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OSTTIROLER
NUMMER 7/2007
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HEIMATBLÄTTER
Die Benützung eines sehr kleinen
Lebensraumes zwischen einemWirbeltier
und einem Insekt ist auffallend genug
zu einem Kurzbericht.
Beim Leitnerbauern Nikolaus Leitner in
Gaimberg/Postleite bei Lienz wurde im
großen Steintrog seit mehreren Jahren der
Feuersalamander mit seinen Larven beob-
achtet und im Jahr 2006 dabei noch auf-
fallende große grüne Larven unbekannter
Art. Der naturverbundene Nichtmehr-
Bauer ließ im Trog etwas Wasser mit
Schlamm stehen, reichlich Falllaub dazu,
damit beide Arten nebeneinander leben
konnten, zumindest eine Zeitlang
Die systematische Insektenordnung der
Köcherfliegen hat ebenso wie Steinfliegen
und Eintagsfliegen mit den richtigen
Fliegen nichts zu tun. Die deutschen
Namen sind irreführend. Die echten
Fliegen haben nur 2 Flügel, alle anderen
4 meist recht ungleich große. Die Köcher-
fliegen-Larven bauen fast immer ein Ge-
häuse aus unterschiedlichstem Material
in vielerlei Formen. Leider sind diese „Kö-
cher“ nicht artspezifisch, sonst wäre die
Bestimmung oftmals leichter. Die Larven
leben imWasser, unterschiedlich empfind-
lich gegen Verschmutzung, vom Tal bis ins
Gebirge. Die fertigen Insekten haben deut-
lich behaarte Flügel (Trichoptera = Haar-
flügler) keine Schuppen und keinen Saug-
rüssel wie die Schmetterlinge, mit denen
sie sonst durchaus verwandt sind.
Die Artenzahl dieser Insekten, weltweit
waren 2003 etwa 10.500 beschrieben, ist
noch recht ungenau bekannt. Im Jahre
1975 werden in Österreich 256, für
Gesamt-Tirol 69 Arten registriert. In den
Alpenbereichen ist diese Zahl durchwegs
gering, vergleichsweise zu Oberösterreich
damals 185, allerdings lebt hier der welt-
bekannte Spezialist für diese Tiere, der
auch die Osttiroler Arten bestimmt hat und
das Tier aus dem Brunnentrog als Agryp-
nia varia zuordnen konnte, das ergab sich
aus den zugeschickten Larven, fertige
Insekten wurden noch nicht gefunden.
Alois Kofler
Köcherfliege und Feuersalamander
im Brunnentrog
Abb. 1: Köcherfliege in Seitenansicht 15 – 20 mm (nach Engelhardt 1982 in Honomichl
1998).
Abb. 2: „Große“ Köcherfliege, bis 60 mm
Flügelspannweite (nach Brohmer et al.
1935 ff. in Honomichl 1998).
Abb. 3: Sechs verschiedene Köcherfliegen-Arten aus Osttirol.
Abb. 5: Köcher aus Blattteilen (Agrypnia varia) (oben) – Köcher aus feinen Sand-
teilchen (unbekannte Art) (unten).
Abb. 4: Köcher aus feinen Pflanzen-
materialien – Obere Reihe vom Zedlacher
Paradies.