Dezember 2015
‘s Blatt‘l
Seite 27
Der Gemeinderat kam nach län-
gerer Debatte überein, einen Aufruf
an alle männlichen Arbeitskräfte der
Gemeinde zu erlassen, die kom-
mende Woche Robottschichten zu
machen, um die Wege wieder halb-
wegs instand zu setzen. Sollte mit
dem Aufruf, den der Hw. Herr Pfarrer
am kommenden Sonntag verkünden
wird, nicht genügend Arbeiter kom-
men, so müsste der Notstand ausge-
rufen werden.
Weiters wurden Treffpunkte für
Montag früh ausgemacht – für Schlai-
ten das Gemeindehaus und für Gö-
riach beim Obertschellnig. Die Auf-
sicht bzw. Anleitung der Arbeiten ob-
liegt in Schlaiten dem Bürgermeister
(Johann Gantschnig vlg. Fotz) und
in Göriach dem Bgm.-Stellvertreter
(Josef Waldner vlg. Obertschellnig)
Ein anderes Zeugnis über diese
Katastrophenereignisse finden wir in
einer Urkunde beim „Guten Hirten“ in
Göriach.
Marzell Gantschnig, Zaiacherbau-
er veranlasste 1967, dass die stark
baufällige Kapelle wieder hergerich-
tet wird und hinterließ eine Urkun-
de, in der er die damalige Situation
der Gemeinde, Landwirtschaft, usw.
beschreibt. Das Dokument hat er
gemeinsam mit „seinem“ Maurer Jo-
hann Lercher vlg. Untertschellnig am
16. Oktober 1967 im Giebel der Ka-
pelle eingemauert:
„…Die Jahre 1965 und 1966 wa-
ren Katastrophenjahre. 1965 kam die
Flut am 3. September, 1966 am 17.
August und am 7. November. Schlai-
ten traf es zwar nicht so wie viele
andere Orte, aber es wurde doch
großer Schaden gemacht, der Talbo-
den war schöne Weide und Felder.
Er gleicht heute noch einer Schot-
terwüste. Es wird Jahre dauern, bis
wieder etwas wächst. Viele Brücken
und Wege wurden abgeschwemmt.
Hangausbrüche entstanden; auch
im Wald war mancher Schaden, es
wurde aber bis heute viel wieder her-
gerichtet, durch große Beihilfen vom
Land...“
Chronik
Der Text auf der Ehrenurkunde lau-
tet wie folgt:
„Der Gemeinderat von Schlaiten
hat in seiner Sitzung am 6. Dezem-
ber 1974 einstimmig beschlossen,
den Landeshauptmann von Tirol
und Obmann des Tiroler Bauern-
bundes Eduard Wallnöfer zum Eh-
renbürger der Gemeinde Schlai-
ten zu ernennen. Damit soll ein be-
scheidenes Zeichen des Dankes
gesetzt sein für die wiederholte
tatkräftige Förderung der Interes-
sen der Gemeinde.
Schlaiten, am 29. Jänner 1975“
Verdienste, die sich LH Wallnöfer für
die Gemeinde Schlaiten erworben hat
waren z.B. die Übernahme der Schlait-
ner Straße in das Landesstraßennetz
sowie Übernahme der Gesamtkosten
der neuen Schlaitner Brücke.
1975: Ehrenbürgerschaft für LH Eduard Wallnöfer
vor 50 Jahren: Hochwasserkatastrophe 1965
Es dauerte 10 Jahre, bis die einspurige Behelfsbrücke an der Isel abgebaut werden
konnte und die neue Brücke in Betrieb genommen wurde. Die Segnung fand am 29.
Jänner 1975 statt.
v. r.: OBR Dipl.-Ing. Alfred Thenius, BH HR Dr. Othmar Doblander, LH ÖR Eduard
Wallnöfer, Pfarrer Anton Kraler, Pfarrer Georg Zeilinger und VSD Bgm. Alois Girstmair
Anlässlich der Einweihung der neuen
Schlaitner Brücke im Jänner 1975 er-
hielt der Landeshauptmann die Ehren-
bürgerurkunde der Gemeinde Schlaiten
überreicht.
Das Land übernahm damals die Ge-
samtkosten für die neue Brücke.
vorne: LH ÖR Eduard Wallnöfer und BH
HR Dr. Othmar Doblander
hinten: Bgm. Peter Engeler und HR
Dipl.-Ing. Alfred Thenius, Leiter BBA-
Lienz
Die Musikkapellen Ainet und Schlaiten
rückten gemeinsam zu dieser Feierlich-
keit aus.