![Page Background](./../common/page-substrates/page0031.jpg)
Informationsblatt der Gemeinde Amlach
Ausgabe 28 Dezember 2018 Seite 31
Besonders beliebt bei den Gästen waren der
Lawn- Tennisplatz und die Kegelbahn im
Obstgarten.
Gastgarten
Zum Betrieb gehörte auch eine Geschirr-
und Wagenremise (= Geräte- und
Wagenschuppen) linksseitig an der Straße
zum
Ulrichsbichl.
Für
2
Kronen
(Zimmerpreis),
bzw.
5
Kronen
(Vollpensionspreis) konnte man diesen für
die damalige Zeit erstaunlich hohen Komfort
genießen und es sich im Amlacherhof
gutgehen lassen.
Zimmerpreise anno dazumal (leider nicht
besser leserlich)
Zum Vergleich: Der Zimmerlohn (ohne
Verpflegung) entsprach in etwa dem
Taglohn
eines
Handwerkers.
Die
Sommerfrische war also ein Privileg der
Reichen – von Massentourismus keine Spur.
Ein Blick in die Gästebücher des
Amlacherhofes, obwohl bedauerlicherweise
wesentliche Teile fehlen, vermittelt ein sehr
lebendiges und typisches Bild des damaligen
Tourismus.
Das Gästebuch beginnt im Jahre 1892 mit
einem Lobpreis des aus Genf kommenden
Dr. Bary auf die Schönheiten Amlachs und
seiner Berge.
Hier stiegen die Vertreter der sogenannten
besseren Gesellschaft ab: Generäle, Offiziere
Oberstleutnants, ebenso Bankiers, höhere
Regierungsbeamte, Künstler und natürlich
der Geldadel des Großbürgertum. Es ist ein
buntes Bild der k. und k. Hofräte, der
Vizepräsident des k. und k. Patentamtes,
eine Opernsängerin, die reichen Fabrikanten
mit Deferegger Wurzeln, Mitglieder des
Herrenhauses,
Barone,
Grafen,
Advokatenwitwen, Direktoren der Südbahn,
Universitätsprofessoren und Privatiers.
Viele Herrschaften reisten mit Personal an:
mit
Gouvernante,
Kinderfräulein,
Stubenmädchen oder sogar schon mit
Chauffeur. Auffallend lange war die
Aufenthaltsdauer. Viele blieben zwei bis drei
Monate lang. Neben der schönen Landschaft
lobten die Gäste immer wieder auch die
Seele des Hauses, das Wirtstöchterl Frl.
Marie.
Zu den Gästen aus allen Teilen der
Monarchie (Wien, Graz, Laibach, Marburg,
Triest, Cilli, Agram, Prag, Aussig, Teplitz,
Budweis, Breslau) gesellen sich auch solche
aus Schleswig-Holstein, Riga, Livland,
Leipzig,
Deutsch-Lothringen,
Rom,
Palermo, und sogar aus England und
Amerika.
1907 ist Manöver: die hohen Offiziere
steigen alle im Amlacherhof ab. Am
27.07.1914 enden die Aufzeichnungen
abrupt, denn am Tag darauf beginnt der erste
Weltkrieg, nach dem nichts mehr so sein
sollte wie früher. Viele der Gäste werden
aber wiederkommen.
Doch es gab noch ein zweites Gästebuch –
mit Goldrand!