Seite 23 - Gemeindezeitungen

Basic HTML-Version

Juni 2014
Arzneibuch
23
Arzneibuch
Die Familie Ortner, Frießlmair, ist im Besitz einer bibliophilen
Rarität, einem Arzneibuch aus dem Jahre 1709. Dieses Werk
gibt Einblick in Methoden der Heilkunde vor 300 Jahren, die
vor allem von Badern und Kräuterkundigen am Land ange-
wendet wurden. Der Koflkurier bringt in loser Folge Auszüge
aus diesem Werk zur Erheiterung und auch zur Erschütterung.
Dieses Mal besonders makabre Schilderungen über den Um-
gang mit Schlangen und Schlangenbissen ...
Übersetzung:
Wenn eine Otter oder Schlange in
einen Menschen kriecht.
Ist dieses gut.
Dem Kranken muss man alleweil Cardo-
benedictenwasser zu trinken geben, zu
morgens und abends, kann man aber
den frischen Saft anstatt des ange-
brennten Wassers haben, wäre es desto
besser.
Ein anders.
Solange die Otter oder Schlange im
Magen ist, soll man die kranke Person
auf einen Tisch legen auf dem Bauch,
hernach setzt man eine heiße Milch,
dass ihr der Dampf in das Maul geht,
das Maul muss offen sein, so geht die
Otter oder Schlange der Milch zu, denn
ihnen nichts lieber als eine süße Milch
ist, wenn man spürt und sieht, dass
die Otter zum Maule kommt, so muss
man sehen, dass man sie erfasse und
herausziehe, dergestalt ist eine gute
Weile zu liegen nötig: Ist sie aber schon
im Bauche so muss man Clystiere von
Milch gebrauchen.
Vor dem Otter- oder Schlangenbiss.
Man nehme einen spitzigen Wegerich,
zerstoß den und trinke davon, es soll
gut sein. Ebenso: Das Cardobenedik-
tenöl. Das Skorpionöl. Die präparierten
Kranewitt.
Das Cardobenedictenkraut
(Benediktendistel)
Herzlichen Dank
an Dipl. Ing. Anton Draxl für die Unterlagen zur Erklärung des Cardobenedictenkrautes.