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Frau Blumencron, wie
kamen Sie auf dieses Thema?
Blumencron:
„Als ich im
Sommer 2012 meine kleine pri-
vate Bibliothek entstaubte, fiel
mir das Buch ‚Maria Magda-
lena – ihre wahre Geschichte‘
der amerikanischen Historikerin
Susan Haskins in die Hände.
Ein umfangreiches Werk, das
Maria Magdalena von all den
Übermalungen der frühen Kir-
chenväter, Bibelkommentato-
ren und Autoren der Neuzeit be-
freit und sie als ‚Apostelin der
Apostel‘ in den historischen
weitere frühchristliche Frauenfi-
guren in meine Recherchen ein.“
Von wem wurden Sie dabei
unterstützt?
Blumencron:
„Von namhaf-
ten Theologinnen wie Elisabeth
frühen Christentums wieder
sichtbar zu machen. Ich war
plötzlich in einen Intensivkurs
für Bibel-Exegese geraten.
Meine Gespräche mit der deut-
schen Theologin Ute Eisen, der
Frauen eine viel bedeutendere
Rolle spielten, als ich bisher an-
genommen hatte. Auch in den
frühchristlichen Gemeinden
hatten sie nachweisbar führende
Positionen inne – wie Phöbe,
Raum stellt. Die von Legenden,
Verleumdungen und Verschwö-
rungstheorien entschlackte Jün-
gerin Jesu faszinierte mich.“
Was passierte dann?
Blumencron:
„Ich beschloss,
eine Dokumentation über diese
Frau aus Magdala zu drehen, die
nicht länger das Klischee des
Pin-up-Girls der Kirchenge-
schichte fortsetzt, sondern ihre
Bedeutung für die Entstehung
des Christentums sichtbar macht.
Da bekam ich die Anfrage, eine
Dokumentation über ‚Jesus und
die verschwundenen Frauen‘ zu
drehen. Was für eine glückliche
Fügung! Ich bezog also noch
eine Diakonin und Patronin des
Apostel Paulus.“
Das hört sich nach ziemlich
in den Hintergrund gedräng-
ten Frauen an.
Blumencron:
„Ja. Deshalb
tauchte in mir die Frage auf,
Schüssler Fiorenza, der in Ame-
rika lebenden Pionierin der fe-
ministischen Theologie, die seit
mehreren Jahrzehnten daran ar-
beitet, die verschwundenen,
verschwiegenen, verleumdeten
und vergessenen Frauen des
österreichischen Maria Magda-
lena-Expertin Andrea Taschl-
Erber und dem Berliner Sprach-
wissenschaftler Hans-Gebhardt
Bethge öffneten mir einen völ-
lig neuen Blick auf die revolu-
tionäre Jesus-Bewegung, in der
Filmemacherin Maria
Blumencron ist am 4.
April wieder in Toblach
Gast der Bibliothek
Hans Glauber. Sie bringt
den Menschen jene
Frauengestalten der bib-
lischen Geschichte
nahe, die eine wichtige,
aber oft verkannte Rolle
spielten. Der Dokumen-
tarfilm, den Blumencron
zum Thema drehte,
wurde im Vorjahr im ZDF
ausgestrahlt. Maria
Blumencron im „PVT“-
Interview.
DOKUMENTATION
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2014
4
„Jesus und die verschw
Filmemacherin Maria Blumencron.
„Jesus und die ver-
schwundenen Frauen“
Filmpräsentation und
Diskussion von und mit
Maria Blumencron –
am
Freitag, 4. April,
um 20 Uhr im Spiegelsaal des
Kulturzentrums Grand Hotel
Toblach.