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Unternehmer Stefan Tink-
hauser aus Bruneck gehört
zu jenen Menschen, die
mit unserem Geldsystem
zunehmend unzufrieden sind
und sich für Regionalgeld
im Pustertal einsetzen. Der
studierte Informations- und
Wirtschaftsmanager, nun im
Ökologiebereich tätig, im
Gespräch mit dem „PTV“.
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2012
6
Herr Tinkhauser, was läuft
aus Ihrer Sicht mit unserem
Geldsystem falsch?
Tinkhauser:
„Die viel zitierte
Geschichte vom Jesus-Cent
würde die Problematik verdeut-
lichen. Sie zeigt klar auf, warum
es regelmäßig zum Zusammen-
bruch des Finanzsystems kommt.
Soll ich die Geschichte erzählen?“
Ja, bitte!
Tinkhauser:
„Gut. Der Schrei-
ner Josef hat für seinen Sohn
Jesus auf der Bank in Judäa ein
Sparbuch mit unbegrenzter Lauf-
zeit und fixen Zinssatz von 5 %
eröffnet. Obwohl die Einlage nur
1 Euro-Cent betrug, hatte sich bis
zum Erwachsenenalter von Jesus
eine stattliche Summe angehäuft.
Das Sparbuch war allerdings in
Vergessenheit geraten. Erst im
Jahre 2012 tauchte das Sparbuch
ausgerechnet im Vatikan wieder
auf, der erst vor 200 Jahren das
christliche Zinsverbot aufgelöst
hatte, weil man es als unerheblich
erachtete. Als der Papst aber den
aktuellen Kontostand in Judäa
nachfragte, wurde er ganz bleich
und sichtlich betroffen: Das was
sich da in 2000 Jahren angehäuft
hat, kann man in Euro gar nicht
des Euros als das Regionalgeld.
Das hat übrigens mal der deutsche
Bundesfinanzminister Eichel der
Regiogeld-Expertin Prof. Ken-
nedy hinter verborgener Hand
zugesichert.“
Wo gibt es bereits Regionalgeld?
Tinkhauser:
„Etwa
in
Deutschland – dort findet man
etwa 20 verschiedene Parallel-
währungen. Eine davon ist der
‚Sterntaler‘, der einen sehr genia-
len Ansatz mit seinem 3-Schalen-
modell anbietet. So ist etwa die
dritte Stufe ein Sparkonzept mit
inkludierter Altersvorsorge auf
der Basis von Arbeitsstunden.
Genau so ein System deckt aus-
gerechnet im High-Tech Land
Japan den Großteil der Alters-
und Pflegevorsorge ab.“
Was brachte Sie überhaupt
auf das Regionalgeld?
Tinkhauser:
„Die Suche nach
der Antwort auf die Frage, wes-
halb derart effektive und wirklich
nachhaltige Lösungen im Be-
reich Landwirtschaft und Ökolo-
gie, die wir etwa mit meinem Be-
trieb anbieten, seitens der Geld-
geber und öffentlichen Instituten
mehr ausdrücken, es sind nämlich
astronomische Werte. Vergleich-
bar mit 58 Milliarden Erdkugeln
aus purem Gold.“
Das Fazit der Geschichte?
Tinkhauser:
„Solche Werte,
die nur ein einziger winziger
Cent in 2000 Jahren an Zinses-
zinsen rechnerisch produziert,
kann und wird es im gesamten
Universum niemals geben.“
Wie konnte dann unser auf
dem Zins basierendes Geldsys-
tem dennoch halbwegs funktio-
nieren?“
Jahre nach der letzten Währungs-
reform – unglaubliche 80 % des
Privatvermögens.“
Aber gerade die Zinsen, die
man beim Sparen aktuell
„noch“ bekommt, sind dem ein-
fachen Bürger wichtig.
Tinkhauser:
„Da im Schnitt in
jedes Produkt oder Dienstleistung
30 bis 40 % Zinsen eingepreist
sind, sind sogar die Besserverdie-
ner unterm Strich Verlierer dieses
Systems. Man sagt, erst ab einem
Finanz-Vermögen von etwa 5 bis
10 Mio € bekommt man unterm
Tinkhauser:
„Weil etwa alle
80 bis 100 Jahre die angehäuften
Vermögen mit den gegenüber-
liegenden Schulden (des einen
Schulden, sind des anderen Ver-
mögen) gegenseitig aufgehoben
wurden – mehr oder weniger
friedlich. Zur Info: 10 % der Be-
völkerung besitzen heute – 60
Strich mehr Zinsen als man in-
direkt in jedem Produkt dafür be-
zahlt. Wichtig ist auch zu wissen,
dass Inflation in erster Linie durch
die künstliche Geldvermehrung,
durch das Zinsnehmen entsteht –
der Zins ist ja auch Geld, das die
Bank am Ende des Kredits mehr
hat und wieder verliehen wird.“
Stefan Tinkhauser ist
einer der Pustertaler,
der sich in seiner Hei-
mat Regionalgeld sehr
gut vorstellen könnte
Auftakt-
veran-
staltung
der
PPP
zum
Thema
Regio-
nalgeld
im Pus-
tertal.
Man ist als Bürger unserem
Geldsystem allerdings nicht
machtlos ausgeliefert. Sie und
andere Pustertaler setzen sich
nun für die Einführung von
Regionalgeld im Pustertal ein.
Welchen Vorteil hat Regional-
geld?
Tinkhauser:
„Da es nur in
einer bestimmten Region ausge-
geben werden kann, bleibt es
automatisch in dieser. Anders-
herum: Das Geld bleibt für be-
stimmte Ausgaben in der Region
und stärkt somit die regionale
Wirtschaft ganz direkt. Was ich
aber noch wichtiger finde, ist,
dass es die ursprüngliche Rolle
des Geldes sehr viel unmittel-
barer erfahrbar macht: Nur ein
häufiges Umlaufen oder Umsetzen
(Umsatz) des Geldes erhöht die
Wirtschaftsleistung und schafft
damit Wohlstand, nicht das Hor-
ten und ‚Investieren‘, wie es uns
heute die Banken weismachen
wollen. Da es bei Regionalgeld
meist keinen Zins gibt – der ist ja
beim Euro auch schon fast tot –
steht das Geld viel günstiger für
Wirtschaftstreibende oder Häusl-
bauer zur Verfügung. Frei nach
dem Motto: ‚Der Rubel muss rol-
len‘. Es besteht rational überlegt,
keine bessere Versicherung für
die Aufrechterhaltung der loka-
len Wirtschaftskreisläufe im
Falle eines Zusammenbrechens
„Man ist unserem Geldsyste
INTERVIEW