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‘s Blatt‘l
Juni 2013
Chronik
Geschichte unserer Kirchenglocken
Geschichten der Kirchenglocken
von St. Paul in Schlaiten
Die ersten zwei Glocken für die Kir-
che St. Paul in Schlaiten wurden im
Jahre
1733
in der
Gießerei Graß-
mayr in Brixen
gegossen. Die erste
Glocke wog 530 kg und war auf den
Ton „gis“ gestimmt. Die zweite Glo-
cke hatte ein Gewicht von 310 kg und
erklang im Ton „h“. Die Glocken wur-
den am 22. August 1733 von Bischof
Casparus Ignatius von Brixen ge-
weiht. Es ist anzunehmen, dass der
Bischof damals nicht nach Schlaiten
kam, sondern die Weihe in Brixen er-
folgte.
1834
fertigte die Firma Graßmayr
drei weiter Glocken an, geweiht auf
Jesus, Maria und Joseph. Und im
Jahre
1857
wurden von der Firma
Johann Graßmayr wieder 3 neue
Glocken angekauft – damals war
die Firma bereits nach Innsbruck
übersiedelt. Die Glocken hatten ein
Gewicht von 919 kg, 130 kg und 33
kg. Es ist unwahrscheinlich, dass die
Schlaitner mit diesem Ankauf über
ein achtstimmiges Geläut verfügten.
Eher dürfte ein Schaden an früheren
Glocken zur Neuanschaffung geführt
haben.
Wann die Glocken im
1. Weltkrieg
eingezogen wurden, ist nicht fest-
gehalten. Der 1. Weltkrieg war je-
denfalls noch nicht zu Ende als die
Pfarrkirche Schlaiten bereits 4.719
Kronen in einen
Glockenfond
einge-
zahlt hat. Und der Schlaitner Kirch-
turm wird weitum einer der ersten
gewesen sein, der nach dem Kriege
mit einem neuen Geläut ausgestattet
wurde. Aber diese Glocken aus dem
Jahre
1922
brachten den Schlaitnern
so einige Sorgen. Nicht nur die ra-
sche Geldentwertung während dem
Ankauf, sondern auch die schlechte
Qualität waren mit ein Grund, dass
die Schlaitner dieses Geläut am liebs-
ten gleich wieder vergessen hätten.
Aber einige Zeilen aus den Gemein-
deratsprotokollen und zwei köstliche
Aufsätze der Schülerin Anna Koch
aus dem Jahre 1922 beschreiben die
Ankunft und die Weihe der Glocken,
bzw. diesen unglücklichen Ankauf.
Der
Glockenstuhl
hatte anschei-
nend auch keine rechte Freude mit
dem „unmusikalischem Geläut“ und
so musste dieser
im Herbst 1925
komplett erneuert
werden. Am letz-
ten Tag des Jahres 1925 fasst der
Gemeinderat den Beschluss, bei der
Urkunde betreffend die Weihe der ersten Schlaitner Kirchenglocken im Jahre 1733
durch Bischof Casparus Ignatius von Brixen.
Die Aufzahlung für 1 kg Glocken-
metall kommt beim Eintausch mit
dem bisherigen Geläute auf zirka
2,50 Schilling. Bei einem Gesamt-
gewicht von 2.500 kg betragen die
Gesamtkosten 6.250 Schilling.
Die Gemeinde zahlte damals für
eine Tagesschicht „Holzaufmachen“
beispielsweise 4 Schilling. Umge-
rechnet würde diese Anschaffung
ca. 1560 Tagesschichten entspre-
chen. Würden wir heute eine Ta-
gesschicht mit 100 Euro bewerten,
würden die 5 Kirchenglocken von
damals 156.000 Euro betragen ha-
ben. Nach der Inflation der Krone
wurde am 1. März 1925 der Schil-
ling eingeführt. Die neue Währung
wird wohl auch damals wie heute
ein wenig dazu beigetragen haben,
dass Anschaffungen lockerer ge-
handhabt wurden. Noch dazu war
auf Grund der hohen Inflation das
Umrechnen gar nicht so einfach.
Die Weihe der ersten Glocken nach dem 1. Weltkrieg im Jahr 1922