HB 2015 05 - page 2

nen Standort und wurde mit dem Wasser
aus dem Gritzerklammbach versorgt. Es
war das leistungsstärkste und versorgte die
Häuser am Berg und von Bruggen bis
Scheiflraut (Scheibenraut).
ImWinter führten die Bäche wenig Was-
ser, was ein geringes Stromangebot zur
Folge hatte. Weger bekam sechs Stück 25-
Watt-Lampen bewilligt und zahlte dafür
eine jährliche Strompauschale. An den lan-
gen Winterabenden, wenn die Lampen
wegen Überlastung des Stromnetzes
immer schlechter leuchteten, zündete
Mama beim „Fotschnmochn“ (Haus-
schuhe herstellen) am Tisch die Petro-
leumlampe an.
Wer sich von den Interessentschaftsmit-
gliedern einen Gleichstrommotor leisten
konnte, setzte ihn zum Betrieb der Dresch-
maschine, einer Seilwinde für Dünge-
transport in Äcker und Felder, zum Erdauf-
ziehen vom untern zum oberen Ackerrain
(Ackerrand) sowie für Feldaufzüge ein. In
Ratschitsch ging im Jahr 1928 der Frakti-
onsaufzug von der Talstaße (heutige Bun-
desstraße) hinauf zur Siedlung in Betrieb.
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Die Wasserkraft nutzte im Gemeinde-
gebiet von St. Veit nur Praster im Außer-
egg. Das Wasserrad stand am Steilhang ober-
halb des Fretzgrabens. Das Wasser rann in
einer langen Reihe von Kendeln (Wasser-
rinnen aus Holz) am Hang entlang auf das
Rad. Ebenso lang war das Umlaufseil zum
Futterhaus, welches die Kraft zur Dresch-
maschine lieferte. Wenn sich im Oktober
das Wasserrad drehte, wusste man in Rat-
schitsch: Der Prast tut dreschen.
Der „Ziehweg“ nach Ratschitsch
Die Winterwege von der Innerstanz-
brücke zumWeiler Ratschitsch und hinauf
nach St. Veit sind mit Hilfe von Fotos
dokumentiert:
OSTTIROLER
NUMMER 5/2015
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HEIMATBLÄTTER
Für 1937 denkt man sich den Güterweg und die Kapelle in der Bildmitte weg und verlängert
den Zaun zum Anschluss im rechten oberen Bildrand – dann wäre das etwa der Zustand von
1929. Der Viehweg, der dem Zaun entlang nach oben führte, war im Sommer für den Transport
von Holz und anderem Material nicht brauchbar und imWinter zu steil. Daher schaufelten die
Interessenten mit Schneereifen (Foto) an den Füßen durch die Hansen Wiese einen „Ziehweg“
aus. (Auf der Abbildung eingezeichnet.) Dieser führte weiter an der linken Seite des Talbaches
hinauf, querte diesen und gelangte am Südosthang der Geländeschulter zum „Toteneggele“.
(Heimatkundeverein St. Veit i. D.)
Foto: Unbek. Fotograf
Etwa um 1920 aufgenommen, zeigt die Abbildung den Wegverlauf vom „Gatterer“ (Bildmitte
rechts) zumWetschetkreuz mit Abzweigung nach Außeregg. Auch das „Wetschet-roandl“ (kur-
zes Steilstück) ist gut zu sehen. Das Lenzer Futterhaus verdeckt den Weg in den Fretzgraben.
Die Wegfortsetzung in den Mullitzgraben und im linken Bildrand hinauf nach Linden ist gut
zu sehen.
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In der rechten oberen Bildhälfte sind die Weiler Mellitz und Moos zu erkennen.
(Heimatkundeverein St. Veit i. D.)
Foto: Unbek. Fotograf
Schneeschuhe oder Schneereifen; um ein
Abrutschen zu verhindern, mussten diese
beim Ausschaufeln der steilen Wege ver-
wendet werden.
Foto: Bettina Stemberger
Die sogenannte Mistbanne brauchte
man für den händischen Misttransport;
dieses Gefährt wurde von Menschen
gezogen. Der Miststecken diente zum
Lenken des schweren Gefährtes.
(Zeichnung und zur Verfügung gestellt
von Hans Kurzthaler)
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