Seite 21 - Gemeindezeitungen

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Dezember 2013
‘s Blatt‘l
Seite 21
Soziales
Petra Plattner: Freiwilligenjahr in Äthiopien
tagsandacht im Oratorium
oder auch als kurzes “In sich
gehen” am Ende der Chorpro-
be. Dieses absolute Vertrauen
und auch die Stärke, zu sei-
nem Glauben zu stehen, ist
auch ein Teil dieser Kultur, der
mich immer wieder begeistert.
Im Projekt der Salesianer, in
dem ich lebe und mitarbeite,
gibt es drei Schulen (Prima-
ry, Junior und High School)
und ein Oratorium, eine Art
Jugendzentrum, das am Wo-
chenende geöffnet ist. Meine
Hauptaufgaben sind einer-
seits das Unterrichten von “English
Conversation” in Primary und Junior
School und andererseits das Mitar-
beiten im Oratorium am Wochenen-
de.
Zusätzlich engagieren wir uns auch
im WID-(Women in Development)
Projekt, das von der italienischen
Volontärsfamilie, mit der wir zusam-
menleben, geleitet wird. Es besteht
aus zwei Teilprojekten, Egisera und
Tokuma. Egisera bietet jungen Mäd-
chen und Frauen die Möglichkeit,
sich ihre Schule und die dadurch
anfallenden Kosten zu finanzieren.
Dies wird durch das Herstellen un-
terschiedlichster Näh- und Stickar-
beiten bewerkstelligt. Die Produkte
reichen von Taschen, Schmuck und
Schals, über Topflappen und Serviet-
ten, bis hin zu traditioneller Kleidung
und werden regelmäßig auf Märk-
ten verkauft. Da die meisten dieser
Mädchen keine besonders guten
Englischkenntnisse besitzen, lehren
meine Mitvolontärin Judith und ich
seit kurzem auch hier in Egisera die
englische Sprache.
Tokuma wiederum ist ein Projekt,
das für die ärmsten Frauen der Stadt
ins Leben gerufen wurde und ihnen
ermöglicht, einen Beruf zu erlernen ,
um so ihren Lebensunterhalt zu ver-
dienen. Viele von ihnen sind nämlich
alleinerziehend oder lebten zuvor so-
gar auf der Straße. Ihre Arbeit in To-
kuma besteht darin, die für die äthio-
pische Kultur so typischen Kör-
be zu flechten, welche eben-
falls auf den Märkten verkauft
werden. Da die meisten der
Frauen bereits mehrere Kinder
haben und diese während der
Arbeitszeit Betreuung benöti-
gen, gibt es einen dazugehö-
rigen Kindergarten, in dem die
Kleinen auch mit Essen ver-
sorgt werden.
Trotz der fürsorglichen Betreuung
ist der Alltag im Kindergarten nicht
gerade abwechslungsreich, da der
Bestand an vorhandenem Material
eher gering ist. Deshalb versuchen
meine Kollegin und ich durch
unterschiedlichste Aktivitäten
und Einheiten ein wenig fri-
schen Wind hineinzubringen,
wobei wir natürlich gut auf un-
ser beider Berufsausbildung
zurückgreifen können.
Genau diese wertvolle Zeit
im Kindergarten, die Begeg-
nungen im Oratorium, aber
auch die faszinierten Blicke
im Unterricht tragen dazu
bei, dass ich mich trotz die-
ser kurzen Zeit und der im-
mer wieder auf mich zukom-
menden Herausforderungen,
schon wie zu Hause fühle. Bereits
jetzt durfte ich so viele wertvolle Er-
fahrungen und Momente sammeln,
die mich für mein weiteres Leben
prägen werden.
Deshalb möchte ich mich auf die-
sem Wege nochmals ganz herzlich
für eure riesengroße Unterstützung
bedanken, durch die mir dies alles
hier ermöglicht wurde. Auch für die
zahlreichen guten Wünsche, Gebete
und das Interesse an meinem Ein-
satz, was mir immer wieder hilft, an
mich selbst zu glauben, möchte ich
ein großes Danke sagen!
Nun bleibt mir noch, euch eine wun-
derbare, besinnliche Weihnachtszeit
zu wünschen und viel Glück und Se-
gen im Jahr 2014
Alles Liebe aus dem sonnigen
Zway, eure Petra.
Der Alltag im Kindergarten ist wegen fehlender Mate-
rialien nicht gerade abwechslungsreich.
Ein besonderer Weihnachtsgruß aus Äthiopien