Gemeindezeitung - page 30

Mai 2015 Gemeindekurier Nußdorf-Debant 81. Ausgabe
Rückblick auf Veranstaltungen der Bäuerinnen
Die Kräuterweihe am 15. August ge-
hört zu den volkstümlichen Bräuchen
der römisch-katholischen Kirche und
ist schon seit dem 9. Jahrhundert be-
kannt. Sie beruht auf einer bibli-
schen Legende, die besagt, dass die
Apostel nur noch Blüten und Kräuter
vorfanden, als sie zum Grab Mariens
kamen.
Am Vortag zum Fest Maria Himmel-
fahrt werden die Kräuter gesammelt
und zu einem prächtigen Buschen
gebunden. Die Anzahl der Kräuter
kann sehr unterschiedlich sein:
g
7 - Zahl der Schöpfungstage oder
die sieben Sakramente
g
9 - dreimal drei für die Hl. Dreifal-
tigkeit
g
12 - Zahl der Apostel
g
14 - Zahl der Nothelfer
g
24 - die zwölf Stämme Israels aus
dem AT und die zwölf Apostel aus
dem NT
Für manche Buschensammlerin hat
die Zahl 7 die größte Bedeutung.
Die Gesamtkräuter sollten durch 7
teilbar oder es können sogar 77 ver-
schiedene Kräuter sein.
Welche Berg- und Heilkräuter ver-
wendet werden, ist nicht genau fest-
gelegt, und unterscheidet sich je nach
Gegend und Familientradition. Typi-
sche Kräuter neben der
Königskerze
(auch Wetterkerze
genannt) und der
Mariendistel
in der Mitte des Strau-
ßes sind
Alant, Johanniskraut, Rain-
farn, Kamille, Ringelblume, Goldru-
te, Labkraut, Arnika, Schafgarbe,
Baldrian, Tausendgüldenkraut, En-
gelwurz, Mädesüß, Wohlgemut oder
Dost, Wegwarte, Quendel, Salbei,
Ysop, Wermut, Beifuß, Thymian, Ei-
senkraut, Melisse, Minze, Frauen-
mantel, Haselnuss, Wegerich, Ros-
marin, Lavendel, Eibisch, Goldme-
lisse u.a.m.
Die individuell gestalteten Kräuter-
buschen werden am Hohen Frauen-
tag von den Bäuerinnen und Frauen
in der Festtagstracht mit großer Ehr-
furcht und auch ein wenig Stolz zur
Kirche getragen, und dort vom Pries-
ter beim Hochamt gesegnet.
Nach der Weihe werden die Buschen
daheim im Herrgottswinkel oder
auch im Stall aufgehängt. Bei schwe-
ren Gewittern werden einige Kräuter
zusammen mit den Zweigen des
Palmbesens ins offene Feuer gewor-
fen, um Blitz, Hagel und Unwetter
abzuwehren. Ein Teil der Kräuter
wird auch beim „Rachngiahn“ in der
Weihnachtszeit verwendet. Wenn das
Vieh krank wird, werden die geweih-
ten, zerkleinerten Kräuter mit Salz
ins Futter gemischt.
Die Tradition der Kräuterweihe lebt
nicht nur im Bauernstand wieder auf,
sondern wird auch immer mehr von
der Stadtbevölkerung praktiziert.
Vielleicht ist diese Tradition ein
Stück Sehnsucht nach einer heilen
Welt, aber vor allem dürfen wir die
Kräuter als Gabe und Geschenk Got-
tes nützen und wertschätzen. Wir
hoffen, dass im kommenden August
wieder mehr Frauen sich Zeit „für`s
Frauenbuschen binden“ nehmen.
Lassen wir doch diesen alten Brauch
in unserer Heimatgemeinde Nuß-
dorf-Debant wieder aufleben.
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Bauernball 2015
Adventstimmung bei der Nußdorfer Dorfkrippe
Rorate mit bäuerlichem Frühstück
Kräuterweihe am Hohen Frauentag
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