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fünfeinhalb Groschen, Frauen und Jugend-
liche, von denen einige im Rechnungsbuch
aufscheinen, erhielten auch schon einmal
einen Groschen weniger. Wurden die Ar-
beiter verköstigt, zog man den Polieren,
Meistern und Gesellen drei Groschen, den
Tagwerkern zwei oder zweieinhalb Gro-
schen vom Tageslohn ab.
Die Einkünfte von St. Johannes, die man
zwischen 1467 und 1491 verbaut hat, re-
sultierten zur Hauptsache aus Sammlun-
gen und Kollekten, aus Geldern in Opfer-
stöcken und Büchsen, die man auch außer-
halb der Kirche, z. B. bei Wirten,
aufgestellt hatte. Hinzu kamen noch Zinse
aus Grundbesitz, letztwillige Vermächt-
nisse, zu Geld gemachte Sachspenden und
Güter, kleine Summen von Bruderschaften
und der Geistlichkeit im Umkreis. Großzü-
gige Spenden Einzelner waren eher selten.
Eine Baurechnung verzeichnet Einnah-
men und Ausgaben, gibt hier und da noch
Bemerkungen zu einzelnen Posten, sagt
aber kein Wort darüber aus, was nichts ge-
kostet hat oder rings um den Bau gesche-
hen ist. Das Raitbuch von St. Johannes ist
weder eine Bau- noch eine Kirchenchronik
und muss daher ergänzt werden, wenn
man eine vollständigere Übersicht über die
wirklichen Kosten erhalten will.
Als das 10. und beginnende 11. Jahrhun-
dert mit seinen Invasionen, blutigen
Adelsfehden, Missernten und Hungers-
nöten – die Endzeiterwartung um das Jahr
1000 verbreitete kaum Schrecken – über-
standen waren, schöpften die Menschen
wieder Mut und die Welt begann „sich mit
dem leuchtenden Gewand von Kirchen zu
bekleiden“, wie Radulfus Glaber damals
schrieb. Er zielte damit besonders auf Ita-
lien und Frankreich, wo es bei Kirchen-
bauten des 11. und 12. Jahrhunderts zu
einem merkwürdigen „Karrenkult“ kam.
Vielerorts strömten Menschen herbei, um
unentgeltliche Arbeiten zu verrichten.
Mehrere Chronisten berichten überein-
stimmend, dass Adlige wie einfache
Leute, Starke und Schwache, Junge und
OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2007
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HEIMATBLÄTTER
Steinmetzen schlagen Pfeilerprofile, Maßwerk und Quader; Mörtel-
rührer, Mörteltransport mit „Vogel“, Bockgerüst, Galgenkran mit zwei
Rollen, an dem eine Holztrage mit einem Quader aufgezogen wird.
Darstellung von Steinbruch, Steintransport, Steinmetzen, Mörtel-
rührern, Mörtelträgern mit „Vogel“, Laufschräge, Galgenkran,
Steinzange, Winkel und Messlatte.
Bearbeiten der Werksteine in der Hütte, davor das Mörtel-
mischen; Werksteintransport mittels Trage und Schubkarre, Ver-
setzen der Steine; im Hintergrund Abdecken der Mauerkrone mit
Mist zur Sicherung gegen Witterungseinflüsse.
Maurer, Mörtelmischer, Mörtelträger mit Mulde, verputztes
(verblendetes) Ziegelmauerwerk, Bockgerüst mit Leiter.