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PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2014
6
Gatterers Filme werden für
diese Rückschau erstmals aus
den Archivdepots gehoben, um
sie erneut einem breiten Publi-
kum zugänglich zu machen.
Die dreitägige Filmretrospek-
tive (19. bis 21. Juni) be-
schränkt sich nicht auf eine
nostalgische Zeitreise in die
Vergangenheit, sondern stellt
vor allem drei thematische
Schwerpunkte von Gatterers
publizistischem Werk in den
Mittelpunkt: sein Engagement
für die sprachlosen Randgrup-
pen, sein Interesse für die ge-
sellschaftlichen Veränderungen
in ganz Europa und seine Fä-
higkeit, die Entwicklungen der
Gegenwart stets vor dem Hin-
tergrund einer noch nicht abge-
schlossenen Vergangenheit be-
greifbar zu machen.
Prof. Claus Gatterer-
Preis
Herausragende journalisti-
sche Arbeiten, die den Leitmo-
tiven Gatterers folgen, werden
seit 1985 vom Österreichischen
Journalisten Club mit dem
Prof. Claus Gatterer-Preis aus-
gezeichnet. Die diesjährige
Preisverleihung wird am zwei-
ten Veranstaltungstag um 10.30
Uhr in Anwesenheit von LH
Arno Kompatscher im Stadt-
theater Bruneck stattfinden.
Heuer wäre Gatterer 90 Jahre
alt geworden – er, der in den
1960er- und 70er-Jahren mit
Buchpublikationen, Überset-
zungen und Dokumentarfilmen
wesentlich zur geschichtlichen
Aufarbeitung des Nationalitä-
tenkonflikts zwischen Öster-
reich und Italien beitrug, und
dadurch auch die Südtirolfrage
erstmals in einen überregiona-
len Kontext stellte.
Schwester als große
Anhängerin
Als Presse- und Hörfunk-
journalist kommentierte Gatte-
rer in österreichischen Leitme-
dien zeitgleich die Entwicklun-
gen der Weltpolitik. Die letzten
zehn Jahre seines Lebens zeich-
nete er im Österreichischen
Rundfunk für die von ihm kon-
zipierte Fernsehreihe „teleob-
jektiv“ verantwortlich. Mit fun-
dierter Hintergrundberichter-
stattung brachte er darin soziale
Missstände zur Sprache, um sie
einer Lösung zuzuführen.
Eine besondere Anhängerin
von Gatterer war seit jeher
seine Schwester Anna. Sie ver-
misst ihn immer noch sehr.
„Onkel Claus“
„Ich hätte meinen Bruder
gerne wieder zurück. Zumin-
dest für kurze Zeit. Er war
gleichsam auch Freund“, meint
sie wehmütig. Sie zeigt auf
eines ihrer Bilder. Es zeigt
Claus Gatterer mit seinen Mit-
arbeitern in Wien, dort, wo er
Vor 30 Jahren starb
Claus Gatterer aus Sex-
ten. Er gilt als Begrün-
der einer transnationa-
len Geschichtsschrei-
bung zur jüngeren
Vergangenheit Südtirols
und zählt zu den bedeu-
tendsten Journalisten
Österreichs. Das Stadt-
theater Bruneck zeigt
deshalb eine Auswahl
der bedeutendsten Do-
kumentarfilmen Gatte-
rers, die zwischen 1968
und 1984 im Auftrag
des ORF entstanden.
Claus Gatterer mit Schwester Anna im Wiener Prater.
Fotos: Martina Holzer/privat
Insbesondere
Gatterers
Engagement
für sprach-
lose Rand-
gruppen war
sehr groß.
Ein großer Mann aus Se