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„Eine Pustertalerin von euro-
päischer Berühmtheit, die aus
einem Gasthof in Niederdorf
eine der berühmtesten Gaststät-
ten Österreichs schuf und so den
Grund zu dem riesigen Frem-
denverkehr legte, der nach und
nach im Hochpustertal sich ent-
wickelte“ schrieb einst die Lien-
zer Zeitung über Emma Hellen-
steiner. Auch viele andere Me-
dien berichteten immer wieder
über die „Frau Emma“. So las
man auch: „Frau Emma ist die
freundlichste und aufmerksamste
Wirtin“ oder „Die vortreffliche
Küche befriedigt selbst den ver-
wöhntesten Gaumen“ – ebenso
„Frau Emma“ habe „Die beste
Küche Tirols“. Die Verdienste
um die Stärkung des Fremden-
verkehrs fanden die höchste An-
sich im wahrsten Sinne des Wor-
tes ins Zeug. Studierte akribisch
alle möglichen Originalauf-
zeichnungen über Hellensteiner,
allen voran unzählige Ausgaben
des einstigen Pustertaler Boten.
„Mit ‚ai‘“
„Schon bald fiel mir auf, dass
man Hellensteiner heutzutage
fälschlicherweise mit ‚ai‘
schreibt“, so der Autor. Auch,
dass sie – trotz hohen Alters –
sehr wohl auch Gründerin des
Hotels Pragser Wildsees war –
fünf Jahre vor ihrem Tod. Hel-
lensteiner war zudem die erste
Frau, die Mitglied beimAlpen-
verein wurde. „Auch die erste,
die einen Bergführer anstellte.
Sie war unheimlich innovativ,
eine sehr bemerkenswerte
Frau“, schwärmt der Autor.
Emmas Geburt
Zur Welt kam Hellensteiner
aber nicht im Pustertal, sondern
vor 197 Jahren an einem 12. April
in St. Johann in Tirol. Als junges
Mädel schickte sie die Mutter zur
Ausbildung zu den Ursulinen
nach Innsbruck, anschließend
nach Salzburg zum Erlernen der
Kochkunst in einem sehr renom-
mierten Betrieb. Nach der Rück-
erkennung. Ihr wurde sogar das
Goldene Verdienstkreuz mit der
Krone verliehen.
„Es war höchst an der Zeit“
Für Autor Hans-Günter Richar-
di war es deshalb höchst an der
Zeit, dass endlich eine umfas-
sende Biographie über Hellen-
steiner entsteht. Der 74-Jährige
aus Dachau (D) stieß durch seine
Berichterstattung über SS-Gei-
seln auf die einst große Touris-
muspionierin. „Es war so, dass
Über die legendäre Tou-
rismus-Pionierin Emma
Hellensteiner (1817 bis
1904) gibt es jetzt eine
Biographie mit über 300
Seiten. Hellensteiner
gründete und bewirt-
schaftete einst verschie-
dene große Betriebe im
Pustertal – darunter das
Hotel „Zum Schwarzen
Adler“ (heute „Hotel
Emma“) in Niederdorf
oder das Hotel am
Pragser Wildsee.
Emma Hellensteiner als junge Frau.
PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MAI/JUNI 2014
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Die Tourismuspionierin mit ihren Kindern.
Eine ehemals Top-Manage
ich vor zehn Jahren mit einem
Filmteam am Pragser Wildsee
weilte, weil wir über jene SS-
Geiseln berichteten, die vom
Konzentrationslager Dachau
zum Pragser Wildsee verschleppt
wurden. Damals nahm eine
Nachfahrin von Emma Hellen-
steiner die Geiseln im Hotel am
Pragser Wildsee auf.“ Während
der Filmdrehs lernte er auch die
Ururenkelin der damaligen Tou-
rismuspionierin kennen, nämlich
Caroline M. Heiss, die heute das
Hotel Pragser Wildsee führt.
Originalquellen
Ganz abgesehen davon, dass
der gebürtige Berliner ein Buch
über die verschleppten SS-Gei-
seln schrieb, mit der Hotelchefin
Heiss in Folge das Zeitge-
schichtsarchiv Pragser Wildsee
gründete, ein Werk über Paul
Grohmann und Viktor Wolf-
Glanwell („Erschließung der
Dolomiten“) schrieb, ein Buch
über das Hotel Pragser Wildsee
verfasste und anderes mehr – be-
schlossen er und die Hotelche-
fin, auch ein Buch über Emma
Hellensteiner herauszubringen.
„Bislang gab es ja nur Aufsätze
über sie. Aber kein Buch in dem
Sinne“, so Richardi. Er legte