Seite 19 - Gemeindezeitungen

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Dezember 2013
‘s Blatt‘l
Seite 19
Den Sommer über war sonntags
immer viel Betrieb beim „Guten Hir-
ten“. Der „Tag des Herrn“ begann mit
einer Frühmesse oder dem Gottes-
dienst um 9 Uhr in Schlaiten. Um 13
Uhr war im Göriacher Kirchl Rosen-
kranz und später trafen sich die „obe-
ren“ Göriacher noch einmal zu einer
kurzen Andacht und zu einem Hoa-
gascht bei der Kapelle. Wenn min-
destens zwei Nachbeter da waren,
dann reichte es auch schon für einen
Rosenkranz. Auf Gant war dann seit
jeher ein beliebtes Platzl für eine kur-
ze Einkehr.
Bei der letzten Renovierung der
Kapelle im Jahre 1967 hat man die
Statue des „Guten Hirten“ der Ein-
fachheit halber im nahen Walde an
einem Baum aufgehängt. Die Gonig-
er Burgl, eine Magd beim Außergo-
nig, ist bei diesem Anblick derart wild
erschrocken, dass sie kopfüber heim
zum Gonig eilte und erzählte, dass
sich beim „Guten Hirten“ ein Mann
erhängt hat.
Für die laufende Instandhaltung
und auch für die Renovierung war
jahrzehntelang Marzell Gantschnig
vlg. Zaicher zuständig, der auch als
Ortsbauernobmann und zugleich
Alpherr den Großteil der Kosten für
die Renovierung selber getragen hat.
Nach Abschluss der Renovierungs-
arbeiten im Oktober 1967 hinterlegte
er gemeinsam mit Johann Lercher
vlg. Untertschellnig, der als Maurer
bei den Arbeiten dabei war, in einer
Mauernische eine Urkunde – ver-
packt in einer Zigarrenschachtel der
Marke „RuC“ 10 Stück Zigarren Nr.
60 und der Aufschrift „Deutsche Ein-
heit“.
Marzell Gantschnig berichtete
in der Urkunde von den Hochwas-
serkatastrophen 1965 und 1966
und dass Schlaiten nicht so hart
getroffen wurde, wie andere Orte.
Die Bauern haben keine Arbeits-
leute mehr. Die Kinder gehen früh
schon in die Schule und später
einem Verdienst nach. Die Vieh-
preise sind im Verhältnis zu den
Ausgaben nicht gut. Einstell- und
Schlachtvieh 12 bis 15 Schilling
je kg. Kühe und Kalbinnen 6.000
bis 9.000 Schilling. Die politische
Lage ist gespannt. In vielen Län-
dern gibt es Unruhen, Aufstände
und Kriege. Es herrscht Besorg-
nis, dass ein dritter Weltkrieg
kommt. Schlaiten zählte damals
80 Haushalte, 450 Einwohner und
100 Schulkinder. Alte Leute sind
wenig, es ist kein 80iger.
Um 1982 wurde auf Initiative des
damaligen Gasserbauern, Alfons
Waldner wieder ein Wetterkreuz
beim Guten Hirten aufgestellt. Nach
30 Jahren war wieder eine Erneue-
rung fällig. Die Jungbauernschaft-
Landjugend unter Leitung vom Ob-
mann Christian Bichler vlg. Gridling
und Betina Lumaßegger vom Unter-
weberer kümmerten sich darum. Das
Holz wurde am 14. Dezember 2012
im Sternzeichen Steinbock geschlä-
gert. Wenn es der richtige Zeitpunkt
war, sollten einige Jahrzehnte verge-
hen, bis wieder ein neuer „Wächter
für die Feldfrüchte“ aufzustellen ist.
„Im kleinen Rahmen und zu fortge-
schrittener Stunde“
sah es die Land-
jugend um Obmann Christian Bichler
„als ein besonderes Anliegen und eine
Herausforderung, das Zeichen des
Glaubens und des Schutzes wieder
neu erstehen zu lassen.“
Das Holz für
den 13,60 m langen Längsbalken und
den 6 m langen Querbalken wurde
von Franz Plattner und der Gemeinde
beigestellt. Markus Holzer verrichtete
die Zimmererarbeiten, beim Aufstel-
len half Hannes Scheiterer mit dem
Bagger. Walter Oblasser gestaltete
eine schöne Erinnerungstafel und
Alois Lumassegger steuerte einen
gefälligen Blumentrog bei.
Der Jungbauernobmann dankt
allen, die in irgendeiner Weise zur
Neuerrichtung dieses Kreuzes bei-
getragen haben.
Chronik
100 Jahre Kapelle „Zum guten Hirten“ und Wetterkreuz in Göriach
Der rührige Ausschuss der Jungbauernschaft/Landjugend Schlaiten
sorgte auch für das leibliche Wohl bei der Einweihungsfeier.
v.l. hinten: Silvana Haidacher, Hannes Scheiterer, Betina Lumaßegger, Markus
Holzer, Julia Gliber, Christian Bichler, Larissa Plattner und Andreas Steiner;
vorne: Tobias Ortner, Michael Pedarnig und Fabian Ortner;
Für die Kapelle samt Außenanlagen
kümmert sich seit einigen Jahren
ein „irdischer“ guter Hirte – Johann
Gantschnig vom Zaiacher.