Seite 19 - Gemeindezeitungen

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Juni 2013
‘s Blatt‘l
Seite 19
Chronik
Kleinodien in unserer Gemeinde: Gedenkstein beim Angerer
Eingearbeitet in diesen Stein ist
eine Kupfertafel, die den St. Bernar-
dus zeigt. Die Tafel trägt die Inschrift:
„IN MEMORIAM
ROBERT ANDERS
† 22.09.1943“
Beim Wandern ist dieses Kleinod
kaum zu entdecken.
Wie kommt ein solcher Gedenk-
stein mit uns unbekannten Namen an
den Ort? Dazu muss ich ein bißchen
weiter ausholen.
Es war um 1940. Josef Oblasser
vlg. Ångerer wollte daheim unbedingt
ein richtiges Bad mit Badewanne im
Haus installieren. Ein solch moder-
nes Zeug konnte damals in unserem
Bezirk kein Betrieb anbieten. Und so
machte sich der Poltn Seppl auf den
Weg nach Wien und kaufte tatsäch-
lich bei einem Installateurbetrieb eine
Badewanne. Sein Rucksack war mit
Speck gefüllt. Dieses Zahlungsmittel
war damals auch in der Stadt wesent-
lich gefragter als Geldscheine. Der
Transport der Badewanne erfolgte
mit der Bahn nach Lienz und dann mit
dem Pferdefuhrwerk nach Schlaiten.
Aus dem Wienbesuch blieb auch
eine Bekanntschaft mit Familienan-
gehörigen dieses Betriebes. Die Si-
tuation während dem 2. Weltkriege
war in den Städten noch viel schlech-
ter als auf dem Lande und so hat
Josef Oblasser die Familie im Poltn
Zuhäusl als Gäste aufgenommen.
Die Tochter Maria war damals jung
verheiratet mit Herrn Robert Anders.
Von Schlaiten aus verabschiedete
sich der junge Familienvater von
Frau und Tochter. Er erhielt die Ein-
berufung.
Robert Anders sollte nicht mehr
zur Familie zurückkehren. Er ist am
22. September 1943 gefallen. Maria
Anders heiratete später einen Herrn
Puhl. Auch nach dem Kriege hielt
der Kontakt zur Familie Oblasser
noch an und ältere Schlaitner kön-
nen sich noch an Angehörige der
Familie Puhl erinnern, die nach dem
2. Weltkrieg beimPoltn gewohnt haben.
Die Angehörigen von Robert An-
ders ersuchten später ihre Schlait-
ner Gastgeber, ob sie einen Ge-
denkstein oberhalb der Hofstelle
vlg. Ångerer aufstellen dürften. Ein
großer Granitblock wurde mit viel
Aufwand mit Pferdefuhrwerken an
den gewünschten Ort gekarrt. Die
Inschrift auf dem Stein erinnert er-
innert an den Tod des jungen Fami-
lienvaters.
Der Kontakt mit der Familie Puhl
bzw. Anders besteht nach wie vor.
Auch nach zwei Generationen erhält
die Familie Oblasser immer wieder
einmal Besuch oder eine Postkarte.
Oberhalb der Hofstelle vlg. Ångerer, versteckt hinter wunderschönen Lupinen und vielen noch kleinen
Eichen ragt ziemlich unvermutet ein Granitblock mit einer Inschrift aus der Erde
Am 8. März 2013 verstarb völlig
unerwartet Bürgermeister Josef
Rainer aus St. Johann i. W. im Alter
von nur 64 Jahren.
Sepp leitete seit 1986 durch-
gehend die Geschicke unserer
Nachbargemeinde und war damit
der dienstälteste Bürgermeister
in unserem Bezirk. In St. Johann
i. W. spürt man vor allem an di-
versen Einrichtungen und Bauten
des kommunalen Bereiches seine
Handschrift. So wurden unter sei-
ner Führung die Volksschule mit
Kindergarten neu gebaut und ein
neues Vereins- und Feuerwehr-
haus errichtet. Ständige Bemü-
hungen um Qualitätsverbesse-
rungen im Bereich der Trinkwas-
serversorgung, der Ausbau der
Ortskanalisation sowie die Errich-
tung eines Trinkwasserkraftwerkes
fallen ebenfalls in seine Amtszeit.
Ganze 32 Jahre lang war er darü-
ber hinaus auch Kommandant der
Freiwilligen Feuerwehr St. Johann
i. W. Somit pflegte Sepp Rainer
auch über das Vereinswesen eine
kameradschaftliche Zusammenar-
beit mit Schlaiten. Viele Schlaitner
fanden bei der Firma Josef Rainer,
Erdbewegung, viele Jahre lang ei-
nen guten Arbeitsplatz hatten.
Wir werden ihn als rührigen Bür-
germeister und geselligen Nach-
barn gerne in Erinnerung behalten.
Josef Rainer, Bürgermeister
von St. Johann i. W.
08.03.2013
Wir gedenken