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„Korridor“-Abkommen zwi-
schen Österreich und Italien
1948 und etwa ein wieder ein-
geführter Schnellzug „Val Pus-
teria/Pustertal“ Wien-Lienz-
Innsbruck konnten hier Einiges
wettmachen. Das „Schengener
Abkommen 1998“ ließ die Pass-
kontrollen und Zollgrenzen fal-
len, die Regionen wieder enger
„zusammenwachsen“. „Die
Pustertalbahn hat neben dem
ökonomischen Aspekt gleich-
falls eine immer stärker wer-
dende identitätsstiftende Kom-
ponente. Eine rasche Bahn-
Verbindung vom abgelegenen
Bezirk Lienz in die Landes-
hauptstadt Innsbruck gilt heute
als Selbstverständlichkeit – dies
kann mittlerweile neben dem
Pustertal auch per Bus/Bahn
von Lienz über den Felbertauern
und Kitzbühel erfolgen. Wenn
auch die (historische) ‚Strahl-
kraft‘ der Pustertalbahn bis
heute präsent ist“, so Kofler.
Bahn“, dass dort „der Durstige
das beste Bier beim Adler, den
besten Tiroler Wein bei der
Rose“ finden würde. Und die
sich herausbildende ‚Bäder-Kul-
tur‘ sei durch folgende Namen
‚angerissen‘: Bad Jungbrunn,
Bad Weitlanbrunn, Wildbad In-
nichen, Bad Alt-Prags…“
Starker Zuzug
„Nicht unerwähnt bleiben
soll der massive Zuzug von
Bahnpersonal samt Familien,
was in Orten wie Lienz oder
auch Bruneck zu erheblichem
Bevölkerungszuwachs führte –
einer Gruppe, die übrigens
auch sozialdemokratische Ideen
ins bäuerlich-katholisch-kon-
servative Milieu bringen
sollte“, erzählt Kofler.
Die Geschichte der Pustertal-
bahn ist in den Gesamtkontext
der verkehrstechnischen Ent-
wicklung im Eisenbahn- und
Straßenwesen zu stellen. Das
heißt, der Eröffnung der Süd-
bahn Wien-Triest 1857, der
Verbindung Marburg-Klagen-
furt-Villach 1863/64, der Bren-
nerbahn 1867, der Salzburg-Ti-
roler Bahn (Salzburg-Zell/See-
Innsbruck) 1875 und der
Tauernbahn Mallnitz-Gastein
1909. „Letztgenannte hatte in
Konkurrenz zu einer im späten
19. Jahrhundert ebenfalls ins
Auge gefassten Felbertauern-
bahn ‚die Nase vorn‘“, infor-
miert der Historiker.
Radikaler Schnitt
Die Abtrennung Südtirols an
Italien 1919/20 durchschnitt die
Pustertalbahnstrecke allerdings
radikal und degradierte die Ver-
bindung zu einer maximal re-
gionalen Nebenbahn. Erst das
Toblach gegen Süden, um 1905 (Foto: Joh. Amonn – TAP)
Lienzerhof, um 1912 (Foto: Verlag Mahl; Sammlung Greinhofer – TAP)
Sillian, 1915 (Foto: Anton Trixl – TAP)
Aufruf
Martin Kofler: „Das Tirol-Archiv
bereitet für Mai/Juni 2013 eine
Ausstellung zur historischen
Pustertalbahn 1869/71 bis
1918 vor. Wenn Sie, liebe
Leser, Bilder, Dokumente oder
Objekte betreffend Bahnhöfe,
Bahnpersonal, Fremdenverkehr
oder Bäderkultur anno dazumal
besitzen, rufen Sie uns bitte an,
wir würden uns sehr freuen!“
Telefon: 0043(0)4852-98238
www.tiroler-photoarchiv.eu
PUSTERTALBAHN
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2013
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