OBERLIENZerlesen 29
Wie jedes Jahr, vor Beginn der
Abendmesse am Karsamstag, ver-
sammeln sich Gemeindebürger
am Friedhof vor der Kirche Ober-
lienz, um gemeinsam Holzscheiter
anzubrennen.
Ein Brauch, der bald schon wie
vergessen scheint und in vielen
Dörfern nicht mehr gelebt wird.
Die Weihe beginnt mit dem An-
zünden eines Holzfeuers in einer
Eisenschale durch den Kirchen-
mesner.
Durch die Segnung dieses Feuers
von Hochw. Pfarrer Josef Wieser
erhält dieser Brauch eine beson-
dere Bedeutung.
Die von zu Hause mitgebrachten
Holzscheiter der Oberlienzer,
Oberdrumer u. Glanzer werden
an diesem Feuer leicht angekohlt
und zu Hause zu Spänen verarbei-
tet. Die Bedeutung dieses gelebten
Brauches kann Tage danach auf
den Feldern gesehen werden. Die
Späne sind zu Kreuzen gestaltet
und mit Palmzweigen und Krane-
witten versehen.
So erbittet der Bauer seit Genera-
tionen, dass die Felder vor Un-
wetter verschont bleiben und die
Ernte gut eingebracht werden
kann. Denn nicht die Arbeit allein
bestimmt unser Glück, oftmals ist
es der Segen von oben.
Fackelweihe am Karsamstag
Nachgeforscht von Elisabeth Hainzer und Gottfried Stotter
Nur die schönsten Fackeln werden im Feuer leicht
angekohlt und danach zu Spänen verarbeitet.
Aus den Spänen wird ein Kreuz zusammengesteckt
und auf den Feldern aufgestellt.
Nach der Segnung des Feuers wird die Osterkerze entzündet.