
Berge) nach Norden und
den Salztransport nach
Süden oder an die Klau-
sener Gewerken Jenner,
die in der Kleinen Fleiß
ober Heiligenblut am
Gletscherrand des Sonn-
blicks und am Wasch-
gang oberhalb Döllach
im
Mölltal,
heute
Großkirchheim,
nach
Gold schürften. Anson-
sten aber waren die
Berge und Gletscher den
Menschen unheimlich,
man wich ihnen wenn
möglich aus.
Erst gegen Ende des
18. Jahrhunderts ent-
stand durch die Auf-
klärung und die Ent-
wicklung der Natur-
wissenschaften das Be-
streben, die Alpen zu er-
forschen. Einer der ersten Förderer und
Sponsoren alpiner Forschungen war der
Gurker Fürstbischof und spätere Kardinal
Franz Xaver Salm von Reifferscheidt. Er
war es, der die Erstbesteigung des
Großglockners finanzierte und zur Er-
leichterung für die Erstbesteiger auf ei-
gene Kosten direkt unter der Adlersruhe,
ca. 200 m jenseits der Tiroler Grenze, am
unteren Ende des Leiterkeeses im Jahre
1799 eine vier Klafter (7,6 m) lange und
halb so breite Hütte aus Holz erbauen
ließ
1
. Es war dies die erste Schutzhütte in
den Ostalpen! Die erste Expedition er-
reichte im Sommer 1799 den Gipfel des
Kleinglockners (3.770 m), im Jahre 1800
gelang der zweiten Expedition die Erstei-
gung des Großglockners (3.798 m).
Allmählich wurde das Bergsteigen und
besonders das Bezwingen markanter
Gipfel Selbstzweck, die wissenschaft-
lichen Forschungen am Berg traten in den
Hintergrund, Zeichner und Maler schufen
Bilder der neu entdeckten Berglandschaf-
ten und schließlich Pano-
ramen von berühmten
Aussichtsbergen.
Der wohl bekannteste
Kärntner
Landschafts-
zeichner und -maler des
19. Jahrhunderts war der
am 6. Juli 1824 in Ober-
mieger, Pfarre Grafen-
stein bei Klagenfurt, ge-
borene Markus Pernath,
der sich später Pernhart
schrieb
2
. Eines seiner
ersten großen Werke war
eine Serie von 195 sehr
feinen Bleistiftzeichnun-
gen von Kärntner Städten,
Märkten, Burgen, Ruinen
und Schlössern, darunter
in der Nachbarschaft von
Osttirol
Oberdrauburg,
Rosenberg,
Flaschberg
und Stein im Drautal so-
wie Winklern, Großkirch-
heim und Kirchheimeck
im Mölltal
3
.
Zur
Hochzeit
der
bayerischen Prinzessin
Elisabeth mit Kaiser
Franz Joseph am 24.
April 1854 überreichten
die Kärntner Landstände
der jungen Kaiserin 31
Pernhart-Zeichnungen in
einem „Prachtalbum mit
einer Reihe der sorg-
samst aufgenommenen
Ansichten der Schlösser, Ruinen, Kirchen
und reizenden Naturschönheiten Kärn-
tens“, ebenso beim Kaiserbesuch 1856 ein
Ölbild von Pernhart, das Heiligenblut und
den Großglockner darstellt. Pernhart war
zum renommierten Alpenzeichner und
-maler geworden.
Sein nächstes großes Werk waren die
Panoramen vom Gipfel des Großglock-
ners
4
. Um die Zeichnungen für seine
Panoramen anzufertigen, bestieg Markus
Pernhart im September 1857 in vier Tagen
Markus Pernhart (1824 – 1871).