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PUSTERTAL
PUSTERTALER VOLLTREFFER
SEPTEMBER/OKTOBER 2012
10
Das Projekt KuLaWi (Kul-
tur.Land.Wirtschaft) läuft nach
drei Jahren nun Ende Oktober
aus. Ziel des Projektes war es
unter anderem, herauszufinden,
welchen Einfluss wirtschafts-
und sozialhistorische Prozesse
auf das Landschaftsbild haben,
welche Landschaft sich die heu-
tige Gesellschaft wünscht und wie
die Strategien der Betriebe mit
den gewünschten Vorstellungen
übereingestimmt werden können.
Entwicklung der
Landschaft
Fest steht in jedem Fall: Das
Pustertal ist heute geprägt von
Grünlandwirtschaft. Sie hatte
1865 einen hohen Anteil an
Ackerflächen und Egärten (sie
machten 25,9 % der gesamten
landwirtschaftlichen Nutzfläche
aus). Gerade die Egartenwirt-
schaft, also der Wechsel zwi-
schen Getreideanbau und Grün-
land, war eine für diesen Raum
ideale Nutzungsform.
Almflächen wurden deswegen
aufgelassen und verstrauchen.
Dies betrifft auch die zahlreichen
Bergmähder, die es in dieser Re-
gion einst gab. Trotzdem liegt
heute der Anteil an Mähdern
über 1.600 Hm im Untersu-
chungsraum bei mehr als 5 % der
landwirtschaftlichen Nutzfläche
und damit deutlich über dem
Landesdurchschnitt von 3 %.
Ursache
Ursache für die Brachlegung
von Almflächen sind im Pustertal
nicht der Rückzug der Landwirt-
schaft, sondern vielmehr die in-
tensive Milchwirtschaft, ungüns-
tige Standortvoraussetzungen,
die Wald-Weide-Teilung und der
Mit fast 76.190 ha Getreide-
anbaufläche galt das Pustertal
mit dem Eisack- und dem
Wipptal als wichtigstes Anbau-
gebiet für Getreide in Südtirol.
In der westlichen Hälfte Südti-
rols wurde flächenmäßig weni-
ger Ackerbau betrieben (insge-
samt 75.335 ha).
Wichtigste Ackerfrüchte
Als wichtigste Ackerfrüchte
galten dort Getreide (46.667 ha
Anbaufläche) und Polentamais
(15.028 ha). Doch der Ackerbau
verlor seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts ständig an Bedeu-
tung. Er verschwand aber den-
noch nicht vollständig. Beson-
ders auf dem Tauferer Boden
werden derzeit die Pusterer Kar-
toffeln, Gemüse und Mais ange-
baut. In höheren Lagen herrscht
hingegen die Grünlandwirtschaft
vor. Die Flächen sind stark in-
tensiviert. Ähnliches gilt für die
Hanglagen: Auch dort wird
kaum mehr Ackerbau betrieben,
Grünland bedeckt die Hänge.
Geringe Flächenaufgabe
Auffallend ist die geringe Flä-
chenaufgabe im Pustertal, zu-
mindest in den Gunstlagen. Der
Wald konnte sich dort lediglich
die steilsten und unwegsamsten
Talhänge zurückholen. Das Pus-
tertal besitzt weitläufige Almen,
die teilweise aber sehr steil und
schwer zugänglich sind. Viele
Viele Regionen im
Pustertal wachsen zu,
weil zu viele Almflächen
nicht mehr flächen-
deckend genutzt wer-
den. Die abseits liegen-
den Ortschaften Prettau,
St. Peter und Rein
haben mit Abwanderung
zu kämpfen. Hingegen
ist die offene Kulturland-
schaft in den Tälern
durch die intensive land-
wirtschaftliche Nutzung
weitgehend stabil. Das
sind die Ergebnisse der
KuLaWi-Studie.
Wissen rund ums Pustertal erarbeitet
Nutzungsänderung
Pustertal
(orange Fläche =
nicht mehr genutzt;
grün = noch genutzt)
Sand in Taufers (um 1930 und 2010) gehört zu den wirtschaftlichen Zentren des Pustertals. Wohl auch deshalb verdreifachte sich fast
die Siedlungsfläche in den vergangenen 150 Jahren. Die Zahl der Bevölkerung verdoppelte sich auf derzeit 5.267 Einwohner. Heute
sind ca. 150 ha verbaut. Bemerkenswert: Sand i. T. ist eine der wenigen Gemeinden in Südtirol, in der der Ackerbau auch heute noch
eine bedeutende Rolle spielt.
(Historische Quelle: Sammlung Horst Schober; aktuelles Foto: KuLaWi)