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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JUNI/JULI 2013
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haben wir den Waal einfach mit
einem Brett verlegt, und die
braune Brühe hat sich über die
Almwiesen verteilt. Das war
weit weniger anstrengend, als
den Mist auf die Wiesen zu tra-
gen und dort mit der Gabel aus-
zubringen“, erzählt der „Egger-
bauer“. Das Waalsystem etwa in
St. Peter im Ahrntal wird von
Peter Steger („Hittlhof-Bauer“)
hingegen noch betrieben.
Grund für die Aufgabe
Warum wurden die meisten
Waalsysteme aufgegeben? „Für
die Düngung über Bewässe-
rung benötigte man immerhin
zwei bis vier Arbeitskräfte.
Zudem müssen die Waale all-
jährlich gewartet werden. Heute
wird mit Maschinen gedüngt“,
so Tasser. Die Arbeitsintensität
war auch beim „Reichegger-
bauer“ in Lappach der Grund
dafür, die Almwaale im Jahr
1989 aufzulassen. „Doch ich
kann mich gut erinnern, dass
auf den `gewässerten´ Flächen
tatsächlich feineres Gras und
weniger Bürstling gewachsen
sind. Das trug doch einiges zur
Weideverbesserung bei“, so
Landwirt Josef Reichegger.
Waalsysteme wurden unter-
schiedlich angelegt – entweder
geradlinig, und das Wasser
wurde von einem zweiten Waal
aufgefangen, oder im Zick-
Zack-Kurs. „Am Ende der
Waale war das Wasser dann
meist zu Ende.“ Mit den Waal-
Pustertal kaum genutzt. „Es gibt
hier ja genug Niederschlag.“
Mehr Artenvielfalt
Almwaale bereicherten auch
die Artenvielfalt der alpinen
Kulturlandschaft. „Denn unter-
halb der künstlich angelegten
Wasserläufe siedelten sich im
Laufe der Zeit spezielle Tiere
und Pflanzen an. Die Waale
vermehrten also nicht nur den
landwirtschaftlichen Ertrag,
sondern auch die Biodiversi-
tät“, berichtet Tasser.
Spannend ist wohl die Frage,
inwieweit die Almwaale für die
Almwirtschaft unserer Tage
von Bedeutung sein könnte.
Die angehenden Jungbauern
machen sich im Sommer des-
halb erneut auf den Weg, um
Antworten zu finden.
Erlangt die Errichtung
eine Förderung?
„Wir nehmen dabei Waalsys-
teme auf zehn bestimmten
Almen und deren Effekt ganz
genau unter die Lupe. Egal, ob
sie brach liegen oder in Betrieb
sind.“ Man will auch feststellen,
wie viel Geld man heute benö-
tigen würde, um ein Waalsys-
tem zu betreiben. „Wenn sich
die Errichtung von Waalsyste-
men als einigermaßen sinnvoll
erweist, dann wird sie in die Ar-
garstrukturförderung eingebaut.
Auch zur Erhaltung dieses kul-
turhistorischen Gutes“, betont
Tasser.
Martina Holzer
ustertal wiederentdeckt
„Almwaale dienten vor
allem zur Düngung.“
„Eggerbauer“ Josef Volgger
„Sie trugen sehr zur
Weideverbesserung bei.“
Landwirt Josef Reichegger
Die Pustertaler Schüler, ein Almbewirtschafter und die Experten.
systemen erzielte man aller-
dings erst weiter „unten“ den
gewünschten Effekt, und zur
Bewässerung wurden sie im