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Welche Ausmaße die „Mordmaschine
Volksgerichtshof“ angenommen hatte,
wird auffällig, wenn man liest, dass dieser
Gerichtshof zwischen 1934 und 1945
mehr als 5.200 Menschen hinrichten ließ,
die meisten davon unter dem vorsitzenden
„Blutrichter“ Freisler ab dem Jahr 1942!
Österreich bzw. dem Kaiser hatte P. Ed-
mund Pontiller Treue geschworen, Hitler
aber wollte er nicht dienen. Dafür wurde er
vom Naziregime wegen „Wehrkraftzer-
setzung“ angeklagt und verurteilt! – Laut
der im Tiroler Landesarchiv aufliegenden
Stellungsliste für Tirol, Bezirk Lienz, Jahr-
gang 1889, hatte sich Josef Pontiller am
20. Mai 1910 erstmals der Stellung, am 6.
Juni 1911 und am 2. September 1912 einer
Nachstellung zu unterziehen. Dabei
wurde er wegen Drüsentuberkulose an der
rechten Halsseite, beziehungsweise
Lupus hinter dem rechten Ohr als „derzeit
untauglich“ befunden. Das Lupusleiden
hatte sich dann auf den ganzen Körper aus-
gedehnt und eine Verstümmelung des
rechten Ohres und Schwerhörigkeit zur
Folge. Das Leiden konnte P. Edmund erst
1926 ausheilen.
Dessen ungeachtet rückte P. Edmund im
Ersten Weltkrieg als Freiwilliger ein und
versah von 1914 bis 1918, nur unterbro-
chen von Priesterweihe und Primiz, Sani-
tätsdienste.
Posthume Ehrungen für P. Edmund
Pontiller OSB
Von den verschiedenen Ehrungen, die P.
Edmund nach seinem Tod zuteil geworden
sind, verzeichnet in mehreren Schriften,
Druckwerken etc., sollen einige be-
sonders hervorgehoben werden.
Erwähnt sei zunächst die über Initiative
des Neffen von P. Edmund, Michael Pon-
tiller, in der Dölsacher Pfarrkirche ange-
brachte und am 23. Mai 1987 vom Diö-
zesanbischof Dr. Reinhold Stecher geseg-
nete Gedenktafel, dann das von der
Republik Österreich an P. Edmund Pontil-
ler post mortem verliehene Ehrenzeichen
für Verdienste um die Befreiung Öster-
reichs und die am 29. September 1998
durch das Landesgericht für Strafsachen in
Wien erfolgte Aufhebung des Todesurteils.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
69. Jahrgang –– Nummer 2-3
Drei Bischöfe, die den Gedächtnisgottesdienst für P. Edmund Pontiller OSB in Pécs zele-
brierten (v. l.): Mihály Mayer, Diözesanbischof von Pécs – Erzbischof Karl-Josef Rauber,
Apostolischer Nuntius in Ungarn – Erzabt von Pannonhalma, Bischof Asztrik Várszegi.
Sr. Oberin Maria Paula bedankt sich beim Diözesanbischof von Pécs, Mihály Mayer.
Ein verhältnismäßig umfangreicher
Beitrag wurde in den Osttiroler Heimat-
blättern (Nr. 2/2000) veröffentlicht. Der
Schicksals- und Leidensweg von P. Ed-
mund wurde im Jahre 2000 von der Bene-
diktiner-Abtei St. Georgenberg-Fiecht,
Tirol, Hw. Herrn P. Mag. Pfarrer Thomas
Naupp OSB, unter dem Titel „Blutzeugen
des Glaubens“, in das Martyrologium des
20. Jahrhunderts aufgenommen und dem
Hl. Stuhl in Rom vorgelegt. Außerdem
scheint im Missionskalender 2001, her-
ausgegeben von derselben Abtei, Hw.
Herrn P. Arno Münz OSB, ein ausführ-
licher Artikel über P. Edmund auf. Die in
beiden Druckwerken enthaltenen Darle-
gungen stützen sich weitestgehend auf die
Osttiroler Heimatblätter, die nun ebenfalls
in Rom aufliegen.
Die Krönung aber all dessen, was über
P. Edmund bisher gesagt und geschrieben
wurde, dürfte die auf Initiative des Diö-
zesanbischofs von Pécs (Ungarn) Exzel-
lenz Mihàly Mayer in Szentegat, wo P.
Edmund von April 1940 bis April 1944 im
Asyl gelebt und gewirkt hatte, am 12. Au-
gust 2000 stattgefundene Gedächtnisfeier
Paula (Karolina) Pontiller in Schwaz,
Nichte von P. Edmund Pontiller – 14 Bür-
germeister aus Ungarn – als Zeitzeugen Dr.
Georg Zimmermann von Meinzingen und
die Familie des Barons Imre Biedermann –
Verwandte von P. Edmund und Freunde
der Familie Pontiller, sowie Gläubige aus
Österreich, Ungarn und besonders auch
Dorfbewohner von Szentegat.
Umrahmt wurde die Feier von einem
Bläserensemble und vom Bardos Chor der
Basilika von Pécs.
Die Ansprache von Bischof Mayer be-
gann mit den Worten, die Jesus zu den
Aposteln gesprochen hat:
„Wenn sie mich verfolgen, werdet auch
ihr verfolgt“, dann weiter: „All dies, was
uns die Lesungen darstellen, wird auch im
Leben von P. Edmund Pontiller erschei-
nen. Er war nicht der Einzige, sein Leben
und die Umstände dessen aber stellen die
Gestalt des heutigen Propheten dar, ein
Gegensatz falscher Ideologie dieses Jahr-
hunderts“!“
Nach der Zelebration des Gedächtnis-
gottesdienstes durch den Päpstlichen Nun-
tius wurde zum Gedenken an P. Edmund
in Verbindung mit der Segnung einer Ge-
denktafel für P. Edmund gewesen sein.
Darüber wurde bereits im Osttiroler Bote
vom 7. September 2000 berichtet. In die-
sen Rahmen passend, soll dieses Ereignis
aber auch in den Osttiroler Heimatblättern
für die Zukunft festgehalten werden.
Die Feier, die auch im ungarischen Fern-
sehen ausgestrahlt wurde, war geprägt von
der Anwesenheit folgender Persönlich-
keiten:
Erzbischof Karl-Josef Rauber, Apostoli-
scher Nuntius für Ungarn – Erzabt von
Pannonhalma, Bischof Asztrik Várszegi –
Diözesanbischof von Pécs, Mihály Mayer
– Prior P. Prof. Anselm Mayrl OSB der
Benediktinerabtei Lambach (OÖ) – Stell-
vertreter des Staatssekretärs für Kirche und
Religion, Dr. Zsolt Semjen – Botschafter
der Republik Österreich, Dr. Hannes Porias
– Abgeordnete der Landesversammlung,
Konsuln und Honorarkonsuln – Priester
aus Ungarn, ausländische Mönche und
Ordensfrauen, darunter Sr. Oberin Maria