Seite 10 - Gemeindezeitungen

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Oberlienzer Hoargascht
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Seite 10
Juli 2013
„Es ist Zeit, dass ich mich wieder ein-
mal melde – na ja, auch ich und meine
Hühner brauchen einmal eine Auszeit,
oder was meinst du Berta?“
„Richtig, lieber Gockel und Thema ha-
ben wir auch kein g’scheites mehr gehabt.
Versuchen wir es heute wieder einmal.“
„Ob es heute etwas G’scheites wird, dar-
über urteilt der Leser. Wir wollten doch
über die Ernährungsgewohnheiten der
Menschen reden. Die sind doch komisch,
die Menschen. Sie sollten sich an uns
Hühnern ein Beispiel nehmen. Wir essen
– ich meine wir fressen allesamt friedlich
an einem Trog. Das können die Men-
schen scheinbar nicht mehr, miteinander
an einem Tisch essen.“
„Na ja, es hat sich natürlich viel geändert
bei den Menschen. Der Vater und meis-
tens auch die Mutter sind auf der Arbeit.
Die Kinder kommen auch verschieden
von der Schule heim.
Da wird es schwierig, alle an einen Tisch
zu bringen.“
„Da hast du schon recht, Berta, aber es
gibt doch nichts Schöneres, wenn alle
an einem Tisch speisen und es soll auch
viel gesünder sein. Das wissen wir Hüh-
ner schon lange. Wenn ich das Wort
„fastfood“ höre, schwillt mir schon der
Kampl rot an.“
„Was ist das – Fastfood, das musst du mir
erklären.“
„Ach, das heißt soviel wie ‘schnell-
essen’, glaube ich. Wenn mich nicht alles
täuscht, bekommt man so etwas beim
Schachtelwirt.“
„Wer ist denn der Schachtelwirt, bitte?“
„Keine Ahnung, ich war noch nie dort.
Interessiert mich auch nicht. Ich habe es
auch nur von jemandem gehört.“
„Für uns Hühner wird das sicher nichts
sein, denke ich.“
„Nein, nein, sicher nicht. Dafür kennen
wir von den Menschen den „Finger-
food“, bei uns heißt es halt „Schnabel-
food“. Aber für uns ist dies ja normal.“
„Warum sagst du immer „food“, kannst
du nicht einfach „essen“ sagen.“
„Ich muß zugeben, dass ich nicht weiß,
was „fressen“ auf englisch heißt. Also
ist es besser, wir reden Deutsch. Finger-
food – äh – ichmeine ngeressen hat es ja
schon immer gegeben bei den Menschen.
Wurstsemmeln, Brot, Obst zum Beispiel
kann man nur mit den Fingern essen und
wir mit dem Schnabel.“
„Du hast recht wie immer. Neu ist nur
das Englisch. Tja, so sind halt die Men-
schen. Manchmal verstehen wir sie wirk-
lich nicht. Soll uns auch egal sein.“
„Wir bleiben jedenfalls bei unserem
Schnabelfood – Äh – ich meine Schna-
belpicken. So sind wir es gewohnt und
halten es auch weiter so, gell Berta!“
„Jawoll, Gockel!“
„Bis zumNächstenmal -
Kikerikiiiii!“
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Peter Schneeberger