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nen,
Wissenschaftlerinnen,
Schriftstellerinnen, Wirtinnen
und Trägerinnen niederge-
schrieben.“
Was war diesen Frauen ge-
mein?
Runggaldier:
„Der erste
Schritt, nämlich der vor die
Haustür, war für die Frauen der
schwierigste. Wenn sie einmal
die ihnen auferlegten Rollen-
zwänge hinter sich gelassen
haben, war das Erklimmen von
Gipfeln kein Problem mehr. Sie
kletterten dann in den Bergen
und haben ebenso neue Routen
eröffnet wie Männer. Doch ge-
rade die Pionierinnen hatten mit
den Kleidervorschriften ihrer
Zeit zu kämpfen, ließen sich
aber auch durch knöchellange
Röcke nicht vom Klettern ab-
bringen. Sie alle waren Frauen
im Aufstieg, mehr noch: Sie
waren beteiligt am Aufstieg der
Frauen.“
Dieser Wille zum Aufbruch
war zuallererst eine individu-
elle Entscheidung.
Man trifft in Ihrem Buch
aber auch auf Frauen, die sich
nicht als Bergsteigerinnen,
sondern als Lebenskünstlerin-
nen in der Gebirgswelt verdient
machten.
Runggaldier:
„Ja. So zum
Beispiel auf Emma Hellenstai-
ner, legendäre Wirtin des Hotel
Schwarzer Adler in Niederdorf
im Pustertal. Bis heute gilt die
gebürtige Österreicherin aus St.
Johann in Tirol, die mit ihrem
Weitblick das wirtschaftliche
Potential des entstehenden
Bergtourismus bereits früh er-
kannte, als Pionierin ihrer Zeit.
Bereits in frühen Jahren Witwe,
nahm die Mutter von sieben
Kindern ihr Schicksal selbst in
die Hand. Sie gründete ein
Transportunternehmen und be-
Die Südtirolerin Ingrid
Runggaldier nahm sich
den Frauen vergangener
Zeiten an, die sich schon
damals auf und in die
hohen Berge wagten
oder in den Bergen
lebten. Runggaldier
wandelte viele Jahre auf
ihren Spuren, um ihre
einstigen Beweggründe
und Entwicklungen zu
erfahren und fasste diese
im Buch mit dem Titel
„Frauen im Aufstieg“
zusammen. Die Autorin
im „PTV“-Interview.
Runggaldier:
„Ja, er wuchs
erst später zu einer kollektiven
Bewegung heran, die zur Grün-
dung eigener Frauen-Alpenver-
eine führte. Im Fokus stehen in
meinem Buch immer coura-
gierte Frauen-Persönlichkeiten
wie Beatrice Tomasson, die
maßgeblich an der bahnbre-
chenden Erstbegehung der Mar-
molada-Südwand beteiligt war.
Oder die frühe Weltreisende Ida
Pfeiffer sowie Lucy Walker, die
als erste Frau auf dem Matter-
horn stand. Ebenso die Expedi-
tions-Managerin Hettie Dyhren-
furth. Führende Kletterinnen
ihrer Zeit wie Paula Steger Wie-
singer, Mary Varale und Loulou
Boulaz stehen neben der bedeu-
tenden Alpingeologin Maria
Matilda Ogilvie Gordon oder so
widersprüchlichen wie schil-
lernden Figuren wie der Wiener
Journalistin und Kriegsbericht-
erstatterin Alice Schalek oder
der Regisseurin Leni Riefen-
stahl.“
PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2012
6
Die Schwestern im Gelände.
Der
Klet-
ter-
garten
der
Baro-
nes-
sen.
„Schritt vor Haustüre war der schwerste“
Autorin Ingrid Runggaldier
aus Meran.
Frau Runggaldier. Wer sind
die Protagonistinnen Ihres Bu-
ches „Frauen im Aufstieg“?
Runggaldier:
„Ich habe Le-
bensgeschichten von Alpinistin-
Die mutigen Bergsteigerinnen und Baronessen Rolanda und Ilona
Eötvös.