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OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2011
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HEIMATBLÄTTER
Stock in die Erde versenkt. Ich habe also
einen eigenen Horizont geschaffen, und auf
der Mitte des Platzes war ein Hügel, sym-
bolisch als Überrest der Ausgrabung. Die
Anfangsidee, mit der ich den Wettbewerb
gewonnen hatte, basierte darauf, dass man
den Hügel als Ausgrabungsteil belässt,
weil man angenommen hatte, dass dort
Felsen oder sehr feste Erde sein wird. Bei
den Bohrungen hat sich dann herausge-
stellt, dass dort völlig zerbröckelndes Ma-
terial war, das unmöglich in dem Zustand
belassen werden konnte. Deshalb wurde
die Form des Hügels künstlich gestaltet.“
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Abraham sah sich in der Position eines Ar-
chitekten der klassischen Moderne, wobei
jene Verbundenheit nicht auf stilistisch-for-
maler Ebene zugegen ist, sondern in seiner
kritischen Haltung gegenüber dem kunst-
geschichtlichen Tatbestand und gegenüber
fest begründeten Konventionen. Abraham
strebte nach einer Originalität,
„die keine
Ansammlung von historischem Wissen
braucht, sondern eine Originalität, die
einen radikalen Schnitt durch die Ge-
schichte macht“.
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Gleichermaßen wendete
er sich auch gegen die geglaubte Origina-
lität von architektonischen Modeerschei-
nungen, die sich nur durch ihr Anderssein
vom anderen unterscheiden.
„Man muss
diese Zeiterscheinungen ignorieren und
sich auf die Arbeit konzentrieren.“
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Diese
Arbeit bestand zunächst darin, jedes
Architekturproblem auf seine Wurzeln hin
zurückzuverfolgen. Demgemäß war sein
Entwurf vom neuen Akropolismuseum in
Athen (Internationaler Wettbewerb, 1990,
3. Preis) von der Frage nach den Ursprün-
gen eines Museumsprogramms bestimmt:
Ursprünglich als Tempel der Musen ent-
standen,
„müsste ein solches Bauwerk den
Musen gewidmet werden, mit der Ein-
ladung, hier weiterzuleben. Die Räume des
Museums sollten Orte der Stille und des
Friedens und der Kontemplation sein. Es
muss eine klare Trennung geben zwischen
den Räumen für die Öffentlichkeit und
jenen, die den Skulpturen gewidmet
sind.“
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Die undurchlässig wirkenden
Mauern aus Stein „
sollen die Scharen der
Touristen daran hindern, in die geheiligten
Kunstwerke der Akropolis wie in einen
Supermarkt einzudringen. Als einziges
Zeichen der Öffnung steht ein zentrales
aufragendes Element, das für die Öffent-
lichkeit bestimmt ist und eine Verbindung
zwischen der Stille der inneren heiligen
Welt und der äußeren Welt des Profanen
herstellt.“
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Der ökonomische Aspekt, Besucher-
und Umsatzfrequenz zu steigern, wird zum
Anti-Ziel. Abrahams Architekturvisionen
haben gewissermaßen ihren Ursprung in
der irrationalen Architektur,
„das ist die
Architektur des Grabes, der Ursprung der
Architektur als Eingriff in den Ort, Rainbow Plaza, Niagara Falls, 1973/77.
Abrahams Entwurf vom neuen Akropolismuseum in Athen gewann im internationalen Wettbewerb im Jahre 1990 den 3. Preis.