Seite 17 - VP_2012_04

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INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2012
17
gebaut werden können.“
Willeit:
„Das würde das Land-
schaftsbild bereichern und könnte
für Einzelne durchaus wirtschaft-
lich rentabel sein.“
Peintner:
Aber nur, solange es
die Ausnahme bliebt. Würden alle
Bauern von der konventionellen
Milchwirtschaft auf Bio- oder Ni-
schenprodukte umsteigen, würde
das nicht gut gehen.“
Tasser:
„Dabei haben unsere
Erhebungen gerade in diesem Be-
reich brisante Veränderungen in
der Ausrichtung der Landwirt-
schaft zu Tage gefördert, die auch
deutliche Spuren im Land-
schaftsbild hinterlassen haben.
Nur zwei Beispiele: Noch vor 30
Jahren stammten 85 % der in
Südtirol verspeisten Erdäpfel aus
heimischen Böden, heute können
wir im Land nur mehr 4 % des
Eigenbedarfs an den Kartoffeln,
die einst als Pustertals Parade-
frucht galt, decken. Beim Ge-
treide wuchs 1982 noch mehr als
die Hälfte im Land, heute sind es
nur mehr 2 %. Daher meine For-
derung: Wir brauchen wieder
mehr Südtirol auf unseren Tellern
– und auf jenen unserer Gäste!“
Nöckler:
„Dem kann ich nur
beipflichten. Bäuerliche Produkte
mit kleinen Kreisläufen finden in
der gehobenen Gastronomie zu-
nehmend mehr Gefallen und
auch Abnehmer. Parallel dazu
steigt auch die Wertschätzung re-
gionaler Qualitätserzeugnisse in
der heimischen Bevölkerung.
Ähnliches beobachten wir ja
auch bei Landschaftsschutzge-
bieten: Der Feriengast reagiert
sehr positiv darauf. Ein Natur-
park, ein Natura 2000-Gebiet,
wirkt anziehend. Das könnte
durchaus den Effekt haben, dass
auch die einheimische Bevölke-
rung mit der Landschaft sensibler
umgeht.“
Werden sich die Ortschaften
in der Peripherie weiter entvöl-
kern?
Steinbacher:
„Ja. Dieser
Trend – und er lässt sich voraus-
sichtlich durch alle politischen
Maßnahmen nur bedingt aufhal-
ten – geht dahin. Zentren dagegen
wachsen.“
Willeit:
„Immer wieder und
öfter geht wertvolle alte Bausub-
stanz in den Dorfkernen verloren.
Stattdessen werden moderne
Zweckbauten errichtet, die einer-
seits zu einem guten Teil auf dem
freien Markt an ausländische
Zweitwohnungskäufer gehen und
andererseits unsere traditionellen
Dorfbilder zerstören.“
Was bewirken finanzstarke
Investoren?
Schwingshackl:
„Immer stär-
ker zu beobachten ist der Trend,
dass finanzkräftige Investoren
von auswärts 5-Sterne-Hotels in
die grüne Wiese – in die so ge-
nannte unberührte Natur – stellen
wollen. Die Frage wird sein, ob
und wie lange es sich Gemeinden
leisten können, diesemAnsinnen
entgegenzutreten. Schließlich
versprechen die Investoren ja
auch Arbeitsplätze und Steuer-
einnahmen.“
Willeit:
„Bedenklich ist es na-
türlich auch, wenn in freier
Landschaft – so wie hin und hin
geplant und zum Teil auch schon
realisiert – Tourismuszonen aus-
gewiesen werden und große
Nobel-Hotelanlagen oder Ferien-
dörfer entstehen, ohne auf das
sensible bauliche Umfeld abge-
stimmt zu sein. Landschaftsge-
stalterisch müsste man sich auch
viel mehr um die Gewerbezonen
bemühen. Diese sind momentan
kein Aushängeschild für unsere
Dörfer und gewiss keine Zierde
für das Landschaftsbild. Man
müsste sie begrünen, sie ästhe-
tisch besser in die Landschaft in-
tegrieren oder zumindest optisch
abschirmen.“
Inwiefern gestaltet die Ener-
giegewinnung die Landschaft?
Steinbacher:
„Die Experten
waren der Meinung, dass im
Pustertal diesbezüglich bereits
alles getan sei. Die Wasserkraft
ist fast überall schon erschlos-
sen. Windkraft sei kein Thema.
Dafür fehle im Pustertal fast
überall der Wind. Die vielen
Fernheizwerke würden zur Säu-
berung der heimischen Wälder
beitragen und den Besitzern
einen Zusatzverdienst einbrin-
gen. Die Photovoltaikanlagen
würden letzthin ästhetisch bes-
ser in die Baumasse eingefügt.“
Peintner:
„Zum Glück haben
wir auf politischer Ebene verhin-
dert, dass bei uns Photovol-
taikanlagen auf freiem Feld er-
richtet werden können.“
Interview: Martina Holzer
ler Landschaft in Südtirol bestellt?
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