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PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2012
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Fleischteile. Josef Leiter sorgte
auch für einen eigenen Kollek-
tiv- und Lohnvertrag im Tiroler
Fleischergewerbe und für eini-
ges Wichtiges mehr. Fünf Jahre
lang war er auch Stellvertreter
des Bundesinnungsmeisters.
„Das war ein harter Job, da ich
ziemlich oft alleine dastand.
Denn mein Sekretär hatte Bla-
senkrebs. Der Bundesinnungs-
meister hatte zwei Herzinfarkte,
und der zweite Stellvertreter litt
an Leukämie.“
Noch voll „erwerbstätig“
Seit vielen Jahren ist der Sil-
lianer zwar in Pension aber noch
immer voll aktiv – ehrenamtlich.
So ist er etwa Konsulent der
Firma Frey in Gmünd. „Man
kann sagen, ich bin voll erwerbs-
tätig ohne Einkommen“, lacht er,
In vollen Zügen genießt er es,
sich als Pensionist zu nichts mehr
verpflichten zu müssen.
Doch drei Mal die Woche trai-
niert er konsequent im Fitness-
center und eine Stunde täglich
marschiert er mit seinen Walking-
Stöcken, um möglichst fit zu blei-
ben. „Früher ging ich viele Ski-
touren und fuhr auch sehr gerne
auf dem Rad. Aber seit einigen
Jahren leide ich an Polyneuropa-
thie, die meinen Gleichgewichts-
sinn sehr beeinträchtigt.“
Familie
Ehefrau Gudrun (73, gebürtig
in Lienz) hält auch weiterhin
fest zu ihm. Seit 1960 sind die
beiden verheiratet. „Wenn ich
meine Frau zur Zeit meiner
Selbstständigkeit nicht gehabt
hätte, hätte ich die vielen Ämter
abseits der Metzgerei niemals
machen können“, ist er sehr
dankbar. So war er unter ande-
rem auch Mitglied der Codex-
Unterkommission für Fleisch
und Fleischwaren, Bezirksge-
werbeobmann, Versichertenver-
treter der gewerblichen Sozial-
versicherungsanstalt Wien, Mit-
glied des Vorstandes der
Raiffeisenbank Sillian und
Gründungsmitglied der Entwäs-
serungsgenossenschaft Panzen-
dorf. Die Liste der Auszeich-
nungen, die er für seine Tatkraft
erhielt, ist lang. Dazu zählt etwa
die Ernennung zum Kommer-
zialrat als Berufstitel durch
Bundespräsident Rudolf Kirch-
schläger 1982.
Tragisches Unglück
Der Sillianer und seine Ehe-
frau hatten drei Kinder. Der jün-
gere Sohn Manfred stürzte aller-
dings mit 15 Jahren über 100
Meter Felswand tödlich ab. Das
war vor 35 Jahren. „Damals gab
es ein starkes Gewitter. Er war
auf unserer Alm, wollte dort
noch eine Woche verbringen,
bevor er bei mir im Betrieb die
Lehre beginnen sollte. Am zwei-
ten Tag passierte das Unglück.
Erst am nächsten Tag um 5.30
Uhr fanden wir ihn, mit Schä-
delzertrümmerung – auf einer
Steinplatte. Das war furchtbar“,
erinnert sich Leiter, der somit
auch seinen Betriebsnachfolger
verlor. 1992 verkaufte er den
Betrieb und siedelte nach Thurn.
„Aber ich werde immer ein Sil-
lianer bleiben“, schmunzelt er,
der noch immer viel Zeit in Sil-
lian verbringt.
Sein zweiter Sohn Dr. Josef
Leiter (51) studierte Medizin
und betreibt in Deutschland ein
Unternehmen im Gesundheits-
bereich, Tochter Barbara Perfler
ist Sozialarbeiterin und derzeit
in Karenz. Leiter ist auch fünf-
facher Opa. Das macht ihn be-
sonders stolz. Martina Holzer
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Besonders viele Südtiroler kauften früher im Geschäft von Leiter
ein und schmuggelten die Ware über die damalige Grenze.