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Am 28. Oktober 2016 feierten die Osttiro-

ler Bäuerinnen ihren Bezirkstag in Sillian.

Der Festtag, welcher von den Oberländer

Gebieten „Sillian/Gailtal“ und „Pustertal/

Villgratental“ in Zusammenarbeit mit dem

Bezirksausschuss organisiert wurde, be-

gann um 13.30 Uhr in der Pfarrkirche Silli-

an mit einer Hl. Messe, welche von Dekan

Anno Schulte-Herbrüggen feierlich zeleb-

riert wurde. Bereits die Hl. Messe war in

Predigt und Texten ganz dem Festthema

„Wertschätzung – Werte schätzen“ ge-

widmet. Für die musikalische Umrahmung

der Hl. Messe neben dem Volksgesang

zeichnete das „Horntrio aus Heinfels“ ver-

antwortlich.

Im Anschluss fanden sich die Festgäste

im Kulturzentrum Sillian ein. Nach einer

kleinen Stärkung bei Kaffee und Kuchen

konnte Bezirksbäuerin Michaela Pitterl

neben den zahlreich erschienen Bäue-

rinnen aus dem gesamten Bezirk auch

etliche Ehrengäste begrüßen. Unter ihnen

Landesbäuerin-Stv. und LK-Vizepräsi-

dentin ÖRin Helga Brunschmid, mehrere

Bürgermeister und BB-Obmänner des

Osttiroler Oberlandes, JBLJ-BO Harald

Wilhelmer, JBLJ-BL Greta Oberegger und

JBLJ-GO Peter Köck.

BB Michaela Pitterl spiegelte in ihrem

Tätigkeitsbericht die umfangreiche Arbeit

der Bäuerinnenorganisation auf Bezirkse-

bene wider und die vielen Aktivitäten be-

wiesen den großen Einsatz der Bäuerin-

nen, welcher sich bis in jede Ortsgruppe

hinein weiter vervielfältigt.

Im Anschluss präsentierte BB-Obm. GV

Peter Leiter, in Vertretung von Bgm. Her-

mann Mitteregger, die Marktgemeinde

Sillian in Wort und Bild.

Als Referent zum Festthema „Wertschät-

zung – Werte schätzen“ durfte BB Pitterl

Gottfried Hochgruber aus St. Lorenzen bei

Bruneck begrüßen. Der gelernte Tischler

ist seit Jahren Experte auf dem Gebiet der

Kräuter und zeigte sich im Zuge des Refe-

rates als wahrer Lebenscoach.

Hier einige Auszüge aus seinem interes-

santen und mitreißenden Vortrag:

- Wir schätzen immer unsere Arbeit wert

- viel wichtiger ist es, dass wir uns selber

wertschätzen.

- Immer nur anderen zu dienen ist der fal-

sche Weg, die Bäuerinnen sollten stolz

auf sich selber sein. Gesunder Stolz ist,

im Gegensatz zu Hochmut und Arroganz,

keine Sünde.

- Man bringt den Bäuerinnen vielfach zu

wenig Wertschätzung entgegen, wohl

auch deshalb, weil sie selbst zu wenig

stolz auf sich sind.

- Auch Bäuerinnen haben das Recht, ne-

ben der Arbeit sich etwas zu gönnen, zu

verreisen, sich an etwas zu erfreuen.

- Wichtig wäre es, den Menschen Hof, Feld

und Arbeit zu erklären (mit Freude), dann

können Außenstehende dies alles wieder

mehr schätzen.

- Am Hof ist immer die Bäuerin die trei-

bende Kraft. Das Problem ist, dass sie oft

vom Bauer selbst in ihren Ideen und in

ihrem Tun gebremst wird.

- Die Kultur wird im Haus gelebt, nicht im

Stall oder im Stadel. (Die Volksheilkunde

kommt von den Frauen, das Kind wird

von der Mutter getröstet, die Zusam-

menkünfte finden in der Küche statt,

…..)

- Viele meinen, immer nur für den Ist-Zu-

stand dankbar sein zu müssen. Vielfach

bleibt aber dabei die Lebensfreude auf

der Strecke, weil die Arbeit (vor allem im

landwirtschaftlichen Bereich) immer im

Übermaß vorhanden ist. – Die Freude ist

das Wichtige, nicht allein die Arbeit.

- Freude am Leben ist das Wichtigste,

dann kommt die Wertschätzung ganz

von allein.

- Vieles hat damit zu tun, ob man am Ende

des Tages mit dem zufrieden ist, was

man getan hat.

- Die Menschen haben sich sehr weit von

der Natur entfernt. Jedoch kann uns im

Endeffekt nur die Natur heilen, niemals

die Chemie.

- Die Menschen heute sind müde und

krank, denn verpackte Ware ist tote

Ware. Ohne bäuerliche Produkte in ihrer

ganzen Vielfalt, Natürlichkeit und Nahr-

haftigkeit wird es über kurz oder lang

keine Zukunft geben.

- Man muss beginnen, die eigenen Pro-

dukte wieder wertzuschätzen, gerade

auch jene, die die Natur jedem einzelnen

von uns bietet.

- Man meint immer, man müsse Hand-

schuhe tragen beim Arbeiten. Aber bei

der Arbeit im Garten und im Stall nimmt

man keinen Keim auf. In der sterilen

Umgebung eines Krankenhauses schon.

Man vertraut heute der Chemie mehr als

der Natur. Jeder könne gleich 10 Me-

dikamente aufzählen, aber bei 5 (Heil-)

Kräutern tun sich die allermeistern

schon schwer.

- Die Menschen müssen wieder viel mehr

dazu animiert werden, in der Natur zu

arbeiten.

- Der Mensch kann drei Leben leben: 1.

Das Private, 2. Das Öffentliche, und 3.

Das Leben, das andere sich ausdenken

…. Und in diesem 3. Leben finden sich

die meisten wieder!

- Heute ist die Gier das Problem, dadurch

verliert man die Wertschätzung.

- Wichtig ist die Vielfalt, nicht die Masse.

- Es ist auch wichtig, immer wieder etwas

(im Leben) zu verändern, neues auszu-

probieren und zuzulassen.

Eckpunkte zu diesem überaus interes-

santen und amüsanten Vortrag ließen sich

noch lange fortsetzen. Gottfried Hochgru-

ber hat allen wertvolle Impulse zum

(Nicht-)Tun und Mit-, Weiter- und Umden-

ken mit auf dem Weg gegeben.

Weiters konnten die Festteilnehmer den

heiteren und nachdenklichen Betrach-

Bezirksbäuerinnentag Osttirol 2016 in Sillian

Soziales