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OSTTIROLER
NUMMER 6/2012
2
HEIMATBLÄTTER
informationen: „Größere Kolonie in der
Schloßruine Heimfels über Panzendorf/
Pustertal (ca. 1.050 m ü. M.). Mindestens
57 ex konnten gleichzeitig gezählt wer-
den. An verschiedenen Stellen wurden
nestlinge gefüttert.“ Baumbrüter werden
nicht erwähnt. Der letzte Brutnachweis ge-
lang hier 1982 durch f. Goller / Archiv
Birdlife Österreich (D
VorAK
1996). 1984
war die Brutkolonie erloschen. Vorher er-
folgten renovierungs- und restaurie-
rungsarbeiten (Kurt M. Bauer / Wien in
D
VorAK
et al. 1993).
Später liegen nur noch einzelne Beob-
achtungen vor:
Vom november 1978 bis 3. Mai 1979
übernachten täglich 50 bis 60 Dohlen am
Schlafplatz im damals noch vorhandenen
erlwald bei Debant, heute bebaut. nach
Schneefall am 3. Mai 1979 und Tempera-
turen um – 15 °c wird dieser letzte Schlaf-
platz endgültig aufgegeben (l. Kranebit-
ter).
1980 Juni 05. 1 Dohle am oberlienzer
Schwemmkegel (H
einricHer
& n
ieDer
-
WolfSGrUBer
1980).
2004 Mai 23. 1 ex westlich Golfplatz
lavant auf Hochspannungsleitung, zu-
sammen mit rabenkrähen; guter Größen-
vergleich, weiße iris gesehen (r. Winkler).
2004 oktober 18. 1 ex ruft zweimal,
feldflur/ Kompostwerk lienz (A. Bachler,
D. Moritz).
2004 oktober 23. 2 ex, mehrfach rufend,
Kompostwerk lienz (A. Bachler, D. Mo-
ritz).
2009 September 28. ca. 50 ex überque-
ren abends den ostrand von lienz in nörd-
licher richtung (l. Kranebitter). es ist un-
bekannt, ob hier damals ein Schlafplatz
war.
Der lebensraum der Dohle in osttirol
war immer der Talboden. er unterlag er-
heblichen Änderungen: das parkartige
Umfeld von Schloss Bruck wurde nie
mehr Brutplatz, erforderliche Gebäude-
sanierungen hatten Vorrang. Der Turm-
falke
Falco tinnunculus
blieb aber bis
heute Brutvogel. Das war er auch auf
Schloss Heinfels (A. Kofler, pers. Mitt.).
Andernorts verdrängt er gelegentlich die
Dohle (G
ScHWAnDTner
2005). Die letzten
reste der ruine von Schloss Walchenstein
sind als Brutplatz nicht mehr geeignet. Auf
Schloss Heinfels erfolgten ebenfalls er-
haltungsmaßnahmen, und der alte Baum-
bestand wurde überwiegend beseitigt.
Beides kostete nistmöglichkeiten. Der
Schlafplatz bei Debant wurde bebaut.
Die landwirtschaft in osttirol ging von
Ackerbau auf rinderhaltung über. Grün-
land- und Weidenutzung ersetzte ab 1950
das kleinflächige Mosaik von Getreide-
und Kartoffeläckern. Somit fehlten umge-
pflügte Äcker und Stoppelfelder (M
oriTZ
& B
AcHler
2001). Diese Beurteilung ist
nicht ohne Widerspruch. Grünlandwirt-
schaft wird in der Steiermark positiv be-
urteilt (S
AcKl
& S
AMWAlD
1997), das gilt
besonders für kurzrasige Wiesen mit
hohem insektenangebot zur Brutzeit (B
rA
-
Der
& A
UBrecHT
2003).
in nordtirol dagegen heißt es zur
Dohle: „Man findet sie gerne auf frisch ge-
pflügten Äckern, häufig unmittelbar hinter
einem Traktor gemeinsam mit rabenkrä-
hen. Äcker dürften überhaupt wichtig für
die Anwesenheit von Dohlen sein, denn im
östlichen Unterinntal, wo vorwiegend
Grünwirtschaft betrieben wird, fehlen
Dohlen vollständig“ (G
ScHWAnDTner
2005).
Die Bestandsentwicklung im Bundes-
land Tirol ließ sich vor 10 bis 20 Jahren
nicht beurteilen (l
AnDMAnn
& l
enTner
2001), aber Gefährdungsursachen wurden
genannt: Vorkommen an felswänden wer-
den durch Abbaumaßnahmen und frei-
zeitverhalten des Menschen belastet, Ge-
bäudesanierung und „taubensichere“ Ver-
gitterung beseitigen Brutplätze, worauf
auch G
ScHWAnDTner
(2005) hinweist. in
osttirol ist die Dohle als Brutvogel leider
verschwunden. Und für die Schweiz liegt
eine landesweite Abnahme der pro Jahr
brütenden Paare vor: von 1972 bis 1978
waren es 1.530 Paare, 1989 nur noch ca.
1.000 Paare (S
cHMiD
et al. 1998).
Auf osttirol bezogen ist festzuhalten:
negativ wirken sich die Verluste von
Brutplätzen und nahrungsgebieten aus.
Zum Schutz eines fels-, Baum- und Ge-
bäudebrüters kann man nistkästen anbrin-
gen, gerade nach restaurierungsarbeiten.
Sie haben sich bei der Dohle bewährt. Die
in den 1960er-Jahren geplante Vernich-
tungsaktion bei Heinfels stößt heute auf
vollständige Ablehnung. es geht doch um
eine „vogelkundliche Besonderheit unserer
Heimat“ (K
ofler
1969), um die einstmals
höchstgelegene Brutkolonie der Dohle in
Österreich. einen besseren Hinweis auf
das klimatisch begünstigte Pustertal gibt es
nicht. ein inzwischen im Bezirk ausge-
storbener Vogel ist hier weit in die Alpen
vorgedrungen. fördern wir die Wiederan-
siedlung der Dohle, geben wir ihr im Sinne
der Artenvielfalt eine chance.
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Z
BinDen
(1998): Schweizer Brutvogelatlas. Verbreitung
der Brutvögel der Schweiz und im fürstentum liech-
tenstein 1993 – 1996. Schweizerische Vogelwarte Sem-
pach
Gebietsfremde Pflanzen oder Tiere wer-
den als neobiota (neue lebewesen) zu-
sammengefasst. für Österreich gibt es
dazu ein sehr umfassendes Werk von
eSSl & rABiTScH 2002, zu dem 30
Spezialisten Beiträge lieferten, weil eben
die systematische Zuordnung oft sehr
schwierig ist.
neben sehr bekannten neophyten
(Pflanzen) wie z. B. riesen-Bärenklau,
Kanadaberufkraut oder Drüsen-Springkraut,
findet man viele neozoen (Tiere) wie
nutria, die eingebürgerte forelle, die sehr
bekannte Spanische Wegschnecke, den
Kartoffelkäfer, die roßkastanien-Minier-
motte usw. – Meistens sehr bekannte oder
lästige bis schädliche Arten (Abb. 1).
Die
Kirschessigfliege
(Drosophila su-
zukii) ist im vorgenannten Werk noch
nicht enthalten, alle Zweiflügler (Diptera):
die Mücken und fliegen wurden nicht be-
handelt. in der Wochenzeitung osttiroler
Bote vom 17. 11. 2011 p. 34, wird das
erstmalige Vorkommen für Dölsach (Gar-
ten S. Wieden), Tristach, Matrei und ober-
mauern zitiert, zugleich mit ausreichenden
Angaben über Wirtspflanzen, Bekämp-
fung, Meldepflicht oder Überwachung. es
handelt sich um das erste Vorkommen die-
ser Art in Österreich, mittlerweile auch in
der Steiermark. Durch rasche Ausbreitung
solch agiler flugtüchtiger Arten ist weitere
Vorsicht geboten, um Schäden an ver-
schiedenen feld- und Gartenfrüchten zu
verhindern. Dazu wird auch die Anwen-
dung von fallen geraten, eine solche zu-
gleich mit einem Männchen der Art wird
auch abgebildet.
Mit diesen generellen Hinweisen sollen
nur einzelne ergänzungen geliefert wer-
den. Die fliegenfamilie der obst-, essig-
oder Taufliegen (Drosophilidae) ist mit
weltweit etwa 3.300 Arten sehr umfang-
reich und systematisch entsprechend
schwierig, bei nur 1 bis maximal 6 mm
Alois Kofler
Zwei neue Pflanzenschädlinge
(Taufliege, Kleinzikade)