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KREBSFORSCHUNG
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2013
6
Herr Prof. Dr. Gänsbacher,
wie sehr nahm die Zahl der
Krebserkrankungen in den
letzten Jahren zu?
Gänsbacher:
„Geringfügig.
Krebs ist vorwiegend eine
Alterskrankheit. Die Sterbe-
rate nimmt aber jährlich um un-
gefähr 2 % ab. Das ist auf den
verringerten Tabakkonsum zu-
rückzuführen. Im Jahre 1995
verstarben noch 100 von
100.000 Männern an Lungen-
krebs. In der Zwischenzeit ist
die Mortalität auf rund 65 pro
100.000 gesunken.“
Gelten diese Zahlen für alle
Länder?
Gänsbacher:
„Bei Nachfor-
schungen hat man interessante
Beobachtungen gemacht. Um
herauszufinden, welche Länder
die diesbezüglich beste Ernäh-
rung haben, hat man die Statisti-
ken der Alterssterblichkeit ana-
lysiert. Man fand dabei heraus,
dass Japan und Griechenland die
höchste Anzahl von Hundertjäh-
rigen aufweist. Als man vor Ort
die 100-Jährigen in Griechen-
land interviewen wollte, um
mehr über ihre Essgewohnheiten
zu erfahren, waren die meisten
schon vor vielen Jahren verstor-
ben. Die Angehörigen hatten die
Verstorbenen nicht abgemeldet,
um weiterhin deren Renten zu
beziehen. Ein weiteres Problem
ist, dass manche Länder keine
Krebsregister haben und oft
sterben Menschen an Krebs,
ohne dass sie jemals zum Arzt
gegangen wären. Das bringt mit
sich, dass die tatsächlichen
Krebsraten auf dieser Welt höher
sind, als sie in den Statistiken
aufscheinen. Ähnlich ist es mit
den Überlebensraten. Diese sind
natürlich in Ländern, in denen
haben, geheilt zu werden, be-
steht eine höhere Wahrschein-
lichkeit, einen zweiten Tumor
zu bekommen. Sie sollten daher
durch eine genaue Kontrolle
der Kalorieneinnahme und
Sport dafür sorgen, ihren Body
Mass Index zwischen 18 und
25 zu halten. Sowohl Rezidiv-
raten als auch Überlebenszeiten
werden von Übergewicht nega-
tiv beeinflusst. Krebspatienten
sollten große Aufmerksamkeit
darauf legen, kein Gewicht zu-
zunehmen und – falls sie über-
gewichtig sind – Gewicht zu
verlieren und diesen Gewichts-
verlust zu halten.“
Gibt es überhaupt DIE Hei-
lung bei Krebs?
Gänsbacher:
„Natürlich gibt
es Krebspatienten, die geheilt
werden. Am höchsten ist die
Heilungsrate bei Kindertumo-
ren. Wenn Kinder Krebs bekom-
men, dann liegen häufig schon
bei der Geburt genetische Ver-
änderungen in der Erbsubstanz
vor, die an der Krebsentstehung
beteiligt sind. Bei so einem
Krebs teilen sich die meisten Tu-
lage orientieren, ihre Beschlüsse
einen gewaltigen Einfluss auf
die Gesundheit der Bürger
haben. Das beste Beispiel ist das
Rauchen. Seit sich die Verbote
in öffentlichen Lokalen, Restau-
rants und Krankenhäusern nicht
rauchen zu dürfen, häufen,
haben sich die Fälle von Lun-
genkrebssterblichkeit um ein
Drittel verringert. Doch Überge-
wicht steht als Krebsursache an
zweiter Stelle hinter Tabakkon-
sum. Wir haben jetzt einen
Punkt erreicht, wo es mehr über-
gewichtige als untergewichtige
Menschen auf der Erde gibt. Es
ist an der Zeit, dass Regierungen
zesse führen zu einer erhöhten
Anzahl von Zellteilungen und
das wiederum zu einem erhöhten
Fall von Krebskrankheiten. Fett-
zellen sind nicht nur wichtige
und nützliche Energiespeicher,
sondern sie haben auch eine
Schattenseite. Sie sind Produkti-
onsstellen von hochaktiven Bo-
tenstoffen, die diesen Entzün-
dungszustand im Körper aus-
lösen. In den letzten Jahren hat
sich gezeigt, dass das Fettgewebe
ein endokrines Organ ist und
unter anderem wichtige Hormone
wie z. B. Leptin, Östrogene, Adi-
ponektin, Resistin und TNF-
alpha produziert. Besonders in
den jungen Jahren spielt die Er-
nährung eine wichtige Rolle,
weil da die Anzahl der Fettzellen
im Körper bestimmt wird. Ist
man im Kindesalter schon über-
gewichtig, trägt man ein Leben
lang eine erhöhte Anzahl von
Fettzellen mit sich herum.“
Welchen Fehler sollte man
nicht machen, wenn man be-
reits an Krebs erkrankt ist?
Gänsbacher:
„Ergänzungs-
mittel zu sich nehmen, in der
Der international be-
kannte Krebsforscher
Univ.-Prof. Dr. med.
Bernd Gänsbacher ist
seit 1996 Inhaber des
Lehrstuhls für Experi-
mentelle Onkologie und
Therapieforschung und
Direktor des gleich-
namigen Instituts am
Klinikum rechts der Isar
in München. Der ge-
bürtiger Südtiroler über
das Thema Krebs im
„PVT“-Interview.
Mit demKrebs täglich auf Du
Krebsforscher Univ.-Prof. Dr. med. Bernd Gänsbacher.
Vorbeugemaßnahmen bezahlt
werden und teure Geräte in den
Krankhäusern stehen, höher.
Diese Geräte erkennen Krebs
früher und machen eine Heilung
wahrscheinlicher.“
Was beobachten Sie allge-
mein, wenn Krebskranke zu-
oder abnehmen?
Gänsbacher:
„Auffällig ist,
dass, wenn sich die Regierungen
an den Empfehlungen der Wis-
senschaftler und an der Daten-
aktiv werden. In New York hat
man schon damit begonnen,
dass man verboten hat, extra-
große Verpackungen von zuk-
kerhaltigen Getränken wie Coca
Cola zu verbieten.“
Warum spielt Übergewicht
bei der Krebsentstehung eine
so große Rolle?
Gänsbacher:
„Weil Überge-
wicht einen chronischen Entzün-
dungszustand im Körper erzeugt.
Chronische Entzündungspro-
Hoffnung, dass sie das Immun-
system oder ihren Körper stär-
ken. Krebszellen verwenden die
Ergänzungsmittel wie etwa Vit-
amine genauso wie die gesunden
Zellen und sie haben den Vorteil,
dass sie schneller wachsen. Es ist
also große Vorsicht geboten. Es
ist ein wichtiges Thema. In den
USA alleine leben 12 Mio Men-
schen, die den Krebs besiegt
haben und von ihrem Leiden ge-
heilt sind. Es sind besonders
diese Menschen, die sich fragen,
ob sie ihre Ernährung oder ihren
Lebensstil ändern sollten. Frauen
mit Brustkrebs, die viel Gemüse,
Obst, Vollkornprodukte, Geflü-
gel und Fisch aßen, und zwar so,
dass sie fünfmal täglich Gemüse
und Obst zu sich nahmen, und
außerdem 30 Minuten täglich
und sechsmal in der Woche
schnelles Gehen praktizierten,
lebten länger als Frauen, die sich
mit verarbeiteten Kornprodukten
wie Pasta und Mehl, verarbeite-
tem rotem Fleisch und French
Fries ernährten.“
Wie schauten die Überle-
benszeiten aus?
Gänsbacher:
„Die Überle-
benszeiten unterschieden sich
zu bis zu 35 %, das ist beein-
druckend. Bei Menschen, die
übergewichtig sind, kommt der
Tumor außerdem schneller zu-
rück. Sollten sie das Glück