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St. Veiter - Zeil´n - Ausgabe 07 | 27
St. Veiter - Zeil`n Ausgabe 07
Heimatkundeverein
Es folgen die eigenhändige Bestätigung und die sieben (nicht ganz leicht lesbaren) Unterschriften von Georg
Kleinlercher, Veit Bachmann
(?)
, Johann Melizer [Mellitzer], Peter Großlercher, Johann Kleinlercher
(?)
, Thomas
Kleinlercher und Johann (Jacob
?
) Planer.
Am Schluss des Dokuments folgt die amtliche Bestätigung durch den damaligen Deferegger Maire Georg Tegischer.
„Maire“
[gesprochen „Mär“]
ist das französische Wort für Bürgermeister. Es zeigt, wie sehr sich damals der Staat
– Defereggen gehörte von 1811-1814 zu Frankreich – in kirchliche und teilweise private Dinge einmischte.
Der große Ortsbrand von 1867 und ein umstrittener Neubau
Am 28. September 1867 wurde der Weiler Moos ein Raub der Flammen. Innerhalb weniger Stunden brannten
acht Wohngebäude und sieben Futterhäuser ab.
„Das Elend war unbeschreiblich. Gerettet wurde außer dem Vieh
wenig“,
schreibt Hofmann. Doch bereits im darauf folgenden Sommer konnten die wieder aufgebauten Häuser
provisorisch bezogen werden. Elf Jahre später wurde auch die zerstörte Kapelle wieder aufgebaut, und zwar rund
sechs Meter weiter östlich des alten Standorts. Hofmann äußert sich sehr kritisch über den Maurer, einen namentlich
nicht genannten Italiener,
„der nie eine Kapelle gebaut hatte“
: Um 450 Gulden habe er einen Bau errichtet, der
„im
Verhältnis zur Länge…zu breit und zu niedrig“
sei.
Hofmann lehnte das Ansuchen der Mooser, in der Kapelle die hl. Messe zu feiern, entschieden ab. Neben dem
finanziellen Argument
(„Je mehr Kapellen, umso nachteiliger ist es für die Seelsorgskirche“)
gab er zu bedenken,
„dass [sich] der Vikar bei finsterer Nacht durch drei gefährliche Gräben nach Moos begeben“
müsse. Nach
gelesener Messe müsse er sich noch
„einen schlechten Kaffee erbetteln“.
Der Bau und die Einrichtung der Kapelle
Die Kapelle besteht aus einem einfachen rechteckigen
Bau mit einem Rundbogenchor. Auf dem Dach sitzt ein
hölzerner Dachreiter mit einer kleinen Glocke aus der Zeit
nach dem 2. Weltkrieg. Das Innere wird von dem breiten
Altar im neuromanischen Stil dominiert, der durch blau-
rot-goldene Schablonenmalerei geprägt ist. In der Mitte
befindet sich eine gemalte Kopie des Gnadenbildes von
Maria Luggau. Das Original stellt eine geschnitzte Pietà
(Schmerzensmutter) dar, die auf das Gründungsjahr der
Luggauer Kirche, 1513, zurückgeht.
Links und rechts des Bildes befinden sich zwei
Holzfigürchen (Maria mit Kind und Schutzengel),
ebenfalls etwa aus der Zeit der Gründung der Kapelle.
Zur Ausstattung der alten Kapelle, die offenbar gerettet
werden konnte, zählen das Herz Jesu-Bild, das Bild des
dornengekrönten Jesus, eine Kopie des Klagenfurter
Heiliges-Haupt-Christi-Bild, sowie das Vortragskreuz.
Die Weihe der Kapelle und die erste heilige Messe (1947)
Rund 80 Jahre nach der Zerstörung der alten Kapelle wurde das Mooser Kirchl im Frühjahr 1947 renoviert.
Damit verbunden war der Wunsch, dass nunmehr in dem kleinen Gotteshaus auch die hl. Messe gefeiert werden
dürfe. Diesem Wunsch wurde noch im gleichen Jahr mit der Segnung des Kapellenraums entsprochen. Die
Einweihungsfeier war für die Mooser Bevölkerung ein nicht alltägliches Ereignis: Alles war festlich geschmückt,
der Chor
„begleitete ergriffen die heilige Handlung“
, die ihrerseits
„als Bittruf für die noch vermißten Soldaten
von Moos aufgeopfert“
wurde. Im Anschluss daran gab es ein Festkonzert, Böllerschüsse, Kirchtagskrapfen uam.
Neubau oder Sanierung? – Die Renovierung in den 1980er-Jahren
Es sollte rund vierzig Jahre dauern, bis abermals eine Renovierung notwendig wurde. Angesichts der Bauschäden
überlegte man damals auch einen Neubau an anderer Stelle, ein Gedanke, der allerdings bald verworfen wurde. Im
Zuge der Arbeiten wurden die Mauern außen und innen trocken gelegt, das Dach mit Holzschindeln eingedeckt,
der schadhafte Verputz innen und außen zur Gänze abgeschlagen, die Fenster erneuert und ein neuer Boden verlegt.
Die Kosten beliefen sich bis zum Frühjahr 1988 auf rund 250.000 Schilling. Dazu kamen unzählige freiwillige
Arbeitsstunden der Mooser Bevölkerung. Das Bundesdenkmalamt gewährte eine Subvention von 50.000 Schilling.
Am 1. Oktober 1988, dem Rosenkranzsamstag, wurde die Kapelle vom Matreier Dekan Eduard Außerdorfer
eingeweiht. Seither ist das Mooser Kirchl wieder eine Zierde des Dörfls und ein Zeichen lebendigen Glaubens.
Michael Huber