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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 3
endete diese Ausbildung im Sommer 1950
mit der Gesellenprüfung. Was sich in den
drei Jahren während seiner Lehrzeit ange-
sammelt hat war nicht nur das unbändige
Bedürfnis eines jungen Mannes, sich
weniger dem Kunsthandwerk als viel mehr
der Kunst zu verschreiben, sondern auch
eine konkrete Vorstellung von seiner wei-
teren Ausbildung.
Im Einflussbereich von namhaften
Kunstschaffenden
Mit dem vielzitierten ersten Gehalt als
Studiengeld und einer nach eigenen Ideen
ausgewählten Mappe mit Zeichnungen
fand er Aufnahme in die bekannte Inns-
brucker Mal- und Zeichenschule von Toni
Kirchmayr, die bereits als Ausbildungsstätte
für eine Vielzahl von Künstlern vorwiegend
aus dem Tiroler Raum etabliert war. Vom
Herbst 1950 bis Frühling 1951 unterzog
sich Hermann Pedit einem klar strukturier-
ten Ausbildungskonzept, dessen Haupt-
augenmerk im Porträtieren lag. Die exakt
definierte Zeichnung, als Ausgangspunkt
einer Arbeit, die neben dem kunstinduzier-
ten Aspekt auch die geübte Handschrift für
sich beansprucht, galt durchaus als eines der
zu erwartenden Ziele der Ausbildung.
„Es war ein artistisches Einlernen von
Linien und Formen, ich habe dort Zeich-
nen gelernt, aber ich konnte mich mit dem
einhergehenden schematisierten Rea-
lismus nicht mehr identifizieren…“
Schließlich war es für den 17-Jährigen
naheliegend, Innsbruck zu verlassen und
vorerst in der Kulturmetropole Wien sei-
nem Ziel näher zu kommen. Die ersten kur-
zen Eindrücke vom Akademieleben finan-
zierte sich Hermann Pedit unter anderem in
einem Bereich, in dem ihm seine kunst-
handwerkliche Ausbildung entgegenkam.
Als Metallbildhauer in einem Wiener
Betrieb erwarb er bereits jene ersten Erfah-
rungen, die ihm bei dem folgenden Enga-
gement in einer Schweizer Firma lukrativ
interessante Aufträge brachte. Dem Ar-
beitsaufenthalt in Zürich folgte ein weiterer
in Stuttgart, um mit kaum zwanzig Jahren
wieder nach Lienz zu kommen. Die kom-
primierte Erfahrungssuche in der Zeit zwi-
schen 1951 und 1952 ergab sich zum einen
aus einem natürlichen Bedürfnis nach
Unabhängigkeit und wahrscheinlich zum
anderen auch aus der Erschließung eines
Motivationskonzeptes. Der Ertrag aus
einer interessanten Auftragsarbeit, ein aus
Aluminium getriebener annähernd drei
Meter großer „Hl. Christophorus“ für das
Franz-Josef-Haus im Glocknergebiet, er-
möglichte ihm die akademische Kunstaus-
bildung in Wien fortzuführen.
„Ohne Aufnahmeprüfung kam ich mit
meiner Mappe aus der Kirchmayr-Zeit zu
Sergius Pauser und wurde in seine
Klasse aufgenommen.“
Sergius Pauser, der bis 1967 in Wien die
Meisterschule für Bildnismalerei an der
Akademie für Bildende Künste leitete und
neben der Neuen Sachlichkeit vor allem
dem österreichischen Expressionismus
zusprach, galt als eine markante Institution
in der Porträtmalerei der österreichischen
Kunstszene. Studienblätter aus dieser
Zeit belegen Hermann Pedits Tendenz, be-
reits in dieser Phase der Ausbildung der
bildnerischen Doktrin seines Lehrers ent-
gegenzusteuern, auch wenn formale An-
näherungen durchaus gegeben waren.
Der selbstständige Duktus forcierte sich
schon in jener Zeit zu einem eigenständi-
gen Ausdrucksmittel einer innovativen
Künstlerpersönlichkeit. Nach zwei Jahren
bei Sergius Pauser wechselte Pedit 1955 in
die Meisterklasse für Bildhauerei zu Fritz
Wotruba, wo er schließlich 1958 mit dem
Diplom abschloss. In diesem Jahr wurde
ihm auch der Wotruba-Preis verliehen.
„Die Bildhauerklasse verstand ich
nicht als Diskrepanz zu dem was ich an-
strebte, nämlich Maler zu werden, sondern
ich wollte auch mit diesem Metier vertraut
werden.“
Interessant dabei ist aber auch die Tatsa-
che, dass Hermann Pedit bei Fritz Wotruba
kaum Einschränkungen in der Wahl der
Medien erfuhr – in dieser Zeit entstand
neben Skulpturalem auch eine ganze
Reihe von Bildern. Trotzdem kam er zum
Schluss, dass
„im Grunde genommen die
Malerei und die Bildhauerei als unverein-
bar aufzufassen sind. Beide trennt eine
geistige und auch ethische Barriere.“
Die rege Ausstellungspräsenz schon zu
Beginn der Karriere
Bereits im September 1956 wurden
Arbeiten von Hermann Pedit neben jenen
von Leo Ganzer, Adrian Egger, Gottfried
Fuetsch, Cornelia Mayer und Franz
Walchegger und weiteren sieben Künstlern
im Rahmen der ersten Gruppenausstellung
Osttiroler Künstler im Tiroler Kunstpavil-
lon gezeigt,
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wo Pedit bis Mitte der 60er-
Jahre wiederholt vertreten war. In Wien
fand der ausgesprochen gute Anfangserfolg
mit einer Vielzahl von Präsentationen, wie
unter anderem 1959 zusammen mit dem
Bildhauer Alfred Czerny im Parterre des
Künstlerhauses, 1960 in der Staatsdrucke-
rei oder eine international ausgerichtete
Ausstellungsbeteiligung, die in dieser Zeit
„Junge Maler aus Österreich“ in San
Salvador, Buenos Aires, Istanbul und
Ankara zeigte, seine Fortsetzung. Über die
malerische Formulierungsgabe Pedits
schreibt Konrad Oberhuber: „Nach einer
noch immer kubistisch angehauchten
Phase, in denen die Berge zu lichten Kris-
1959: Eine Landschaftsaufnahme aus der Werksreihe „Surreales“, 42 x 80 cm, Öl auf
Leinen.
1969: Eine spanische Reise inspirierte Pedit zu diesem Landschaftsmotiv, 60 x 80 cm,
Öl auf Leinen.